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doch in Nizza gewachsen, sie stehen aber an Güte allen anderen gleich. Auch hier wird das unmittelbar ans der Blütenpomade erhaltene Extrait noch mannigfach versetzt, um den sonst etwas kratzigen Geruch milder und beständiger zu machen. Auch beim Veilchenextrait läßt sich der wundervolle Dust nicht mit vollen Zügen genießen, wie das bei der frischen Blüte auch der Fall ^ ist. Der Kenner weiß dies auch sehr wohl und verwendet nur wenige Tropfen, die ihn veilchenähnlicher riechen lassen, als wenn er das halbe Flacon opfert.
Eine ganz besondere Bedeutung für die Darstellung guter Extraits hat ein allbekannter Riechstoff, der Moschus, welcher dem Moschusthier entstammt. An Ausgiebigkeit und Stärke wird er kaum von einem anderen Stoffe in der Parfümerie übertroffen. Sein alkoholischer Auszug, in kleinen Mengen den Extraits zugesetzt, hebt das Charakteristische der einzelnen Kompositionen. — Bon den ätherischen Oelen, welche zu diesen mit verwendet werden, mag hier Nelken-, Geranium-, Sandelholz-, Orangenblüten- Und türkisches Rosenöl genannt werden. Man gewinnt sie durch Destillation der betreffenden Pflanzen- theile mit Wasserdämpfen. Das Rosenöl wird sowohl bezüglich seiner Ausgiebigkeit, wie auch seines Preises weit überschätzt. Der Parfümeur muß gewöhnlich recht ansehnliche Mengen davon ^ verwenden, wodurch freilich wieder der Preis des Zusatzes hoch genug wird. Für das Kilo echt türkischen Rosenöls wurde vor Ausbruch des russisch-türkischen Krieges 840 Mark gezahlt, in Folge schlechter Ernten schon ein hoher Preis. Jetzt freilich hat sich die Spekulation dieses Artikels bemächtigt, und unter 1300 Mark ist keine echte Waare mehr zu haben. Es sind die Rosenkulturen bei Kezanlyk, Eski und Jeni-Sagra, am Südabhang des Balkans, welche allein den Markt mit Oel versorgten, total vernichtet, und die mit der Gewinnung desselben vertraute bulgarische Bevölkerung ist verjagt worden. So bleibt es allerdings sehr zweifelhaft, ob in den nächsten Jahren auf frische Waare zu rechnen ist. Die Quantität des von dort jährlich in den Handel gebrachten Rosenöls ist sehr bedeutend, 1877 betrug sie etwa 1000 Kilo, 1869 sogar über 3000 Kilo. Auch Südfrankreich produzirt ein Rosenöl, das jedoch wegen seines höheren Preises kaum Verwendung findet.
Ein höchst feines ätherisches Oel, einer Orchideenart entstammend, wird von Manila aus auf den Markt gebracht. Es ist dies die Essenz Mang-Mang — malayisch: verloren, verloren! — welche den Grnndgeruch für das bekannte liebliche Extrait gleichen Namens abgibt. Das Kilo dieses Oeles wird mit 8—900 Mark bezahlt. Noch weit thenrer ist das ebenfalls von den Philippinen kommende Champaecaöl, das gar ^ 2700 Mark kostet! Noch thenrer als dieses, und neben Moschus
wohl der theuerste aller Parfümeriestoffe, ist das ätherische Oel,
' welches neuerdings aus dem Wurzelstock des Florentiner Veil- ! chens — Iris llorsiUinu — destillirt wird. 100 Kilo Wurzel
^ geben erst etwa 40 Gramm reines, von allem Harze freies
Jrisöl; wegen dieser geringen Ausbeute wird auch der Preis von 3000 Mark für das Kilo nicht zu sehr überraschen. Das Jrisöl ist bei gewöhnlicher Temperatur fest, sein Geruch ist durchdringend und so veilchenähnlich, daß es trotz seiner Kostbarkeit mehr und mehr Verwendung findet. Doch genug der Belege, wie theuer
der Parfümeur so manches seiner Materialien bezahlen muß; man kann schon den mitgetheilten Angaben entnehmen, daß gute Extraits ein thenrer Artikel sein müssen.
