- Goethes „Faust" als Bühnenwerk.- ^0»
zur Veranständigung umzuhängen. Auch da sind wie im ersten Theil gan curiose Dinge zu verzeichnen. Auf's Gerathewohl hier einige Beispiele.
Bei Goethe heißt es in der Wagnerscene, Herstellung des Homunculusr
— Ein herrlich Werk ist gleich zu Stand gebracht — Was giebt es denn?
— Es wird ein Mensch gemacht.
Bei Devrient heißt es:
— Ein herrlich Werk ist hier sogleich gemacht.
— Was giebt's?
— Es wird ein Mensch zu Stand gebracht.
Ich bitte um Verzeihung — er wird nicht „zu Stand gebracht"; er wird in des Wortes reinster Bedeutung „gemacht" und zwar auf dein allertrockensten, nüchternsten wissenschaftlichen Wege.
„ . . . Wie sonst das Zeugen Mode war,
Erklären wir für eitel Possen . . .
Wenn sich das Thier noch weiter dran ergötzt,
So muß der Mensch mit seinen großen Gaben Doch künftig reinern, höhern Ursprung haben".
Dieses Menschlein wird also geradeso gemacht wie irgend eine andere chemische Mischung, und daß Devrient da eine Milderung für nothwendig erachtet hat, beweist bei dem doch sonst so scharfsinnigen Kopse, daß er das dichterische Wort nicht verstanden hat. Wagner, der eben dem Schöpfer in's Handwerk pfuschen will, sagt auch mit dem göttlichen Urheber aller Wesen und Dinge: „Lasset uns Menschen machen!" — nicht „zu Stande
bringen". Und somit wird es auch wohl später sein Bewenden dabei haben müssen, daß Wagner sagt: „Es wird ein Mensch gemacht".
Von den thessalischen Hexen sagt Mephisto „lüstern", wie es Goethe schreibt, und wie es Devrient ihm auch durchgehen läßt:
„Mit ihnen Nacht für Nacht zu wohnen,
Ich glaube nicht, daß es behagt . . ."
„Mit ihnen allezeit zu wohnen",
verfeinert Devrient. Ob's dadurch unverfänglicher wird, — ich weiß es- nicht! Aber die Basen, für die Devrient diese Arbeit „zu Stande bringt" oder, um mit Wippchen zu reden: „verzeihen Sie das harte Wort" —machte — die Basen denken sich vielleicht dabei, daß Mephisto bei den thessalischen Hexen eine züchtige Junggesellenwohnung beziehen will, und werden danw beruhigt sein.
Weitaus bedenklicher sind die Zusätze, die — ich bedauere, es sagen zu müssen, durchweg gänzlich mißrathen sind. Um nach dem Abgänge des Baccalanreus einen Uebergang zu Wagner zu finden, läßt Devrient seinen Mephisto sagen:
„Allein wo hat der Mann sich hingethan,
Der Fausten zur Genesung helfen kann?"
Ich gestehe, daß ich an dieser Charakterisirung Wagner nie und nimmer erkannt haben würde. Daß dieser, fast bis zum Stumpfsinn überstudirte