nüsse, welche aus geschickte Art mit einem spitzen Holz geöffnet werden. Das Kokosnußsleisch wird dann auf Matten an der Sonne getrocknet, um als Kopprah gegen Tabak und eiserne Geräthe, Baumwollstoffe und ähnliches verhandelt zu werden.
Im nahegelegenen Sumpfe bearbeitet die Frau die Taropflanzung, während ein Junge die hohen Kokospalmen erklettert, um die Früchte, die die gütige Natur während des größten Theils des Jahres bietet, zu ernten. Zur Erleichterung des Kletterns sind entweder in geeigneten Abständen Kerben in den Baum geschnitten, oder der Junge verbindet die beiden den Stamm umfassenden Hände mit einem Strick und ebenso beide wider denselben gepreßten Füße. Beim abwechselnden in die Höheziehen der Arme und Nachholen der Beine geben diese Stricke Halt und Erleichterung. Zum Feuermachen wird setzt allgemein das Feuerzeug aus Stahl und Stein benutzt; als Zunder dient Pälmenmark, welches ebenso leicht Feuer fängt. Zur Aufbewahrung dieses Feuerzeugs und sonstiger Utensilien, besonders auch der Messer, trägt jeder Karoliner eine kleine roh geflochtene Basttasche stets bei sich.
In Begleitung von Mr. Williams besuchte ich auch den Häuptling von Raur, dessen Haus sich in nichts von den übrigen Hütten unterschied. Auch ist die Macht der Häuptlinge hier überhaupt schattenhaft, anders wie aus Jap und den Palau- inseln. Wo wir hinkamen, zeigten sich die Uleaner äußerst harmlos und gutmüthig. Waffen haben sie außer eingehandelten Messern gar nicht. Ueberall wurden wir mit Kokosnüssen be- wirthet und verschenkten dafür Cigarren. Im Anfang hatte man Furcht vor uns, da man uns für Spanier hielt. Ein spanischer Regierungsdampfer, mit Deportirten beladen, hatte nämlich etwa neun Monate vorher die Insel berührt, wobei den armen Wilden alles Federvieh und alle Schweine gestohlen, ihre Hütten zum Theil verbrannt und sie selbst mit ihren Weibern der brutalsten Behandlung ausgesetzt worden waren. Im Anfang waren daher Frauen und Kinder versteckt, bald aber faßte man Zutrauen zu uns, und bei unserem Abgänge war die „Hertha" von Booten mit Frauen und Kindern ganz umringt, die uns alle herzliches Lebewohl zuriefen. Bei unseren Streifereien ließen wir uns nach Ulea selbst, der größten Insel, sowie nach einigen andern übersetzen, wo überall dieselben Verhältnisse anzutreffen waren. Nach der Lagune zu haben alle Inseln einen sanft absteigenden Sandstrand, nach dem Ozean zu donnert die Brandung gegen den nackten Fels. Ich entdeckte hier einen prächtigen Steinsitz, wie dazu gemacht, die Stunde zu verträumen. Nichts störte die Einsamkeit; auf dem Fels huschen zahlreiche kleine Eidechsen umher/und große und kleine Taschen- und Einsiedlerkrebse treiben ihr possirliches Wesen, und nur hin und wieder tanzt eine große Weiße Möve spielend von einem weißen Wellenkamme zum nächsten. Mit Mr. Williams besuchte ich auch sein Haus. Es unterscheidet sich durch Größe und durch Theilung in drei Zimmer von den anderen Hütten. Wir wurden von der Gemahlin des Hausherrn empfangen, einer jungen Dame von der Anachoretengruppe in der Nähe von Neu-Gninea, welche ganz gut englisch sprach und in ihrem feuerrotsten Rocke und ihrer feinhaarigen lockigen Perücke einen trefflichen Eindruck machte. Als Handarbeiterin besonders in Matten aus Bananenbast war sie sehr geschickt, und ich durfte nicht scheiden, ohne ein Erzeugniß ihres Kunftfleißes als Andenken mit auf den Weg zu nehmen, wofür ich ihr mit einem Paar schöner Glanzlederschuhe einen langgehegten stillen Wunsch ihres Herzens erfüllte. Die Gruppe wird halbjährlich von den Godeffroyschen Schiffen besucht. Es liefert dann der Agent die bis dahin gesammelte Kopprah an dieselben ab, wogegen er seine Lebensbedürfnisse und seinen Gehalt erhält.
