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Acker Land und Meer.
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Hauptes der Linie, Herzogs Ernst Günther. Als dem herzoglicken Paare nach zweijähriger Ehe am 22. Oktober 1858 die erste Tochter beschert ward, hatte der junge Gatte, der damalige Erbprinz Friedrich schon manche
Fahnen geeilt und hatte an den wechselvollen Schicksalen des Feldzuges als Offizier im Generalstabe thätigen Anteil
herbe Lebenserfahrung hinter sich. Als sich im vielverheißenden Frühling von 1848 Schleswig-Holstein gegen die dänische Herrschaft erhoben hatte, war der noch nicht zwanzigjährige Prinz voll flammender Begeisterung zu den
genommen. Der betrübende Ausgang des Krieges ist be-
Herzogtümer im Stich, und die herzogliche Familie mußte in die Verbannung ziehen, Erbprinz Friedrich wandte sich nach Bonn, um einige Jahre seinen Studien Zn leben, doch blieb er stets in
Sein Vater, der Herzog Christian August, erwarb die Besitzung Prim- kenau in Schlesien und ließ
nieder. Er gehörte zu den hervorragendsten politischen Männern jener Zeit und zeichnete sich durch treffliche Charaktereigenschaften ans; den schönen Künsten, der Wissenschaft und Litteratnr brachte er reges Interesse entgegen; eine von ihm geschriebene
Armee kennen gelernt hatte, in dieselbe ein, und zwar in das erste Garderegiment zu Fuß; seine Freundschaft mit dem späteren Kaiser Friedrich knüpfte sich noch enger. Am 11. September 1858 vermählte er sich mit der Prinzessin Adelheid zu Hohenlohe - Langenbnrg und nahm seinen Wohnsitz auf dein von ihm erworbenen Gute Dölzig in Schlesien. Die Verbindung des prinzlichen Paares war einer innigen Neigung entsprossen; beider Wesen paßte
Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein.
vortrefflich zu einander, sie harmonierten in jeder Weise und hatten die seltene Gabe, Glück und Zufriedenheit lim sich zu verbreiten und sich überall Liebe zu erwerben. Prinzessin Adelheid, von ihrem Manne zärtlich „Adda" genannt, war von lieblicher, gewinnender Schönheit und von eitler wahrhaft herzlichen Liebenswürdigkeit, welche die hohe Frau, die mit ihrer jüngsten, noch unvermählten Tochter seit einer Reihe von Jahren in Dresden weilt, noch heute anszeichnet. Erbprinz Friedrich war von schlichter, ruhiger Natur; weniger vielleicht passionierter Soldat, obwohl er während des Feldzuges nianche Probeir von Tapferkeit gegeben und auch als Ordonnanzoffizier trotz seiner Jugend ans das gewissenhafteste seine Pflicht erfüllt hatte, widmete er sich mit Erfolg der Bewirtschaftung seines Gutes und war stets bestrebt, die Lage der Bewohner zu verbessern. Einen gütigeren Hans- und
edelstem Charakter, ging er in der Liebe und Sorge für die Seilten völlig ans, und als sich ein Sprößling nach dem andern einstellte, da wäre sein Glück vollkommen gewesen, wenn nicht die Politik in das freundliche und