Heft 
(1898) 10
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Aus Zeit und Leben.

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Das Kchwarffche Aluminium-Luftschiff.

^^^er Verlauf der ersten Probefahrt, die am 3. November vom Tempelhofer Felde bei Berlin ans unter Leitung der Offiziere der Königlich preußischen Lnftschifferabteilnng mit dem Schwarzfchen Luft­schiff vorgenommen wurde, wäre wahrscheinlich ein andrer gewesen, wenn der Erfinder und Erbauer des Schiffes, der

Agram , selbst in der Gondel gesessen hätte. Die Tagespreise hat die unglückliche, aber durch­aus unnötige Art und Weise der Landung des Schiffes viel zu sehr betont, ohne die Ur­sachen derselben in genügender

seines programmwidrigen Endes thatsächlich fast alles bewiesen wurde, was der Erfinder dar- znthnn sich anheischig gemacht hatte. So lautet auch das fachmännische Urteil, das erst nachträglich gefällt werden tonnte. Merkwürdigerweise hat­ten auch die Offiziere der Lnst- schifferabteilnng es Schwarz niemals glauben wollen, daß sein Schiff genug Hebekraft be­sitzen würde, um neben der Last des Motors auch noch Personen zu tragen. Man meinte, daß, selbst wenn die überaus schwie­rige Aufgabe der Füllung des Ballons mit reinem Wasser- stosfgas nach der gleichfalls von Schwarz erdachten Methode ge­lungen fein sollte, das Schiff sich dennoch als zu schwer ge­baut erweisen würde. Tie Frage der Lenkbarkeit trat

darüber mehr in den Hintergrund. Als nun Schwarz von einem plötzlichen Tode ereilt worden war, wäre sein Werk wahrscheinlich vergebens gewesen, wenn nicht seine Witwe mit bewunderungswürdiger, in dem unerschütterlichen Glauben

an das Genie ihres Mannes wurzelnder Thatkraft die Verwirklichung betrieben hätte. Frau Schwarz erwirkte vom Kricgsminister die Erlaubnis, einen Aufstieg des unter militärischein Schutz im Lnftfchifferpark befindlichen

Schiffes herbeiznführen, und fand dabei lebhafte Unterstützung seitens der Offiziere der Abteilung. Was sie aber nicht beseitigen konnte, das war der Zweifel an der Hebekraft des Schiffes. Daher kam es, das; man zur größtmöglichen

i Erleichterung des Baues alles davon Zn entfernen trachtete, j was überflüssig schien. Dazu gehörten leider auch die von ! schwarz angebrachte Vorrichtung znm Festhalten der Treib- i riemen sür die Windschnecken, die zur Regulierung des Abstiegs konstruierte, unter der Gondel horizontal besindliche Ma­növrierschnecke und die zur Ab-

Landen gedachte Verlängerung der vier Füße der Gondel. Es ist nun eine Thatsache, daß allein durch das Abrutschen der Treibriemen während der Fahrt das Schiff stenerlos wurde, und daß dadurch der mutige, aber durchaus unerfahrene, das Werk in keiner Weife beherr­schende junge Mann, der in Ermanglung eines besseren Kapitäns sür den Aufstieg ge­wonnen worden war, den Kops

und so ein jähes Sinken ver­ursachte. Das Fehlen der Manövrierschnecke und der Ver­längerung der Gondel machte den Ausstoß vollends zu einem so heftigen, daß das kostbare Luftschiff in ein Wrack ver­wandelt wurde.

Was die bezweifelte Hebe­kraft betrifft, so zeigte sich um­gekehrt, daß das Schiff einen sür seine leichte Belastung viel zu starken Auftrieb hatte. Es hätte nicht nur die unglücklicher­weise entfernten Teile, sondern statt einer Person deren drei oder vier nebst viel mehr Ballast, alv es mitnahm, tragen kön-

aus richtig. Des weiteren wurde bewiesen, daß sich der Ballon mit der Schwarzfchen Methode voll­kommen füllen läßt, was gleichfalls von vielen vorher für un­möglich erklärt worden war. Endlich wurde auch die Lenkbarkeit demonstriert. Das Schiff überwand trotz seiner riesigen Oberfläche

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1898 (Bd. 79).