Am 29. Januar segelten wir von der Uleagruppe weg und passirten am folgenden Nachmittag die Insel Fehs oder Tromelin. Dieselbe ist nur klein, aber nicht korallinischer Entstehung, sondern eine ca. 60 Fuß hohe, an der Westseite steile, östlich flach abfallende Basaltklippe. Wir drehten bei, die Insel schien starkbevölkert, wenigstens standen viele Eingeborene am Strand, und wir zählten eine große Menge stattlicher Hütten. Es kamen ein Dutzend Canoes herbei, ziemlich große Kriegsfahrzeuge für 12 bis 20 Mann, alle mit Bast geschmückt und
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roth und gelb bemalt. Die Mannschaft war vorzüglich ein- exerzirt, ruderte taktmäßig, wobei sie ein aus kurzen abgebrochenen geheulartigen Tönen bestehendes Kriegslied sangen und von Zeit zu Zeit unter Verstärkung des Gesanges und ebenfalls taktmäßig die buntbemalten Ruder in seltsamen Bewegungen durch die Luft schwangen. Im übrigen waren sie unbewaffnet und brachten uns Früchte, d. h. Kokosnüsse und miserable Bananen, die auch hier noch nicht recht gedeihen. Große Freude machte es ihnen, nach über Bord geworfenen leeren Flaschen zu schwimmen und zu tauchen. Auch die etwa ins Wasser gefallenen Cigarren wurden mit Eifer aufgefischt.
Immer in angenehm wiegender Bewegung 8 bis 10 Seemeilen in der Stunde vor dem Winde laufend, kamen wir am 31. Januar vor die Ulithi- oder Mackenziegruppe, wo wir wieder in kurzen Verkehr mit den Wilden traten, und abends in die Nähe der Insel Map, die wir indes erst am 1. Februar erreichten. Ans der Ferne sieht man mehrere scheinbar ganz getrennt liegende Hügel aussteigen, die durch flacheres Land verbunden sind. Pap ist eine etwas größere Scholle als die bisher von uns angelaufenen Koralleninseln, seine Hügel mögen gegen 500 Fuß Höhe erreichen. Dichter Palmenwäld krönt das Gelände am Ufer, auch das Innere ist überall bewaldet. Die Bevölkerung ist sehr dicht, nach den uns gewordenen Angaben zählt Jap etwa 6 — 8000 Einwohner, die in eine große Zahl Stämme zerfallen, welche jedoch meist zu zwei großen politischen Vereinigungen gehören. Der eine Bund hat seinen Hauptort auf der Ostseite der Insel, und hier bilden auch die Korallenriffe einen guten Hafen, dessen Einfahrt für die „Hertha" tief genug war, die sogenannte Tomilbai. Zwei amerikanische Schoouer lagen bei unserer Ankunft drinnen vor Anker, und der Kapitän des einen kam uns entgegen, um uns als Lootse zu dienen. Von einem kleinen Eiland im Hafen wehte uns auch hier wieder die deutsche Flagge entgegen, und ihr Besitzer, ebenfalls Go- deffroys Agent und Engländer, machte an Bord seine Aufwartung. Außerdem hat noch eine andere deutsche Firma hier Vertreter. Hauptausfuhrartikel ist neben Kopprah auch Schildpatt, und die Schoner waren auf dem Fang von Liellss äs rasr (Trepang), den eßbaren Holothurien für den chinesischen Markt. Da wir einen chinesischen Koch hatten, so konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, mir das köstliche Gericht auch einmal zubereiten zu lassen. Die Seewalzen wurden mir gebacken und mit einer vorzüglichen Sauce vorgesetzt, sie schmecken ganz ähnlich wie Schildkrötenfett und mundeten mir sehr gut. Den hohen Preis, den die Chinesen dafür zahlen, würde allerdings wohl kein Europäer geben (90—200 Mark das Pikul, etwa 1000 Stück, in Singapur).
Die Einwohner von Pap erfreuen sich einer Hähern Kultur als die der von uns bisher besuchten Inseln. Was uns zuerst anffiel, war die hier allgemein eingeführte widerliche malayische Sitte des Betelkauens mit ihren unangenehmen Folgen des Röthens der Lippen und Schwärzens der Zähne. Die frisch vom Zweige der Arakapalme gepflückten Betelnüsfe werden ganz oder halbirt in die Blätter des nur kultivirt hier vorkommenden Betelpfeffers (palauanisch Kabuj) eingerollt, aus einem zu diesem Zweck hergerichteten Bambusstab Kalk darauf geschüttet, und der Klumpen in den Mund gesteckt. Nüsse sowohl wie Blätter haben einen auch für uns nicht unangenehmen würzigen Geschmack.
Die Eingeborenen tragen hier das Haar in einen einfachen Knoten geschlungen; die Kleidung der Männer ist dieselbe wie auf den Karolinendie Frauen aber tragen kurze, bis zu den Knien reichende Röcke aus bunteil Baftstreifen und Blättern, die von vorn gesehen den Eindruck machen wie die kurzen Röcke unserer Ballettänzerinnen. Die Papinsnlaner sind kriegerischer als ihre karolinischen Nachbarn, wie auch aus der erwähnten Thatsache ihrer verbreiteten Oberherrschaft hervorgeht. Sie haben hölzerne Lanzen und Wurfspieße, die elfteren mit einer aus einer Muschel geschliffenen Spitze versehen, sowie Aexte aus geschliffenen undurchbohrten großen Muschelschalen, die an den hölzernen Stiel angebunden sind, doch sind jetzt allerdings eiserne Geräthe eingeführt. Daß sie für die besten Seefahrer gelten, habe ich bereits erwähnt. Ihre politische