Heft 
(1897) 10
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Weber Land und Meer.

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Mt Abbildungen von Ewald Thiel.

MRnter den Kulturmitteln, welche die Technik in unserin AD Jahrhundert schuf, sind die gegenwärtig gebräuchlichen Beleuchtungsmethoden die jüngsten. Thatsächlich ist kein größerer Gegensatz von einst und jetzt denkbar, als zwischen den alten und neuen Einrichtungen für die künstliche Be­leuchtung. Unter ihnen nimmt neben der elektrischen Glüh- nnd Bogenlampe die von Dr. Auer von Welsbach in Wien erfundene Gasglühlampe den ersten Rang ein. Die physi­kalischen Grundlagen, die der Auerschen Erfindung zu Grunde liegen, sind übrigens seit lange bekannt. Bringt man in eine lichtlose, heiße Flamme, wie sie zum Beispiel der allbekannte Bunsenbrenner entwickelt, einen unverbrenn­lichen Körper, etwa einen Platindraht, so erhitzt sich dieser bis zur Weißglut und sendet ein schönes weißes Licht aus. Schon im Beginn unsers Jahrhunderts wurde die Thatsache durch Drummond praktisch verwendet. Er erhitzte Kreidestücke in der sehr heißen Flamme des Wasser­stoffgases und empfing dadurch einen Leuchtkörper, der sich vortrefflich für die Ausstattung von Leuchttürmen eignete und auch vielfach zu diesem Zwecke verwendet worden ist. Ein allgemein verwendbares Licht, das auf der geschilderten Erscheinung beruht, besitzen wir aber erst seit der Erfindung

des Auerschen Strumpfes. Wie jetzt auch in weiteren Kreisen bekannt, setzt sich die in ihrem Wesen so außerordentlich ein­fache Auerfche Lampe aus dem Bunsenbrenner, der die lichtlose, heiße Flamme erzeugt, und dem mit den sogenannten seltenen Erden" getränkten Strumpfe zusammen.

Um das Wesen der jüngsten Beleuchtungsart verstehen und würdigen zu können, dürste es am besten sein, den Entwicklungsgang eines Auerschen Strumpfes während seiner Fabrikation zu verfolgen und dabei gleichsam einen Spazier­gang durch die Fabriksäle der Auer-Gesellschaft zu machen. Man muß sich zunächst klar darüber werden, daß das heutige prächtige weiße Auerlicht nicht in solcher Schönheit aus der Hand des Erfinders hervorgegangen ist, sondern daß es noch vieler Arbeit bedurft hat, um es im allgemeinen Existenzkämpfe konkurrenzfähig zu gestalten. Der ganze Industriezweig hat sich in seinen Einzelheiten erst nach und nach, unter der emsigen Arbeit der Techniker, in den Fabriksälen entwickelt.

Der Grundstock des Strumpfes besteht aus einen: seinen Baumwollengarngewebe, das auf besonderen Maschinen als ein Schlauch ohne Ende hergestellt und von der Auer- Gesellschaft bezogen wird. In der modernen Fabrikation, und ganz vorzüglich in einer Industrie, in der die Mittel für ein sounenähnliches Licht erzeugt werden sollen, bedarf man der größten Sauberkeit, und so müssen denn auch die endlosen, dem Laienauge in reinem Weiß sich darbietenden Schläuche noch einer gründlichen Reinigung unterzogen werden, damit jeder ihnen zufällig anhaftende Stoff ent­fernt werde.

Die nunmehr untadelhaft reinen Gewebe werden als­dann in die entsprechenden Stücke geteilt und gelangen darauf in einen sehr ausgedehnten Raum, in dem Näherinnen den zukünftigen Strumpf an einem Ende mit Tüll einfassen. Das kann mit der Hand nusgeführt werden, erfolgt aber