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Ueber Land und Weer.
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ich selber! Und der euch und mich Elende, Memmen und Feiglinge schalt, — er war es, Sempronius! Und er hatte recht! Wird er verbannt, so verdiene anch ich, und noch viel mehr als er, die Verbannung! Und auch ihr..."
Weiter kam der arme Tuba aber nicht. Ein Geheul aus tausend Kehlen übertönte seine Stimme. Er wurde vom Pferde gerissen, mit Fäusten geschlagen, mit Füßen getreten, und unter einem Hagel von Steinen, von Zwiebeln, von faulen Aepfeln und Gemüsestoppeln wurde er mitsamt Sempronius vom Forum weggejagt.
Als am andern Tage bei Morgengrauen der arme Sempronius, auf Tubas Arm gestützt, mit dem Korbflechter den Weg der Verbannung einschlug, sagte der Feldherr, dem vormaligen Helden lächelnd ans die Schulter klopfend:
„Siehst du, Tuba, mein Freund! Ein Held warst du damals sicherlich nicht, aber ein Held bist du geworden, gestern, als du, der Stimme deines Gewissens folgend, allein gegen ein ganzes Volk und gegen dich selbst die Wahrheit bekanntest!"
Und so zogen die beiden in die Verbannung.
I»s -er inerten deuWn Hmech-AilMuU in Berlin.
unserm Zeitalter der Ausstellungen darf auch diese Spezialausstellung nicht fehlen. Jagdausstelluugen haben ja schon früher hie und da stattgefnnden; aber das; seit vier Jahren, dank der sachkundigen Mühewaltung des Oberstjägermeisters Fürsten von Ples;, des Oberjägermeisters vom Dienste Frei Herrn von Heintze-Weißenrode und des Generalmajors von Benkendorff und von Hindenburg, in Berlin jetzt regelmäßig die besten, von -deutschen Jägern im In- oder Ausland erbeuteten Jagdtrophäen öffentlich gezeigt werden, das ist, wenn ich recht unterrichtet bin, ans die persönliche Initiative des Kaisers znrückznführen, der ja einer der erfolgreichsten Hochwildbirschjäger ist, ein wahrer Liebling Dianens.
Das beweist diesmal wieder die prächtige Gruppe „kapitaler" Hirschgeweihe von ganz eigenartigen!, urwüchsigem Gepräge, die der Monarch als Jagdgast eines österreichischen Erzherzogs in wenigen Septembertagen ans den Donau- Auen von Bellye in Ungarn heimgebracht hat. Wir bilden ein solches Prachtstück ab, das noch durch eine abnorme, nach hinten wegstehende Gabelsprosse, einen sogenannten „Wegweiser", ausgezeichnet ist. Den besten deutschen Hirsch des Jahres 1897 hat Freiherr von Buddenbrock auf Kleinerstaunlich starkes Geweih, das den ersten Kaiserbecher gewiß vollauf verdient hat. Ohne an diesem sachverständigen Richterspruch irgendwie rütteln zu wollen — denn der weidmännische Standpunkt darf bei der Prämiierung allein maßgebend sein! —, kann ich übrigens nicht verhehlen, daß mir der westpreußische Urian zwar ein Herkules, nicht aber auch ein Adonis unter seinesgleichen zu sein scheint; dazu stehen seine Stangen doch zu steil und zu ungeschickt. Für das künstlerisch schönste Geweih der Ausstellung möchte ich einen ungarischen Zwölfender des Herzogs von Ratibor halten, der mich durch die wunderbare Eleganz und Ebenmäßigkeit seines Aufbaues immer von neuem entzückt hat. Trotz äußerst respektabler Stärke macht er vermöge seiuer ragenden Höhe (ohne Krümmung innen gemessen 108 Centi- meter, ein Kroneuende 35 Centimeter!) den Eindruck schlanker, graziöser Leichtigkeit und erinnert so, wenn man Kleines mit Großem vergleichen darf, für mein Empfinden geradezu an die sieghafte Ueberwindung schwerer Massen durch den Schönheitsgedanken, die dem gotischen Dome seinen Zauber verleiht. Diesen „Jdealkavalier" des ungarischen Bergwaldes im Leben beobachtet zu haben, das muß ein Genuß gewesen sein, den man dem glücklichen Jäger neiden könnte!
Wieder mehr vom Kaliber des Ottlauer Preishirsches ist der sogenannte „Bauern- oder Wilddiebshirsch", ein ganz sonderbares, abnormes Kapitalgeweih ohne Augensprossen und mit einer verkrümmten Stange, das, angeblich aus Rominten, dem bekannten ostpreußischen Liebliugsrevier des Kaisers, stammend, erst auf Umwegen durch Vermittlung von O. Bock in den Besitz Seiner Majestät, des rechtmäßigen Jagdherrn, gelangte und auf allerhöchsten Befehl der Ausstellung einverleibt wurde. Hier gehört es zu den eigenartigsten Stücken und erzählt uns das Schicksal eines alternden Waldesrecken, der, über die Höhe seines Lebens hinüber, wieder „zurückzusetzen" begann und ohne Augensprossen, die wichtigsten Kampfeswaffen zur Brunstzeit, von besser bewehrten Nebenbuhlern „abgekämpft" und vertrieben, entweder au seinen Wunden einging oder sonstwie ein unrühmliches Ende fand.
