Eiu deutsches Familienklatt mit Illustrationen.

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XIV. SktjlMNg. AusMclicn am 3. AiiZust 1878. Der Jahrgang läuft vom Malier 1877 bis dahin 1878. 1878. ^7 44.

Erkämpft.

Novelle von M. Franck.

Nachdruck verboten. Ges. v. 11./IV. 70.

iFortsetzung.)

VI.

Drei Tage später hatte die Sonne die dichte Wolkenschicht durchbrochen und funkelte in den tausend und aber tausend Tropfen, die gleich Diamanten an den Nadeln der Kiefern hingen. Die ganze Natur, erfrischt und gestärkt durch den langen Regen, athmete Wonne und Entzücken. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen, die Blumen erhoben neu be­lebt ihre gesenkten Köpfchen. Türk streckte noch einmal so be­haglich seine Glieder in der lang entbehrten Sonne auf der Thürschwelle — alles, alles freute sich! Nur Römer, der unter der großen Buche stand und prüfend den Himmel be­trachtete, schien wenig erbaut von dem Witterungswechsel.

„Ich fürchte, unsere Gäste werden nicht kommen," wandte er sich an Katherine, die in der Stube emsig mit dem Ordnen des Kaffeetisches beschäftigt, die Fenster geöffnet hatte, um die balsamische erfrischende Luft einzulassen. „Oberförster Baum und Nachbar Weiher werden ihr Heu wenden lassen, und beide sind so tüchtige Landwirthe, daß sie die Whistparthie gern opfern. Die Pfannkuchen wirst Du vergebens gebacken haben."

„Glaube es noch nicht," tröstete Katherine ihren jungen Gebieter. „Jasch, der heute den Anmeldezettel vom Oberförster brachte, hat mir erzählt, daß sein Herr gewiß kommt."

Sie warf einen prüfenden Blick auf die goldgeränderten Tassen, die die gnädige Frau Mutter zu Extragelegenheiten mitgegeben hatte, zog die Kaffeeserviette noch einmal ganz genau in die richtige Lage, stellte die Vase mit dem mächtigen Fliederstrauß so, daß sie unmöglich von den Gästen übersehen werden konnte, und wollte eben das Zimmer mit dem Gefühl, daß alles hübfch in Ordnung sei, verlassen, als Türks lautes Gebell ihr verkündete, daß ihre Voraussetzung sich erfüllt habe.

„Sehen Sie Wohl, gnädiger Herr," ries sie heiter heraus, „habe ich nicht Recht?"

Römer schien ihre Worte nicht zu hören. Sein Gesicht drückte erst sprachloses Erstaunen, dann Helle lichte Freude aus.

XIV. Jahrgang. 44. d.

Es war wirklich wahr, was er im ersten Augenblick für eine reine Unmöglichkeit gehalten hatte. Der Wagen, der sich jetzt schnell der Oberförsterei näherte, war nicht der kleine Korb­wagen, den Baum sonst zu benutzen pflegte, sondern die Halb­chaise, und wer konnten die Damen, die er im Fond derselben bemerkte, sein, als Frau Baum und Gertrud?

Er hatte nicht Zeit, die gleichgültige ruhige Miene an­zunehmen, die bei ihm jetzt nur noch die Folge energischer Selbst­überwindung war. Sein Auge strahlte im innigsten Entzücken, als er eine Minute später seinen Gästen eiu freudiges Will­kommen entgegen rief.

„Werden mir doch nicht böse sein, daß ich Sie so mit Kind und Kegel überfalle," fragte Baum schalkhaft lachend, als er aus dem Wagen stieg. „Nachbar Weiher schickte herüber und ließ mir sagen, daß er am Ausfahren verhindert sei. Da wir nun um die Whistpartie kommen und meine Frau durch­aus Ihre Katherine kennen lernen wollte, so mußte ich armer Mann schon nachgeben. O die Frauen, die Frauen! Hüten Sie sich vor ihnen." Und dabei klopfte er Römer derb auf die Schulter und schaute so verschmitzt zu Gertrud herüber, daß diese noch röther als zuvor wurde. Mechanisch nahm der junge Mann seinem Gaste Mütze und Paletot ab; seine Augen weilten ganz wo anders. Hatte er doch einen Blick auf­gefangen, der sein Herz wilder, glückseliger denn je schlagen machte und alle seine so schön aufgebauten Vorsätze über den Haufen warf.

„Glücklich sein, glücklich sein!" klang es in seinem Innern, „wäre es auch nur auf einen einzigen Tag!"

War das noch derselbe finstere verschlossene Ernst Römer, der bald darauf am Kaffeetisch lachend und plaudernd saß? — der so herzlich und freundlich auf des Alten Späße und Necke­reien einging und mehr als einmal sein Wort direkt an Gertrud richtete? — Und sie? War es nur Zufall, daß sie heute das duftige hellblaue Kleid angelegt hatte oder war es deshalb geschehen, weil Römer neulich, als zufällig die Sprache auf

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