MMW
!
Kn deutsches Familirublatt mit Uustratmen.
Erscheint wöchentlich und ist durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 2 Mark zu beziehen.
Kann im Wege des Buchhandels auch in Heften bezogen werden.
XIV. Jahrgang. Ausgegkbcn M 15. Dezember 1877. Der Jahrgang laust »am Gbtaber 1877 bis bllhin 1878. 1878. 11.
An unsere Leser.
Die nächste Nummer (12) wird eine
Weiknachtsnuinrner
sein, von heftartiger Stärke, besonders reich und schön ausgestattet, durchweg weihnachtlichen Inhalts, in sich abgeschlossen, ohne Fortsetzungen und überlaufende Stücke.
Wir denken, daß sich diese Nummer nicht übel dazu eignen wird, mit ihr unter Kreuzband nahen und fernen Freunden oder Angehörigen eine kleine Weihnachtsüberraschung zu machen, und laden die Freunde des Daheim ein, sich weitere Exemplare zu diesem Zwecke kommen zu lassen.
Solche sind durch alle Buchhandlungen für den Preis von 50 Ps. zu beziehen, doch kann rechtzeitiges Eintreffen wie Lieferung überhaupt nur garantirt werden, wenn die Bestellung gleich nach Eintreffen vorliegender Nummer erfolgt.
Da die Weihnachtsnummer erst am 22. Dezember hier zur Ausgabe gelangt, so empfiehlt sich in Fällen weiterer Entfernung direkte Bestellung bei unserer Expedition, welche bereit ist, das Exemplar gegen Einsendung des Betrages von 50 Pf. in baar oder Postmarken portofrei an jede aufgegebene Adresse zu versenden; wo es gewünscht wird, unter Hinzufngung des Vermerks: „auf Veranlassung von .... (Name des Bestellers) übersandt". Auch jede andere Buchhandlung wird gern solche Aufträge annehmen.
Leipzig, 1. Dezember 1877. Die Nr-aktisn des Daheim.
Z>er Msmarck von Kinterhausen.
Novellette von Zos von Neuß.
(Schluß.)
Nachdruck verboten Ges. v. II./VI. 70.
Der Disput drohte in der That ernst zu werden. Gret- chens hübsches Köpfchen war ebenso hart als der Kopf der Frau Mama, und sie verstand es, als sutant ZEo vortrefflich jederzeit ihren Willen durchznsetzen, zumal wenn der Papa, wie nur allzuhäufig, fahnenflüchtig in das Lager der Tochter überging. Darum verklärte auch jetzt plötzlich ein Ausdruck der Freude Gretchens hübsche kindliche Züge, als dieser in der Thür erschien.
Doch nur einen Augenblick rechnete Gretchen auf Sukkurs, dann erkannte sie, daß ihr treuester Verbündeter sie heute ver- muthlich im Stich lassen werde. Denn Herrn von Stolps Gesicht sah so ernst und überlegend aus, als sei er beschäftigt, die orientalische Frage in einer alle Theile befriedigenden Weise
XIV. Jahrgang. 11. b
zu lösen. Ohne Frau und Tochter anfangs zu bemerken, starrte er wie eine wandelnde Statue vor sich hin.
„Noch zwei, drei Stunden, und der kritische Moment ist da," sagte er, indem er sich über die kahle Stirn fuhr. „Ich muß reden, der Teufel hat mich geritten, als ich es meinen Wählern versprach! Fünf, nein zehn Minuten lang, das gibt im Hinterhausener Wochenblatt fett gedruckt vielleicht drei Spalten — mehr ist von einem Christenmenschen nicht zu verlangen! — Johann mag Champagner zu den Austern stellen, er soll mir Courage geben. Aber zum Henker, wo bleibt er? Jedenfalls ist er in einer Strickbeutelangelegenheit meiner Frau — o jemine, da ist sie ja, ich vergaß, daß ich seit gestern ein Abgeordneter „mit Hindernissen" bin."