Heft 
(1898) 14
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7 §. Band, vierzigster Jahrgang. Oktober p§ 7 -

Preis vierteljährlich Z M. 60. Mit Postausschlag 3 M. 75.

S 1 e ch L i n.

Roman von

Weodor Jorrtane.

XXVII.

^^^>as ist eine Dame und ein Frauenzimmer dazu," sagte sich Dubslav still in seinem alten Herzen, als er jetzt Melusine den Arm bot. um sie vom Flur her in den Salon zu sichren. So müssen Weiber sein."

Auch Adelheid mühte sich, Entgegenkommen zu zeigen, aber sie war wie gelähmt. Das Leichte, das

! Heitre, das Sprunghaste, das die junge Gräfin in ! jeden: Wort zeigte, das alles war ihr eine fremde ! Welt, und daß ihr eine innere Stimme dabei beständig ^ zuraunte:Ja, dies Leichte, das du nicht hast, das ! ist das Leben, und das Schwere, das du hast, das ^ ist eben das Gegenteil davon," das verdroß sie. Denn trotzdem sie beständig Demut predigte, hatte sie doch nicht gelernt, sich in Demut zu überwinden. So war denn alles, was über ihre Lippen kam, mehr oder weniger verzerrt, ein Versuch zu Freund­lichkeiten, die schließlich in Herbigkeiten ausliefen. Lorenzen, der erschienen war, half nach Möglichkeit ! aus, aber er war kein Damenmann, noch weniger ! ein Causeur, und so kam es denn, daß Dubslav

mit einer Art Sehnsucht nach dem Oberförster ans­blickte, trotzdem er doch seit Mittag wußte, daß er ! nicht kommen würde. Das jüngste Töchterchen war I nämlich gestorben und sollte den andern Tag schon ! ans einem kleinen, von Weihnachtsbäumen umstellten ^ Privatfriedhofe, den sich Katzler zwischen Garten > und Wald angelegt hatte, begraben werden. Es war das vierte Töchterchen in der Reihe; jede lag ^ in einer Art Gartenbeet und hatte, wie ein Samen- ! körn, dessen Ansgehen man erwartet, ein Holztäfelchen ^ neben sich, drauf der Name stand. Als Dubslavs , Einladung eingetroffen war, war Ermhntrud, wie j gewöhnlich, in Katzler gedrungen, der Einladung zu ! folgen.Ich wünsche nicht, daß du dich deinen

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Das neue Rönigl. bayrische Nationalmuseum in München, erbaut von Prof. Gabriel Seidl.

1898 (Bd. 79).