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1878 .
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Ich stimme mit Sacher-Masoch darin vollkommen überein, daß daS ganze Leben mir ein Kampf der Geschlechter gegeneinander ist, — das Bermnchtniß Kains, welches sich knnd giebt durch diese sechs: „Die Liebe, das Eigenthnm, der Staat, der Krieg, die Arbeit und der Tod." Er hat indessen eins vergessen, das siebente und furchtbarste: „die Wintergesellschaften" Was sind alle Schrecken der Albigcnserkriege gegen die Wuth einer heftig entbrannten „Saison" — und dennoch liegt uns dies Änsrvttungsspstem fest in den Adern. Hätte Eva im Paradies die nvthige Anzahl „tanzender Damen" gefunden und wäre die Palltoilette damals nicht ans fast unüberstcigliche . , Hindernisse gestoßen, so würde sic unfehlbar am 1. Dceember
des Jahres wun> vor Christi Geburt ihre erste Wintergesellschaft gegeben haben. Suchen doch unsere Frauen das von ihr Versäumte nachznhvlen und wenn sie auch nicht immer in der Laune sind, uns das „Paradies ans Erden" zu bereiten, so doch die Balltoiletten immer paradiesischer zu machen.
„Ja was ich sagen wollte, lieber Mann", begann die Geheimräthin eines Morgens zu dem entsetzten Gatten, als sie in sein Arbeitszimmer trat.
»Der Gcheimrnth erbleichte, seine Gesichtszüge, sonst so freundlich und jovial, nahmen den Ausdruck starren Entsetzens an. O, er wußte nur zu gut, was seine Clotilde sagen wollte, er wußte es immer, wenn sie nnfiiig: „ja, was ich sagen wollte, lieber Mann." Lebt wohl, ihr stillen Abende, trauliches Lämpchen du, lebt wohl, mächtige Folianten, Ihr einzig treuen Freunde ans Erden, lebt wohl geruhsame Nächte, Schlummer und Behaglichkeit — jetzt heißt es ein Hans machen und sich amüsiren. Tie Saison kommt, der moderne Mensch sängt an, sich mit Thee, kaltem Braten, Fisch, Musik, Zimmerghmnastik und Liebenswürdigkeit zu verfolgen. Der Rath hatte cs wohl geahnt und war immer im Sommer- paletot nusgegangen, um seine Frau glauben zu machen, es sei noch nicht so weit, Alles half nichts. „Ja lieber Mann, was ich sagen wollte —" „Nun, Clotilde?" stieß er tonlos hervor — eigentlich hätte er es gar nicht nöthig gehabt, zu erwidern, aber welcher Ertrinkende klammert sich nicht an den Strohhalm. „Nun, Clotilde — ich denke es ist noch nicht so weit."
angekämpft, so war keinerlei Anssicht, daß cs ihm im drei- ^ nnddreißigsten gelingen werde. „Wenn Du meinst, liebe Clotilde, dann will ich Dir das Weitere überlassen."
Jetzt kam die schöne Zeit, welche damit begann, daß er im Bade- takinet neben der Küche schlafen, Johann beim Anstreichen des Fußbodens mit neuem Glnnzlack helfen und den Klavierstimmer besorgen mußte, und welche mit babhlonischer Verwirrung seines Arbeitszimmers, mit Kopfschmerzen und einem Packet Rechnungen endete, das seinem dreimonatlichen Gehalt gleich kam. Aber thnt nichts, Clotilde hatte doch recht; man kam so am billigsten weg, und wann wäre das in Deutschland nicht die Hauptsache.
Als er ausging, zog er zum ersten Mal den Winterpaletot an. „Es nützt doch nichts mehr", seufzte er dabei. Ans seinem Bureau im Ministerium aber war er von dem Schrecken noch so gelähmt, daß er ans Zerstreuung das Tintenfaß an den Nagel hing und den Hut ans den Tisch stellte, um die Feder einzntanchen.
Die Räthin aber ging bereits mit vollem Dampf ins Zeug. Erst den Plan, die Orclra cka bataillo, sagte sie zu ihren beiden Töchtern Melinde und Ehrentrant und disponirtc wie ein Feldherr vor der Schlack t. Melinde und Ehrentraut aber — in die Nothwendigkeit versetzt, ans dem bevorstehenden Balle nicht über fünfundzwanzig zu sein, — glühten schon heute in jugendlichem Feuer.
„Zuerst Ministerial-Direktor Kinderreiche — schreibe, liebe Clotildg 7 Töchter in die Rubrik „tanzende Damen", 1 Sohn „tanzender Herr", eine alte Dame — (wenn die Frau Direktorin das wüßte) -— ein alter Herr, beide nicht tanzend, oder doch? — ach nein!
„Aber, lieber Eduard, wie oft habe ich Dir gesagt, daß es höchst unpraktisch ist, seine erste Wintergescllschaft lange hinausznschieben. Geben wir früh „etwas", so kommen wir in den Ruf der Geselligkeit und brauchen später um so weniger zu thnu. Man kommt immer am billigsten dabei weg."
Die Räthin wußte, daß dies letzte Argument nie seine Wirkung verfehlte und der Rath wußte wieder, daß alles Strauben doch nichts hals. Hatte er zweiunddreißig Jahre vergeblich gegen die erste Wintergcsellschaft
Vier von den sieben Unentbehrlichen.
„Das füllt") unterbrach sie sich dann und wischte den Schweiß der Stirn. Kindcrreichs waren der Grundpfeiler aller Gesellschaften
chweiß von Die