Eine sehr weitgehende Abnormität, die schon gar nicht mehr nach Hirsch aussieht, ist der vom Präparator Banzer gestopfte „Kuhhirsch" aus dem Königlich württembergischen Revier Weil, der mit seinen sprossenlosen, niedrig nach
beiden Seiten umgebogenen Geweihstangen wirklich ein Paar Kuhhörner Vortäuschen zu wollen scheint, ein um so bemerkenswerteres „Naturspiel", als es, wie ich höre, in dem genannten Revier erblich ist. Ganz allgemeine Beachtung bei uns Zoologen und allen denen, die sich für unsre modernen Naturanschauungen interessieren, verdient schließlich der Klitschdorfer Wapiti, den Excellenz von Heintze im Wildpark der genannten gräflich Solms-Baruthschen Herrschaft in Oberschlesien erlegt hat. Dieses Geweih ist vollkommen rothirschartig, nicht höher und stärker und der Schädel nicht größer als bei einem „braven" Rothirsch; was aber die Hauptsache ist: auch der Bauplan ist der des Rothirschgeweihes, die obersten Enden gruppieren sich zu einer wirklichen „Krone", stehen nicht inehr als „Schere" in derselben Ebene hintereinander, wie beim typischen Wapiti. Wer es nicht weiß, würde das Geweih gar nicht für ein Wapitigeweih halten, und doch hat nach den glaubwürdigsten Versicherungen Graf Solms-Baruth mit größter Mühe die Reinzucht seiuer Wapitis streng aufrecht erhalten. Das heißt mit andern Worten: der größere und anders geweihte Vertreter uusers Rothirsches in Nordamerika wird kleiner und in der Geweihbildung diesem ähnlich, sobald er längere Zeit in unfern deutschen Forsten unter denselben Lebensbedinguugen gehalten wird, und jede Tierart verdankt ihre Eigentümlichkeiten nicht nur ihrer Abstammung, sondern auch den äußeren Umständen, die auf sie einwirken.
Die Blütenlese aus den Rehgehörneu mag eine Abnormität eröffnen, die sich nicht auf die Geweihbilduug, sondern auf die „Decke" bezieht. Der „Blüßbock", ein nicht gerade hervorragend gestopfter Rehkopf mit weißer Stirn und Nase, zeigt uns jenen Anfang zum Weißling (Albino), wie er bei unfern Haustieren, zum Beispiel Pferden, gewöhnlich ist. Es giebt übrigens auch vollständige Weißlinge beim Reh, ebenso wie schwarze Rehe, vollkommene Schwärzlinge, und letztere erben sich in gewissen Revieren (Haste im Hannoversche») erwiesenermaßen fort.
Das Ideal eines „schönen" Rehgehörns ist in seiner schlanken Höhe (28 Centimeter) und Eleganz der verspätet eingesandte und deshalb ohne höhere Auszeichnung gebliebene Sechserbock des ostpreußischen Oberförsters Ro- mauus; sein hochstrebender Aufbau erinnert an den ungarischen Zwölfender des Herzogs von Ratibor, sogar in der Einzelheit einer nicht weniger als 8 Centimeter langen Hintersprosse. Auf diesen Normaltypus kaum zurückzuführen ist der „Schaufelbock", die schönste Abnormität der Ausstellung: ein Rehbück, der auf beiden Stangen ganz gleichmäßig aussieht wie ein winziger Elchschaufler. Ich möchte wissen, was mancher reiche Sammler für dieses Unikum zahlen würde, wenn es zu haben wäre! Häufiger kommt schon das „Spargelbeet" vor, bei dem aus der „Rose" eine ganze Anzahl mehr oder weniger gleichstarker und gleichwertiger Sprossen hervorwachsen, ohne daß man eine Hauptstange unterscheiden kann. Für diese merkwürdige Mißbildung haben wir ebensowenig eine Erklärung wie für die „Schlangen- oder Wurmgehörne", bei denen sich Stangen und Sprossen auffallend hin- und Herbiegen, mitunter sogar auf beiden Seiten so genau gleichmäßig, daß der Nichtkeuuer glauben könnte, es müßte so sein. Der „Kelcbbock" dagegen ist nicht über den Verdacht erhaben, daß die sonderbaren Vertiefungen und Höhlen in seinen Stangen künstlich erzeugt sind; ein hoher Jagdherr kam, wie er auf der Ausstellung erzählte, nachträglich dahinter, daß ein alter Schlaumeier von Förster ihm — ohne sein Wissen und wider seinen Willen natürlich — diese Kelchböcke „fabrizierte" durch Ausschlitzen des in der Neubildung begriffenen „Kolben"geweihes.
