Heft 
(1878) 31
Seite
503
Einzelbild herunterladen

-503

täuschende Aehnlichkeit mit einem umgekehrten Papageischnabel besitzen, und eine mit zahnartigen Platten und Haken besetzte Zunge die nöthige Zerkleinerungsarbeit verrichten.

Bei diesem Geschäft oder schon vorher bei dem Erspähen und Ergreifen der Nahrung, oder bei irgend welchen psychischen Vorgängen bietet sich uns eine ganz merkwürdige Erscheinung dar. Wir bemerken nämlich, daß das Thier in längeren oder I kürzeren Zwischenräumen seine Körperfarbe wechselt. Bald ist

! es ganz licht, fast weiß, bald grau oder tief dunkel gefärbt.

Dieses merkwürdige, auch an anderen Thieren, z. B. am Cha­mäleon beobachtete Farbenspiel wird durch die Beschaffenheit der Körperbekleidung bedingt. Unsere Cephalopoden besitzen

Tiiitenfisci,: Marschirend.

Tiiitenfisci,: Schwimmend.

eine glatte schlüpfrige Haut, welche im wesentlichen aus zwei Schichten, einer oberflächlichen Epidermis oder Oberhaut und einer ans bindegewebigen Fasern und Muskeln zusammengesetzten Unterhaut oder Kntis besteht, welche letztere die Ursache be­sagter Erscheinung in sich schließt. Bei genauerer Betrachtung lassen sich darin zahlreiche, mit Pigment ausgefüllte Zellen er­kennen, deren Membran strahlenförmigen Muskelfasern als An­satzpunkt dient. Bei Kontraktion (Zusammenziehung) dieser Fasern erfolgt eine sternförmig verlaufende Zerrung der Zelle und der darin enthaltene Farbstoff ordnet sich peripherisch den Ausläufern an. Tritt alsdann Expansion (Wiederausdehnnng) der betreffenden Muskulatur ein, so wird die Zelle ihre ursprüng­liche kugelige Form wiedergewinnen und das Pigment fließt auf einen kleineren Raum zusammen. Gewöhnlich finden sich zwei verschiedenen Farbstoff führende Zellen neben- oder über­

einander gelagert. Da die Zellmuskeln in Abhängigkeit von dem Nervensystem und dem Willen des Thieres stehen, so er­klärt sich leicht der häufige Wechsel von hellen und dunkeln Farben, welche über den ganzen Körper hinziehen. Außer den Chromotophoren so nennt man diese farbstoffführenden Zellen finden sich noch tiefer gelegene kleine glänzende Flitterchen in der Unterhaus deren Jnterferenzcrscheinnngen die Oberhaut ihren glänzenden schillernden Airstrich verdankt.

Das Gefäßsystem der Cephalopoden zeigt von allen anderen wirbellosen Thieren wohl die höchste Entwickelung. Ein an­sehnliches muskulöses Herz pumpt die ernährende Körperflüssig­keit durch zahlreiche größere und kleinere Adern, welche sich

Tintenfisch: Beim Krebsfang.

Tintenfisch: In seiner Klause.

überall in den Organen fein verzweigen und sogenannte Ka­pillarnetze bilden. Die Ernährungsflüssigkeit aber ist blaues Blut, und mancher junge Herr, der durch schöne Phrasen, An­stand und Grazie die Elite der Gesellschaft zu entzücken weiß, dein aber zum völligen Kavalier leider dieses fehlt, möchte wohl neidisch auf das ahnenreiche Geschlecht dieser aristokratischen Meeresbewohner hernnterschanen.

Der Ort, an dem das Blut mit dem ernährenden Sauerstoff in Berührung kommt, ist der Sitz der Respirationsfunktion, welche in unserem Falle durch Kleinen bewerkstelligt wird. Vier starke Gefäße, die sogenannten Kiemenarterien, führen das Blut diesen: Athmungsorgane zu, von wo aus es dann erfrischt den übrigen Kreislauf vollzieht. Als höchst interessante eigenthümliche Ein­richtung, welche an den Gefäßen vor ihrem Eintritt in die Athmungsorgane sich findet, find noch die sogenannten Kiemen-