Heft 
(1878) 05
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derPacific Mail Steamship-Company" und die dort liegenden großen Seedampfschiffe, welche die verhaßten Zvpfträger massen­weise importiren, nächstens in Brand gesteckt werden sollten, und daß man ferner den mit einer Knliladung fälligen Dampfer Tokio" bei seiner Ankunft erstürmen und alle an Bord be­findlichen Chinesen massakriren wolle, wurde sich die hiesige Bürgerschaft der Gefahr bewußt, welche der Stadt drohte, falls die Bewegung der gesetzlosen Banden nicht sofort energisch unter­drückt würde.

Da die Polizei nicht zahlreich genug war, um die Hood- lums zu bändigen, so organisirte sich ein aus etwa 7000 Bür­gern bestehendes Sicherheitskommittee. Wie ernst die Sachlage genommen wurde, beweist der Umstand, daß das zur Organi­sation und zur Bewaffnung der Sicherheitswehr nöthige Ka­pital etwa 60,000 Dollars Gold an einem Nachmittage durch freiwillige Zeichnungen znsammengebracht wurde. Kauf­leute, Handwerker, Clerks, Arbeiter, Angestellte in Banken und Makler an der Minenbörse, Repräsentanten aller Stände fanden sich zusammen und standen in Reih und Glied nebeneinander. Der Geist deralten Zeit" schien plötzlich wieder in San Fran­ziska erwacht zu sein, es hatten ja auch wirklich vielfach die­selben Männer, welche die Anführer des weltberühmten Vigilanz- kommittees vom Jahre 1856 gewesen waren, die Organisation des jetzigen Sicherheitskommittees übernommen. Da es an Ge­wehren fehlte, so wurden tausende von Bürgern vorläufig mit derben Knitteln versehen, während fast jeder eine Pistole bei sich führte. In diesen: originellen Aufzuge, mit einem breiten weißen Bande als Abzeichen am Rockkragen, durchzogen die Bürger gemeinschaftlich mit den in alle denkbaren und undenk­baren Uniformen gekleideten Stadtmilizen nachts in starken Ab­theilungen die Straßen. Die Vereinigten Staaten-Kriegsdampfer Pensacola" undLakawanna" hatten sich in die Nähe der Docks gelegt, um nvthigenfalls einen Angriff auf dieselben znrückzu- schlagen, und waren für den schlimmsten Fall gefechtsbereit ge­macht worden. Nur einmal wagte es das Gesindel, einen ernsten Krawall zu beginnen, als ein in der Nähe des Pacific Mail- Dock gelegenes großes Holzlager und ein mit Oel gefülltes Waarenlager in Brand gesteckt worden waren. Die Hoodlums versuchten es bei dieser Gelegenheit, die Feuerwehr von den in Flammen stehenden Holz- und Warenlagern fortzutreiben und hielten einen in der Nähe der Brandstätte liegenden abschüssigen Hügel besetzt, von wo ans sie einen Steinhagel auf die Lösch­mannschaften herabschlenderten. Der Hügel wurde jedoch bald von der Sicherheitswache erstürmt.

Hiermit war die Ruhe in der Stadt wieder hergestellt. Ein Versuch, das dem Führer des Sicherheitskommittees und Anführer der Vigilanten vom Jahre 1856 gehörende Haus vermittels eines Torpedo in die Luft zu sprengen, wurde durch die frühzeitige Entdeckung des bereits in Position gelegten Sprenggeschosses glücklich vereitelt. Den Chinesen hat der Hood- lumaufruhr einen solchen Schrecken eingeflößt, daß die letzten nach China zurückkehrenden Dampfer in Menge von ihnen be­setzt waren, was bei der sich neuerdings wieder stark vermeh­renden chinesischen Einwanderung hier allgemeine Zufriedenheit hervorgerufen hat. Die Stadtbehörde gab den hiesigen Fabrik- Herren den wohlgemeinten Rath, hinfort mehr weiße Arbeiter zu beschäftigen, was ans Furcht vor künftigen Arbeiterunruhen diesmal besonderen Anklang fand und von verschiedenen Seiten, sowohl in San Franziska wie im Lande, sofort befolgt wurde.

