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lsans Hoffmann in Stettin.
ihre Züge und ihr Sinn, und laut jauchzend rief sie aus: O Herr, seht
doch, was hat er für herrliche Augen!
Und die alte verstockte Fröhlichkeit überkam sie ärger als ich es sonst gesehen. Da verzweifelte ich 'an ihr, ließ sie in ihrer Unbußfertigkeit und ohne Beichte weiter leben und stellte ihre Bekehrung der Hand des Herrn selber anheim.
Und der Tag kam, daß meine Fürbitte erhört ward: der Knabe verfiel in eine schwere Krankheit, und als er genas, war das Licht seiner Augen geschwunden und er war blind geblieben.
Ich erkannte den furchtbaren Wink Gottes und offenbarte ihn auch dem sündigen Weibe: Teresa, sagte ich, gedenkst Du noch dessen, fwie Du mir
einst in verstocktem Hochmuth die herrlichen Augen Deines Kindes gepriesen? Nun siehe, an eben diesen Augen hat der Herr Dich jetzt heimgesucht und gezüchtigt, daß seine Macht offenbar werde und das Wort, das er auf dem Sinai zu Mose gesprochen: die Sünden der Väter will ich heimsuchen an den Kindern bis in's dritte und vierte Glied!
Da stand das Weib erschüttert und vernichtet, und ihr lautloser Jammer war so groß, daß mein Herz von Mitleid übermaunt und fast von der heilsamen Strenge abgewendet ward. Aber noch einmal versuchte sie aus eigener Kraft und ohne die Hilfe der Kirche, sich zu sündigem Trotz emporzuringen, und sie sagte zu mir: O Don Elemente, er wird nicht blind bleiben, sicherlich giebt es Aerzte drüben in Neapel, die ihn heilen können; ich will fortan doppelt arbeiten bei Nacht und bei Tag, um das Geld zu gewinnen, dessen ich bedarf, ihn hinüber zu führen und heilen zu lassen!
Vor so grenzenlosem Hochmuth und unbußsertigem Sinn verschwand mein voriges Erbarmen, ich ergrimmte heftig und fuhr sie mit harter Stimme an: Unselige, willst Du in Deinem Wahnsinn dem göttlichen Rächer frech in den strafend erhobenen Arm fallen? Weißt Du nicht, daß er Macht hat, Dich dreimal gewaltiger zu schlagen, wenn Du seiner milderen Zucht trotzig widerstrebst? Wahrlich, ich sage Dir, was der Geist mir weissagt: an dem Tage, da eine weltliche Hand sich vermäße, dieser gottgeschlagenen Creatur das Augenlicht wieder zu geben, würde das Kind alsbald von Dir genommen werden und des Todes sterben!
Ich weiß nur, daß diese schrecklichen Worte nicht aus meinem eigenen Geiste kamen, denn ich hatte sie nicht zuvor gedacht, sondern ein Höherer legte sie mir auf die Lippen, und darum hatten sie auch die Kraft, das widerspenstige Herz des schuldigen Weibes endlich zu brechen und zu Boden zu drücken. Wie im Sturm herfahrend hatte der Herr ihre Seele gefunden und emporgerissen; fortan wich der Geist hochmüthiger und leichtfertiger Fröhlichkeit von ihr, sie ward eine treue und reuige Tochter der Kirche und trug in still duldendem Leide das Unglück, das der rächende Gott in ihrem Kinde aus sie selber gelegt. Und nimmer wagte sie mit eigener frevelnder Hand einzugreifen, sondern weiß, wenn es Gottes Wille ist, so hat er die