Zum Parfümiren der Seifen gelangen fast ausschließlich ätherische Oele zur Verwendung, und nur ausnahmsweise benutzt man dazu auch Extrait. Besonders beliebt sind die Rosen- und Veilchenseifen, von letzteren namentlich die englische. Ihr Geruch ist sehr angenehm, hat jedoch mit Veilchendust kaum Aehnlichkeit. Wohl aber ist dies der Fall bei der freilich auch viel theueren Luvcm aax vicästts8 äs Uarms, welche die einzige ist, zu deren Parfümirung Veilchenextrait mit verwandt wird. — Feinste Rosenseife wird zwar nicht ausschließlich mit türkischem Rosenöl versetzt, erhält aber doch davon einen ganz ansehnlichen Zusatz. Den Grundgeruch liefert bei ihr das Geraniumöl, aus der gleichnamigen Pflanze gewonnen, das in der Verdünnung sehr rosenähnlich riecht. Die feineren Sorten davon erzeugt Südfrankreich; eine geringere, die sogenannte 688SE äs Asruniuin ä'^ckrigas, wird neuerdings bei Chssagas und Bouffarick in der Ebene von Metidja in Algier gewonnen. Die Quantität desselben steigt durch dreifache Ernte in einem Jahre oft ans 6000 Kilo! — Zur Darstellung der allbekannten Mandelseife wird gewöhnlich nicht Bittermandelöl, sondern das bei weitem nicht so schön riechende Mirbanöl (Nitrobenzol) verwendet; nur die feinsten Mandelseifen sind mit ersterem par- sümirt. Liebhaber derselben thun jedoch gut, sich gleich beim Ankauf von der Güte der Waare zu überzeugen. Das Bittermandelöl verändert sich nämlich ziemlich rasch an der Luft, wie auch im Seifenkörper, und trotz Papier- und Stanioleinschlag wird die Seife bald geruchlos. Von den mit Bouqnetgerüchen parfümirten Seifen mag nur eine der vorzüglichsten Erwähnung finden: die 8avon äs Tbriäuss. Die echte kommt von Paris, doch auch deutsche Fabriken liefern sie in recht guter Qualität.
Bei der Darstellung der feinen Seifen geht es nun nicht an, der heißen flüssigen Seifemnasse die ätherischen Oele zn- zusetzen; sie würden die hohe Temperatur gar nicht vertragen und sich zersetzen, oder aber sich in solcher Menge verflüchtigen, daß mehr als der kalkulirte Nutzen des Fabrikanten mit in die Luft gehen würde. Hier muß man zur Methode der kalten Parfümirung greifen. Dab.ei wird beste, möglichst geruchlose Talgseife in dünne Späne geschnitten; diese werden dann in die Seifenmühle gebracht, zwischen deren Walzen sie noch weiter zertheilt werden. Dann wird Farbe und Parfüm auf die Masse gesprengt und in wiederholten Durchgängen durch die Mühle der Seife gleichmäßig einverleibt. Nun kommt diese in die sogenannte Peloteuse, in welcher sie durch eine schwere, mit Dampfkraft bewegte Stampfe wieder zu einem konsistenten Körper zusammengearbeitet wird. Ein Stempel treibt sie dann in Form eines Riegels heraus, den die Maschine gleich selbst in kleinere oder größere Stücke schneidet, die noch getrocknet, geputzt, gepreßt und etiqnettirt werden müssen, ehe sie znm Verkauf fertig sind. Die ganze Arbeit muß unter Beobachtung gar mancher Umstände vollzogen werden und erfordert überhaupt geübte Hände. Welche Umwege aber muß der Parfümeur ein- schlagen, ehe er seinen Zwecken den köstlichen Blumendnft endlich dienstbar gemacht hat!
Unzweifelhaft gehört Rumänien zu den gesegnetsten Ländern Europas, sowohl durch seine Lage, wie durch seine Bodenbeschaffenheit. Während im Süden der Donaustrom die natürliche Grenze bildet, umspannen nordwärts die Karpathen in einem mächtigen Winkel vom eisernen Thor bis zur Bukowina das Land. Und was für großartige Gebirgszüge sind es, was für gewaltige Bergriesen, die sich da erheben, z. B. der Bud- schedsch mit seinen 8400 Fuß über dem Meeresspiegel, Berge, j von deren Scheiteln auch die glühendste Sommersonne den glän- ! zenden Schnee nicht aufzusangen vermag. Und welch herrliche Wälder, Urwälder in des Worts verwegenster Bedeutung, krönen ^ die Höhen, Wälder, in denen der Bär und der Wolf haust,
den Weg bahnen muß!
Nur wenige Pässe führen von Rumänien hinüber nach Siebenbürgen; ich nenne den Vulkanpaß, durch welchen der Schylfluß sich seine Bahn gebrochen, dann den von der Alnta gebildeten Rothenthurmpaß, welchen schon die römischen Legionen benutzten, um in das nördliche Dacien zu gelangen, weiter östlich den Temespaß, durch den die Straße zwischen Bukarest und Kronstadt führt, eine Straße, welche, bevor es Eisenbahnen im Lande gab, während des Winters, wenn die Schisfahrt auf der Donau eingestellt war, fast den einzigen Verkehr zwischen Rumänien und dem westlichen Europa vermittelte, und welche auch gegen-
Nachdruck verboten. Ges. v. 11MIV.' 70.
Land und Leute in Hlumänien.
Von L. Rode.
und durch deren Gestrüpp der kühne Jäger sich mit der Axt