Das ,Münchnerbaus" auf dem Weftgipsel der Zugspihe.
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Lranz Bangheinrich.
M urz vor dem Weihnachtsfest des Jahres 1895 mar es, - da beschloß die Sektion München des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins in ihrer Generalversammlung, ans dem Gipfel des höchsten deutschen Berges, ans der Zugspitze, ein Unterkunfts- Hans zu errichten. Und bald regte es sich oben an den Wänden des gigantischen Wettersteinthores mit gnomenhafter Emsigkeit. Ueber Sandreißen und Schueekare, auf ueugebahnten Wegen und an schwindelnde!: Gratstürzen entlang gingen die trittsicheren Transporte der Baumaterialien, und die Böllerschüsse der Sprenggeschosse schreckten das Echo auf, das in
schläft.
^Bis an die Platthütte. 2525 Meter, führten ge-
ab mußten Menschenschultern das Material auf den höchsten Bauplatz deutscher Lande, den 2964 Bieter hohen Westgipfel, tragen. Da hatte Amöneburg seinen Zement gesandt und Konstanz geölte Leinwand; Dachau gab Filztuche für die Wandverkleidung und Brannenburg Holzwerk und Möbel; Rippenbleche für die Dachbedeckung lieferte München und Mühlheim am Rhein das Kabel für die Blitzableitung , das, 5,5 Kilometer lang und 9000 Kilogramm schwer, im Höllenthal in den Hammerbach mündet. 550 Kubikmeter Stein wurden ausgesprengt und zum Bau selbst verwendet, der, von A. Tollinger- Jnnsbruck nach den Plänen des vieljährigen Wettersteinreferenten der Sektioi: München, Adolf Wenz- Großhesselohe, ansgeführt, unter der persönlichen Leitung dieses tüchtigen Mannes stand. Einundzwanzigmal in zwei Sommern ist der unermüdliche Bauleiter hinaufgeschützt/ aus dem Gestein herausgewachsen. 15 Bieter lang, 5,5 Bieter breit und 3 und 4 Bieter hoch, erhebt es sich auf dem Westgipfel des Berges und bietet in zwei Räumen Obdach für 22 Schläfer und mindestens ebensoviel gute, meist „trinkhaste" Sitzplätze für durstige und hungernde und fröhliche Seelen. Für eine spätere Vergrößerung des Hauses ist Vorsorge getroffen und ein freier Platz an seiner Westseite für eine meteorologische Station abgesteckt. Das ganze
der Sandreiße über den Grat bis zur Spitze 47 000 Mark. Etwa 8000 Mark wurden durch freiwillige Spenden und dergleichen gedeckt, der Rest durch vierprozentige Anteilscheine aufgebracht. —
Mollig ist es in diesen: behaglichen Unterstände, wenn rauhe Stürme gegen, die Felswände schlagen und um das Haus heulen. Dann tickt von der Wand, die sinnige Geschenke schmücken, eine „g'scheerte" Uhr mit buntbemaltem Holzzifferblatte, im Ofen prasselt ein Holzblock nach dem andern in wabernder Lohe auf, die Erbssuppe dampft — doch das will ich
die Weihefahnen auf dein Zugspitzgipfel in: kalten Winde, über der Thür des Münchnerhanses raschelte Tannengrün mit Edelweißzier, und drinnen klangen Weihesprüche und später Toast über Toast und Lied auf Lied, und so voll soll's gewesen sein beim festlichen Richtschmaus da obeu, daß sie nicht einmal einen richtigen „Gestampften" haben tanzen können
„Das ist nichts für uns," sagte der Regenpfeifer, „wir wollen warten." Und siehe, an: nächsten Sonntagmorgen flatterten die letzten Nebelfetzen scheu vor der sieghaft lachenden Sonne davon, als wir über tauige Wiesenmatten von Garmisch her nach Hammersbach wanderten.
sechzigjühriger, grauhaariger, zäher, fröhlicher Schwabeu- kumpan ist, den man im Klub der Thalschleicher ob seines äußerst merkwürdigen Jodelns so benannte. Außerdem ist sein Lieblingslied: „Seht, wie so schön der Himmel sich überzieht." Der hierauf regelmäßig folgende Jodler wird nicht von innen heraus, sondern von außen nach innen gejuchzt. Das giebt ein gar eignes Getön, und man nennt diesen Jodler den Konkavjodler, im Gegensätze zun: Jodler der Thalschleicher, der sich am besten mit dem klangvollen Worte' „Celluloid" phonetisch ausdrücken läßt. Die übrigen Wandergenossen sind schnell hergezählt und
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charakterisiert. Das Renntier, dem kein Bergwasser zu verlockend und kein Ausblick zu verheißend ist, als daß es nicht in: Windsgalopp daran vornberschösse — der kleine oder schwerhörige Tapir, der seinen Bergstecken scheinbar nur dazu mitmmmt, ihn in: Kamin ans die Nachsteigenden herabfallen zu lassen, und der rollendes Gestein immer dann getreulich avisiert, wenn es einem andern eben aus die Nase schlagt, — und der Gletscherfloh, der sich dieser schlichten Chronika vermißt.
Von der Wanderung dieser vier durchs Holleuthal ist nur Zu berichten, daß sie alldort einen sonderbaren Absturz erlebten. War da ein lustiger Scholar, der in der Hutten durchs Kellerloch und den: guten Mariele
zapfen wollte. Ist aber zu vermelden, daß keinen: Kopse ein Schaden geschah, nur der Maßkrug ging in Scherben.
Wohl warnte uns das kleine, liebe Ding, dem eine blaffe Sehnsucht nach endlicher Heimfahrt im Ge- sichtchen war, so spat noch anzusteigen. Aber wir waren voll guter Zuversicht und gingen mittags um
Steigeisen hinein. Gemächlich schlangelten wir uns spater über den Holleuthalserner gegen der: schroffen Grat an, aber da wir noch wacker an seinen Wände»:
glutenspruheude Fackel. Sa war der westliche Feuerzauber unfern Augen verborgen; nur seil: ostücher Widerschein kämpfte mit den: hereinsinlenden Dämmern, den: er bald still unterlag. Das war zu früh für uns. Die Schneespnren verblaßten, die wenigen Eisen gingen grau in grau verloren. Da war's, als hätte e:ne Hand oben ein Drahtseil abgehoben gegei: den noch schwach nachzitternden Himmelsglanz. Wir blickten genauer hinaus: ja, dort mußte der rechte Weg sein. Aber als der Gletscherfloh sich hinaufgearbeitet, starrte ihn: von: schmalen Grat, der gerade breit genug ist,
Ausstieg vom IMeuthalserner aus die Zugspitze.