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Ueöer Land und Meer.

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beschauliche Leben zu Dölzig ihre finsteren Schatten hineingeworsen hätte.

Aber ehe wir uns jenen Ereignissen znwenden, wollen wir noch zweier interessanter und wenig be­kannter Thatsachen erwähnen. Die eine besteht darin, daß die Mutter der deutschen Kaiserin leicht Kaiserin der Franzosen hätte werden können! Als Prinz Napoleon die Präsidentschaft angetreten hatte und ihm der Staatsstreich gelungen war, suchte er nach einer europäischen Fürstentochter als Lebensgefährtin, deren Namen und Stellung auch ihm Glanz verschafft hätten. Zunächst dachte er an die

Prinzessin Carola Wasa aus dem einstigen schwedischen Köuigshause, erhielt aber einen Korb, und die Prinzessin vermählte sich bald danach mit dem damaligen Prinzen Albert, dein heutigen König von Sachsen. Napoleon wurde Kaiser, und seine Wahl fiel nun auf die Prinzessin Adel­heid von Hohenlohe-Langenburg, und zwar hoffte er durch die Königin von England seinen Plan gefördert zu sehen. So schreibt Lord Malmesbnry in seinen Erinnerungen unterm 13. Dezember 1852:Walewski ist angekommen,

drei Töchter.

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um die Hand der Prinzessin Adelheid von Hohen­lohe, Nichte der Königin Viktoria, für den Kaiser Napoleon zu erbitten. Ich hatte diese Anfrage kommen sehen und die Königin davon unterrichtet." Und einige Tage später:Die Königin begann von der beabsichtigten Heirat ihrer Nichte zu sprechen. Ihr prinzlicher Gemahl hat eineil darauf bezüg­lichen Brief des Fürsten Hohenlohe gelesen, dessen Hauptinhalt darin bestand, daß er viel Schwierig­keiten hierbei sich erheben sehe, und namentlich be­tonte er die Verschiedenheit des religiösen Bekennt­nisses und der Nationalität. Die Königin und Prinz Albert sprachen ohne Leidenschaft von dem Gegenstand, indem sie das Für und Wider er­wogen . . . Die Königin machte dann noch eine Anspielung ans das gewöhnliche Schicksal aller könig­lichen und kaiserlichen Frauen iu Frankreich seit 1789, aber sie schien im Grunde dieser Verbindung doch

nicht abhold." Zweimal bewarb sich Napoleon III. um die Hand der Prinzessin, indessen vergeblich. Und noch einmal bot sich Gelegenheit, daß die Prinzessin die Gemahlin eines souveränen Fürsten hätte werden können, denn anfangs

die griechische Krone an, er aber schlug sie aus mit dem Hinweis, daß er gegen sein Heimatland Pflichten zu er­füllen habe.

Diese Pflichten sollten schon in dem gleichen Jahre an ihn herantreten. Als die Kunde von dem Tode des dänischen Königs Friedrich VII. nach Primkenau kam,

Die Kaiserin im 12. Lebensjahre (rechts vom Beschauer). Die Kaiserin im 18. Lebensjahre.

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