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Ein deutsches FainiLienbtiltt mit Itlusteatisnen.
Erscheint wöchentlich und ist durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 2 Mark zu beziehen.
Kann im Wege des Buchhandels auch in Heften bezogen werden.
XIV. AuÄgrgeben am 6. Juli 1878. Du Jahrgang läuft vom Utobcr 1877 bis dahin 1878. 1878. 40.
Zum 1- Juli neueingetretene Abonnenten
erhalten gegen Einsendung der Abonnementsquittnng und 10 Pf. als Frankatur das lebensgroße Brustbild des Kaisers, welches das Daheim seinen Lesern zum Gedächtniß des zweiten Attentats mit der Nummer vom 8. Juni überreichte, gratis nachgeliefert.
Hierfür wird dasselbe gebrochen unter Kreuzband übersandt; wer dasselbe sorgfältig auf Rolle verpackt wünscht, in welchem Falle es für das Einrahmen unbeschädigt bleibt, wolle 70 Pf. (50 Pf. für Porto und 20 Pf. für die Rolle) einsenden.
Das vorige Quartal (Nr. 27 — 39) mit den Anfängen der laufendes Novelle, sowie das vorvorige (Nr. 14—26), in welchem der vorzügliche Fontanesche Roman „Vor dem Sturm", eines der feinsinnigsten Erzeugnisse der neuen Romanliteratur beginnt, kann filr den gewöhnlichen Abonnementspreis von 2 Mark pro Quartal durch jede Buchhandlung, eventuell auch durch die Unterzeichnete nachbezogen werden. Die Post liefert ältere Quartale nicht.
Daheim-Expedition in Leipzig.
Vn eriprieeio.
Novelle aus der italienischen Gesellschaft von M. Lion.
Nachdruck verboten. Ges. v. 11./IV. 70.
(Schluß.)
Wir gingen so viel wie möglich im Schatten der Häuser hin, um nicht erkannt zu werden. Meine Füße versagten mir fast den Dienst; ich stützte mich ans den Arm des alten Carlo. Ein tiefer starrer Schmerz hatte sich meiner bemächtigt; wie eine dumpfe Last lag gänzliche Hoffnungslosigkeit auf mir. Ich hätte wünschen mögen, bitterlich weinen zu können, aber mein Auge blieb klar und trocken. Ich sah und merkte alles um mich her, aber es schien mir, daß vor dem einzigen großen Weh, das mich beherrschte, alles andere nichtig und völlig interesselos sei.
Jetzt kamen wir an einem hell erleuchteten Hause vorüber. Es klang Musik daraus hervor, und einige Offiziere in der mir so wohlbekannten blauen Uniform mit silbernen Verschnürungen schritten quer über die Straße auf den Eingang zu. Die langen Schleppsäbel schlugen rasselnd auf die Platten des Trottoirs, ein fröhliches Lachen klang zu mir herüber — sie waren in der Halle verschwunden. Jetzt tauchten in meinem Gedächtniß die Worte auf, die ich gehört hatte, als ich eine Stunde vorher auf Carlo wartend zum Fenster hinauslugte. Wir gingen hier an dem Kaffeehause vorüber, in welchem der
xiv. Jahrgang, io. I.
Capitano mit feinen Kameraden den Abschied von Alesfandria festlich beging.
Wenige Minuten später langte ich auf meinem Zimmer an; in wie anderer Stimmung, als da ich es kurz zuvor verlassen hatte! Wie war alles so anders geworden, als ich mir gedacht hatte, wie trostlos legte ich mich heute Abend zur Ruhe!
Als die Mama heimkam und sich besorgt nach meinem Befinden erkundigte, ließ ich die Vorhänge meines Bettes dicht zugezogen und war froh, daß sie ihr meine Züge verbargen.
Leider kann ich die Erzählung von den Ereignissen dieses Tages nicht in harmonischer Weise beschließen. Ich warf mich nicht, wie man vielleicht anzunehmen geneigt ist, ruhelos auf meinem Lager umher, ich träumte nicht schwer und bang von ihm, den ich ungerechter Weise „den Treulosen" nannte, und mein Kopfkissen wurde nicht mit Thränen getränkt. Nein, Signore, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich war so erschöpft und müde, daß ich des Vorrechts meiner Jugend in vollem Maße genoß und nach kurzen Minuten fest und ruhig einschlief, um erst andern Morgens von den Klängen der Regimentsmusik, die nahe an unserem Hause vorüberzog, wieder