Wie bereits erwähnt, war eine erneute Herabsetzung der Löhne die nächste Ursache der großen Strike. Daß sich die Arbeiter unter diesen Umständen weigerten, ihre mühevolle Tages­leistung noch ferner auszuüben, war natürlich. Wäre es ihnen gelungen, durch bloße Arbeitseinstellung die großen Eisenbahn-

korporationen zu zwingen, die Löhne wieder zu erhöhen, so hätte die öffentliche Meinung des Landes sicherlich das Unternehmen gebilligt. Daß sie aber den Handelsverkehr mit Gewalt unter­brachen, daß sie solche Arbeiter, welche sich nicht mit ihnen verbinden wollten, zur Einstellung der Arbeit zwangen, daß sie den Behörden und der Militärgewalt mit Waffen Wider­stand leisteten, kann auf keine Weise entschuldigt werden. Die geringste Ueberlegung hätte den Arbeitern sagen müssen, daß das Proletariat die Gelegenheit des Aufruhrs benutzen würde, um zu rauben, zu stehlen und die Brandfackeln zu schwingen. Nirgends haben ferner die Arbeiter einen Versuch gemacht, das Gesindel an seinen verbrecherischen Handlungen zu hindern, wenn ihnen auch nicht bewiesen werden kann, daß sie sich selbst an fremdem Eigenthum vergriffen haben. Die Arbeiter ließen sich die Bewegung widerstandslos durch den Auswurs der Be­völkerung aus der Hand nehmen und sind deshalb für die traurigen Folgen des Aufruhrs in jeder Beziehung verantwortlich.

Unter diesen Umständen haben die Arbeiter auch nichts erreicht. Von einigen Babnkorporationen, z. B. der Missouri-, Kansas- und Texas-Eisenbahn und anderen texanischen Linien wurde ihnen zwar ein erhöhter Lohn bewilligt; bei den meisten Bahnen aber konnten sie von Glück sagen, wenn sie ihre Stellung bei herabgesetzten Löhnen wieder erhalte:: konnten. Die Zerstörung des Eigenthums fällt zum größten Theil aus die arbeitende und die Mittelklasse zurück, denn die Städte, in denen die Brandfackel gewüthet hat, müssen nach amerikanischen Gesetzen den Schaden dafür tragen. Pittsburg z. B. hat circa fünf Millionen Dollars durch direkte Besteuerung seiner etwa 140,000 Seelen zählenden Bevölkerung aufzubringen. Und dabei steht der Winter vor der Thüre! Viele Kohlenminen können auf geraume Zeit hinaus nicht bearbeitet werden, denn ihre Schachtwerke und Pumpen wurden verbrannt und die Gruben haben sich mit Wasser gefüllt, Hunderte von Arbeitern in den Kohlenbergwerken sind daher brotlos und haben keine Aussicht auf andern Erwerb. Die durch den Strike am schwersten betroffenen Eisenbahnen werden dadurch noch tiefer in Schulden gerathen. Sie sind jetzt und auf längere Zeit hinaus ge­zwungen, Hunderte von Arbeitern zu entlassen, weil die Loko­motiven und Güterwagen zerstört worden sind.

Augenblicklich ist wieder alles ruhig. Aber kam: und wird sich die Arbeiterbewegung nicht in vergrößertem Maßstabe wiederholen?

In England fand vor einigen Jahren ein wohlorganisirter Strike der Lokomotivenführer statt, der in Newcastle-upon-Tyne begann und in wenige:: Stunden den Verkehr des ganzen Landes bedrohte. Die Regierung nahm die Sache sofort in ernste Er­wägung. Es wurde den Unzufriedenen die Versicherung ge­geben, daß man ihre Beschwerden sorgfältig prüfen, und daß inan ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen würde; daß sie aber sofort auf ihren Postei: zurückkehren müßten, widrigenfalls man sie vor eii: Kriegsgericht stellen würde. Dies hatte den ge­wünschten Erfolg. Die Lokomotivführer nahmen sofort ihre Arbeit wieder auf und brachten ihre Beschwerden vor das Par­lament. Es wurde ein Schiedsgericht ernannt, zu dem die Lokomotivführer die eine Hälfte, die Bahngesellschaften die andere Hälfte wählte, welche unter sich den präsidirenden Schiedsrichter ernannten. Das Resultat war in jeder Weise befriedigend.

Dieses Verfahren ist ein durchaus praktisches und sollte auch ii: Amerika Nachahmung finde::. Hoffen wir, daß die letzte:: großen Strikes und die damit verbundenen Excesse nur eine Art von unsinnigem Volkstaumel gewesen sind, wie sie in jedem Lande zu Zeiten Vorkommen, und daß der gesunde Sinn des Volkes und eine weise Gesetzgebung eine Wiederholung derselben wenn nicht unmöglich, so doch unwahrscheinlich machen werden!

Jerirrt im Hiusch.

Von Chr. Stech in Blnuwbergen, Südafrika.

Nachdruck verboten. Ges. v. 11./VI. 7v.

Eines Morgens machte ich mich auf den Weg, um meinen den erreichen, ich führte daher keinerlei Proviant mit mir, Aachbar, den Missionar Richter in Malakvng zu besuchen. wußte ich doch, daß ich und mein Rappe bei Herrn Richter Arcnu ich scharf zuritt, so konnte ich mein Ziel in 5 6 Stun- ! gleich gut ausgehoben sein würden. Auf die Frage nach dem