Kuno Fischer.
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arbeiteten Auflage. Dazu kam, ebenfalls in zweiter, völlig neu bearbeiteter Auflage, das „System der Logik und Metaphysik". In diese Zeit fallen auch die akademischen Reden: „Johann Gottlieb Fichte", „Diebeiden kantischen
Schulen in Jena", „Ueber das akademische Studium und feine Aufgabe"; die Jubiläumsreden über Schiller und Fichte; dann die Vorträge in der „Rose": „Die Selbstbekenntnisse Schillers", „Schiller als Philosoph",
„Schiller als Komiker", „Lessings Nathan der Weise", „Shakespeares Charakterentwickelung Richard III.", „Kants Leben", „Spinozas Leben und Charakter", „Ueber die Entstehung und die Entwicklungsformen des Witzes". Auf den Wunsch der Frau Großherzogin hat Fischer mehrere Vorträge am weimarischen Hofe gehalten, darunter „Ueber das Problem des Erkennens", „Ueber Raum und Zeit", „Ueber die menschliche Freiheit" u. a. m.
So lebte und wirkte Fischer in Jena, umgeben von Wohlwollen, Freundschaft und Anerkennung und durch die gleichen Empfindungen dankbar an die neue Heimath gefesselt. Auch in Heidelberg hatten sich unterdessen die aus Mißverständniß, Uebelwollen und schlimmen Einflüssen entstandenen Nebel verzogen und einer besseren, verdienten Würdigung Raum gemacht. Schon nach einem halben Jahre seiner Wirksamkeit in Jena erging an ihn unter den ehrendsten Bedingungen der Ruf, seine Lehrtätigkeit der dortigen Hochschule von neuem zu widmen, eine Aufforderung, die sich nach Roths Tode wiederholte. Ein anderer Ruf au die Universität Wien kam von (dem österreichischen Ministerium. Allen diesen Anerbietungen hat er keine Folge gegeben aus Gründen, die ihn, wie ich vorhin erwähnt, an Jena banden.
Nach einer Wirksamkeit von sechszehn Jahren, in Folge mancher Erlebnisse, die ich ungeschildert lasse, fühlte er das Bedürfniß nach einem Ortswechsel und die persönliche, wie häusliche Notwendigkeit, seine äußeren Lebensverhältnisse zu ändern. Als Eduard Zeller nach dem Tode Tren- delenburgs dem Berliner Rufe gefolgt war, wurde Fischer sein Nachfolger in Heidelberg (im Herbst 1872) und die Verhältnisse brachten es mit sich, daß er dort blieb, als einige Jahre später ihm der Lehrstuhl der Philosophie in Leipzig angetragen wurde. Seine schriftstellerische Thätigkeit von bewunderungswürdigster Productivität wetteiferte mit seiner unermüdlichen Wirksamkeit auf dem Katheder. Gleichzeitig mit seinem Antritt in Heidelberg erschien der erste Theil seines Werkes über Schelling (Leben und Schriften), dem nach einigen Jahren der sehr umfassende zweite Theil (Schellings Lehre) nachfolgte (1877); sie bilden den sechsten Band der „Geschichte der neuern Philosophie". Dazwischen fällt die neue, völlig umgearbeitete Auflage des Werkes über Bacon und die Eutwickelungsgeschichte der Erfahrungsphilosophie (1875). In den Jahren 1878—80 erschien in neuer Bearbeitung die dritte Austage der ersten Bände des Gesammtwerkes (Des- cartes und Spinoza). Dazu kommen seine anderen Vorlesungen „Ueber Göthes Faust" (1878) und die eben in „Nord und Süd" veröffentlichten Essays über Lessing. Ich nenne noch seine wichtige, mir durch Mittheilung