Heft 
(1880) 41
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N. E. von 5osnowski in Posen.

bekannte, aber noch nicht im Buchhandel erschienene Heidelberger Prorectorats- rede:lieber das Problem der menschlichen Freiheit."

II.

Nachdem ich so kurz, wie es die Fülle des Materials nur gestatten wollte, eine Skizze des Lebens, Wirkens und der reichen schriftstellerischen Wirksanikeit Fischers im fortlaufenden Zusammenhänge zu geben versucht habe, bleibt mir noch übrig zu erwägen, was derselbe für die Philosophie und deren Einfluß auf die öffentliche Bildung geleistet hat.

Zwei seiner Hauptschriften kommen hierbei vorzugsweise in Betracht: dasSystem der Logik und Metaphysik" und dieGeschichte der neuern Philosophie". Obwohl der Hegelschen Lehre und deren Richtung angehörig, hat er sich eine von schülerhafter Abhängigkeit freie Stellung als philosophischer Denker und Schriftsteller zu erringen gewußt. Er sagt in der Vorrede zu seinemSystem der Logik und Metaphysik":Dem wiederholten Studium

des aristotelischen Organons, insbesondere der Analytik, womit ich die Vor­arbeiten zu dieser neuen Auflage begann, verdanke ich die Einsicht, daß in der Lehre von den llrtheilen und Schlüssen die Hegel'sche Logik die Sache verfehlt hat. Es giebt zwei Dinge, die man in der Philosophie nicht ungestraft vernachlässigen darf: die aristotelische Logik und die kritische, ich meine die kantische Philosophie". Das Thema seiner Logik ist der kritisch durchdachte, methodisch auseinandergesetzte Begriff der Entwickelung, die logische Entwickelungslehre als Basis aller philosophischen Betrachtung. Wie mangelhaft und verfehlt einzelne Theile der Hegel'schen Philosophie sein mögen, so wird mau nicht leugnen können, daß dieselbe, in ihrer folgerichtigen Abkunft von Kant, Fichte und Schelling, ein logisches Entwickelungssystem ist und sein will, daß sie an dem Punkte in den Gang der Philosophie Antritt, wo ein solches System die Lösung einer solchen Ausgabe gefordert hat. Oder mit andern Worten: sie war der erste umfassende Versuch zu dieser Lösung. Nimmt und bejaht man den Charakter des Hegel'schen Systems in einem so erweiterten Sinne, der die Abhängigkeit vom Buchstaben ausschließt, die Umbildung freiläßt und verlangt, so wird man Zeller beistimmen dürfen, wenn er in seinerGeschichte der deutschen Philosophie" Kuno Fischer zu denen rechnet,die durch die Schule der Hegel'schen Philosophie nicht blos hindurchgegangen, sondern ihr auch bei aller Selbständigkeit der eigenen Forschung im Wesent­lichen treu geblieben sind".

Wie unabhängig diese Forschung und eigenartig seine Fassung der Objecte ist, beweist am besten sein Hauptwerk: dieGeschichte der neuern Philosophie", die unleugbar einen weitgreifeuden Einfluß auf die philosophische Geistesbildung unserer Zeit ausgeübt hat. Wenn man erwägt, daß ein Werk, welches nur für die philosophischen Kreise ausschließlich bestimmt zu sein scheint und eine große Zahl umfangreicher Bände zählt, bereits in