Heft 
(1889) 04
Seite
61
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Erscheint Sonnabends

und ist in der Pvst-Zeituugsprcislistc unter Nr. 1694 o eingetragen.

Berlin, den 26. Oktober.

Aboilnelnciltspreio

bei der Post oder im Buchhandel vierteljährlich 3 Mark.

1889.

Inhalt: Schneidiges Liebchen. Von Hans Hopfen (Fortsetzung). Zahlengedächtnis und Farbensinn eines Schimpansen. Von Carns Sterne. Eine Bahn ans dieJnngfrau." Von I. V. Widinnnn. Erinnerungen ans meinem Leben. Von Friedrich Spielhngen (Fortsetzung). Groß- und Kleinrnsscn 11. Von Karl Emil Franzos. Die Berliner Kunstausstellung I. Von I)r. A. G. Meyer. Drei Dramen. Von F. M. Kleine Kritik.

Hchnelöiges Awvchen.

Eine neue Geschichte des Majors.

Von

Hans Hopfen.

-AHt (Fortsetzung.)

-nd innner Urlaub, Urlaub flötete er mir vor den Ohren, der mißgünstige Rekrutenschinder, und ich ' sah es ihm an, wie er die Wahrheit witterte, daß ich ohne Urlaub anwesend sei.

Das Unglück wollte zum Überfluß, daß ich ihn bei einem Pfänderspiel auf der Wiese, ohne es zu beabsichtigen, überrannte. Er belächelte säuerlich meinen liebebeflügelten Eifer lind versicherte, ich sei ihm dabei auf den Fuß getreten. Ich entschuldigte mich selbstverständlich aufs höflichste, und er erwiderte ebenso höf­lich, daß das gar nichts zu sagen habe. Aber ich konnte in diesem Augenblick bereits fest überzeugt sein, daß es mein in­grimmiger unglücklicher Nebenbuhler unter irgend einer harm­losen Form vor meinen Kommandeur bringen werde, wie ich mir den Nachmittag ohne Urlaub zu nutze gemacht habe. Ich fühlte sozusagen meine Strafe schon auf dem Kopf, und diese Voraussicht machte mich wahrscheinlich nicht liebenswürdiger.

Um mein Unheil voll zu machen, mußten auch die guten Parkers all dem schönen Feste teilnehmen. Die kleine Miß sah in der Thal zum Küssen anS. Sie schien es darauf an­gelegt zu haben, durch eine ganz extravagante und doch ganz mädchenhafte Sommertoilette alle anwesenden Fräulein und daS GelmrtstagSkind dazu in Schatten zu stellen.

In meinen verliebteil Angen gelang ihr das nun zwar nicht; denn in diesen konnte niemand schöner sein als die Aus- erwühlte meines Herzens. Aber die Putzige Engländerin machte doch so viel Aufsehen und ward von den Herreil so nmfchwürmt lllld bewundert, daß nicht alle anwesenden Damen davon er­baut waren und einige Mütter sich zu der Äußerung gedrängt fühlten, man müsse Ausländern oft exeentrische Moden hin­

gehen lassen, die nnznlegen man seinen eigenen Kindern nie­mals gestatten dürfte, lind was so dergleichen Menschenfreund­lichkeiten mehr waren.

Seraphine war in ihrer gehobenen Stimmung bisher wenig oder gar nicht von Miß Parkers Toilettenkünsten gestört wor­den. Als aber ich, was ich als alter Bekannter lind gewohn­heitsmäßiger Tänzer der Engländerin gar nicht unterlassen konnte, mich nach dem Befinden der Damen erkundigte und mich mit Mutter lind Tochter in ein munteres Gespräch einließ, da wachte in dem so holdbewegteil Busen meines Liebchens wieder der schneidige Teufel auf, der mir so manche gute Stunde ver­dorben hatte Mid noch verderben sollte.

Merkt auf, Ihr fungell Dächse, die Ihr noch im Liente- nantsalter steht, und schreibt Euch diese lehrreiche Geschichte ins Gedächtnis! Wür' ich damals unentwegt bei meiner Pflicht bestanden, hält' ich, wie eS einem braven Soldaten lllld über­legenen Mannsbild geziemt, mich durch Weiberzorn und Weiber­schmeichelei nicht irre machen lassen lind mir gesagt: was nicht angehen soll, das unterbleibt eben, seh ich das Kätzchen heute nicht, so werd' ich es morgen sehen, der Dienst über alles! mir wären viel Sorgen und Schmerzen erspart geblieben, von der verdienten Strafe gar nicht zu reden.

IRinoipim oki8tn! sang Ovidins, der ein gelehrter Meister­in der Liebe war. Dell Anfängen stelle dich entgegen! Hast du erst einmal ja gesagt, so wirst dn's hundertmal thnn, denn die da Blut geleckt haben, sind unersättlich.

Hält' ich meiner Teuren gesagt: Lieb' ist Liebe, lind Un­möglichkeit ist eben was unmöglich ist, lind das eine hat mit denn andern gar nichts zu thnn. Es wird Dich nicht seliger machen, wenn ich drei Tage Stubenarrest bekomme und dazu einen bedenklichen Merks in der Kondnitenliste, der mein Avan­cement verlangsamen kann. Ich werde Dich nicht welliger lieb haben, wenn ich Dich an Deinem Festtage schmerzlich entbehren muß, uild kann Dir meine Liebe anders und besser beweisen als durch eine dumme Insubordination, die keinen voll uns glücklicher macht! Hätt' ich so geredet, als sich zum erstenmal die anspruchsvolle Laune in SeraphinenS Zärtlichkeit mengte,