Auch das deutsch-ostafrikanische Wild ist dies Jahr glänzend vertreten, insbesondere durch die imposante Tro- phäensammluug von Schillings-Gürzenich, die einen ganzen Saal dicht gedrängt füllte. Alle Wände bedeckt mit ganzen Serien von Autilopeugehörnen, die zum Teil selbst große Museen kaum in einem Stück besitzen, und von der Decke herniederhängend die Felle dazu! Zum erstenmal sah ich da die Gehörne der Neumaunschen Kuhautilope, die man lange für einen Mischling zwischen zwei bekannten Arten hielt, bis man sie kürzlich als gute neue Art erkannte und dein englischen Elefanteujäger Neumaun zu Ehren benannte. Sogar etwas ganz Neues hat Schillings der Wissenschaft mitgebracht in einer kleineren, bis jetzt unbekannten Abart der Wallers- oder Giraffengazelle, die durch „unheimlich" langen Hals und ebensolche Beine ihrem Namen alle Ehre macht. Den bis 75 Centimeter hoch gehörnten Bock der Grants-Gazelle denke ich mir als eine der schönsten Antilopen überhaupt; lebend ist sie noch nie in Deutschland gewesen. Dasselbe gilt von der weißbärtigen Abart des blauen oder Streifengnus, die Schillings in vielen Gehörnen und einem ausgestopften Kopfe zur Schau stellt. Ein Rekordstück, das längste bekannte, ist schließlich ein ganz dünnes und krummes Nashorn von jener Form, die man neuerdings als Rkiinoeeios Holrrivooäi von dem gewöhnlichen afrikanischen Doppelnashorn abgetrennt hat. Die Schillingssche Sammlung ist wohl eine der großartigsten, die je aus dem schwarzen Erdteil herübergebracht worden, und gewiß wert, an einem öffentlichen Orte der Wissenschaft eine bleibende Stätte zu finden.
Endlich ist auch asiatisches Großwild vorhanden in Gestalt eines mächtigen, jederseits 70 Centimeter langen Gehörns nebst Schädel vom Arnibüffel, den Premierlieutenant
von dem Knesebeck in Britisch-Assam erlegte. Wahrlich, ein schönes „Weidmannsheil", wenn man sich den riesigen, wehrhaften Träger lebend vorstellt!
Berlin, Zoologischer Garten. Nr. Ludwig Heck.
In unfern Vitdern.
Josef v. Brandt, der bedeutende, in München lebende polnische Maler, verdankt seinen Ruhm größtenteils jenen seiner Bilder, deren Motive er der Geschichte seines Vaterlandes entnahm. Durch Ausstellungen und Vervielfältigungensind namentlich bekannt: „Sobieskis Angriff auf das türkische Lager bei Wien", „Kosakenlager", „Ta- tareukampf", „Siegeslied". Zu den Werken der gleichen Art gehört das von uns wiedergegebene Gemälde „Der Kampf um die Fahne". Der ungestüme Anprall der polnischen Eiseureiter hat die Tataren auseinandergesprengt, und den letzteren kommt es nur noch darauf au, aus der Niederlage die Fahne zu retten. Dem Anscheine nach wird aber auch sie die Beute des Feindes werden.
(Bearbeitet von L. schalloxp.)
Aufgabe 12.
Auflösung der Aufgabe 9:
W. 1. 1o6-a4 S. 1. La3Xa4
W.2, 866-15 S. 2. Xa4Xb5 W.3. I06-66
S. 2. 13-12 W. 3. l)s6X-r6-i- S. 3. 1^a4—13
Aufgabe k3.
Auslösung der Aufgabe 10:
s!' 1 a6Xb5 ^
W.2. lvl-62-s- S. 2. Xä4X<-5,^v4
S. l. Lä4X«5 W.2. 8s5—63z- und W. 3. Vs1-68,65iuatt. 1.
S. 1. 8a1Xb3
W. 3. Isl—s5 matt.
0.
S. 1. 54-53
W. 2. 161-14-h und
1.
S. 1. 8a4Xo5
weiß. ^
Plavtie Ui:. 11.
seff ^Beginn des Jahres 1898 ^n^u^erschemenden „Wiener SchachgcitmIlO
Englisches Springerspiel'.
Weitz.
Weiß.
19. 861-62
2. 8^i-r3
3. <2 «3
57-§5
«5X64')
55X«-4
b7Xe6
Lo7-57
26. 12-13
16 -15
<17-65
27. V84-85
166X54!!
28. 111X54Y
1o4Xb1-j-
29. XII-12
12. 1,01-85
30. 085-83
13. 0-0
31. 183-52
lsl-11-j-
14. 1s2-53
111- 865
15. 185X56 9
186-16
16. 1WXä5-j-
34. 1k2-83
111-kl'-)
35. 154-8,4
