Heft 
(1898) 10
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Aeber Land und Weer.

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die letzte Ausführung, und die Gefahr des Verhauens, dieses Gespenst der Bildhauer, wird so auf das geringste Mast beschränkt.

Ab und zu hat aber einer doch noch die Kühnheit, die Gestalt ohne Vorbereitungen frischweg ans dem Marmor heransznschlagen, und es ist von ganz besonderem Reiz, dabei znzusehen. Zuerst wird nur ihre Vorderseite flach wie eine Zeichnung sichtbar; allmählich, wie der Meistel in die Tiefe geht, scheint sie in einem Kasten zu stecken, der immer mehr abfällt, bis das Bild, der letzten Fessel ledig, frei heraustritt. Dann ist der letzte und höchste Zweck der ganzen mühsamen Marmorbrechung erreicht: die Geburt des Kunstwerks aus dem Steine.

Zu unfern wildern.

Fröhlicher Humor und geistreiche Satire siiw das Ge­präge des PrachtwerkesRadlerei", zu dessen Heraus­gabe hervorragende Künstler und Schriftsteller sich vereinigt haben (Wien, Kunstverlag Gerlach und Schenk). Was alles in seinem erstaunlichen Siegesznge um die Welt das Fahrrad schon errungen hat, und welche grösteren Triumphe ihm noch bevorstehen, hier sehen wir es in Wort und Bild packend veranschaulicht! Hat das Rad im Strastenverkehr schon groste Umwälzungen hervorgerufen, so wird es ohne Frage sich noch weiterer Gebiete bemächtigen, und hiernach wären dann viele veraltete Vorstellungen umzumodeln. Gretchen am Spinnrad wird ersetzt durch Gretchen am Zweirad, der alte Erlkönig hat den müdem vierbeinigen Gaul durch das flotte Stahlrost ersetzt, und auch Aurora legt nun ihre alltägliche anstrengende Reise auf dem be­quemen Fahrrad zurück. In dieser und ähnlicher Weise reichen auf den vierzig Kunsttafeln Humor und Satire einander die Hand, und in kongenialer Weise erhalten die Abbildungen durch launige Gedichtchen ihre Erläuterungen. Wir geben aus dem Werke denDreisitzer" wieder, der lehrt, dast es nicht unter allen Umständen gut ist, beim Radeln die Führung Zu haben, und dasModerne Turnier".

Bild und Wort verkünden, wie der Ritter des kommenden Jahrhunderts

Muß den Zweikampf mit Geschick

Abd-er-Rahman,

Eine zoologische Merkwürdigkeit veranschaulicht I. Schmitzberger ans seinein BildeDachse, ver­endetes Wild annehmend". Meister Grimbart stand bisher in dem Rnfe, dast er verendetes Wild verschmähe, aber zu ihrem Erstaunen sollten der Künstler

und sein Weidgenosse erfahren, dast es nicht immer der Fall ist. In später Abendstunde schost der letztere aus dem Anstande einen Nehbock, und das Dunkel verhinderte, so­fort dem flüchtig gehenden Wilde zu folgern Bei der Suche am andern Morgen fand man nur traurige Ueber- ! reste, uud die zahlreichen Dachsspuren liesten keinen Zweifel ! über die Missethäter.

M-cr-Wm». der Wir im AWmkim.

ist dieses asiatische Land vielleicht weniger bekannt als andre,

^ doch ist es in strategischer Hinsicht stets wichtig gewesen ^ und kann unter diesem Gesichtspunkt vielleicht noch einmal zu besonderer Bedeutung gelangen. Von Stämmen verschiedener . Herkunft bewohnt, die sich jedoch meist zum sunnitischen ! Mohammedanismus bekennen, steht Afghanistan an Aus­dehnung nicht viel hinter dem Deutschen Reiche zurück. Seme Regierungsform ist die monarchisch-absolutistische. Sein Be­herrscher darf als der mächtigste mohammedanische Monarch in Asien angesehen werden. Der gegenwärtige Throninhaber,

^ Abd-er-Rahman, ist seit 1880 an der Regierung. Er ist im Auslande erzogen und stand früher unter russischem Einflust, augenblicklich jedoch ist er derFreund Englands". Persönlich ist er modernen europäischen Ideen zugänglich, die er auch im Lande zu verbreiten sucht, ohne jedoch dem Gewohnten und Althergebrachten, zumal in Glanbenssachen, zu nahe zu treten. Äbd-er-Rahman nimmt sich der Re- giernngsgeschäfte mit grostem Eifer an. Ein Gichtleiden hat ihm das linke Bein gelähmt, weshalb er beim Gehen ans den Gebrauch von Krücken angewiesen ist. Sein Hof­staat ist nach asiatischer Sitte ein ungewöhnlich groster; das abend- und das morgenländische Element finden sich ^ darin in bunter Mischung nebeneinander.

Der Emir von Afghanistan und fein Dofstaat im Winterpalais zu Kabul.

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