Heft 
(1889) 07
Seite
113
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und ist in dcv Post-Zciiil»gsprcislistc unrcr Nr. I6!>4e riugctragcn.

Berlin^ den ^6. November.

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Anhalt: Schneidiges Liebchen. Von Hans Hopfen (Z-vrtsctzung). VonLbcrtv" bisSthello." Zn Verdis Jnbiläitin. Von A. dl. v. Wintcrfeld. tlber Schnlgesundheitspflege. Von Prof. I»ia P. Dettweiler. Freiheit. Eine Plauderei von Heinrich Kann. -- Die Pnlverfragc. Von Hanptinnnn Lima». Tie beiden Gonevnrt. Von F. M. Kleine Kritik.

Hchneiöiges Aiekchen.

Eine neue Geschichte des Majors.

Von

Hans Hopfen.

l Fortsetzung.)

Dn noch, Geliebter? so sing er an. Oder bist Du mir tückisch schon voransgeeilt in jenes dunkle Land, wo Liebe nicht mehr erprobt, aber anch nicht mehr geschie­den wird? Dn lebst! mir sagt es das Herz. Ich weiß, daß ich nicht mehr leben würde, wärst Dn gestorben. Wenn's aber doch geschehen wäre, dann . . . nnn, dann mögen sie, die diesen Brief finden nnd erbrechen werden, darans lesen, daß ich in einer Grnbe mit Dir, mein Geliebter, begraben sein will, denn sowie das Gerücht Deines Heimgangs zn mir gedrungen sein wird, Hab' anch ich den Heimweg angetreten, nnoerzüglich, ohne Zandern. Ich will nicht, daß Du mir ooranseiltest nnd meine Seele Deine Seele nicht einholte ans dein schauerlichen Fluge znm Throne des Allliebenden! Nein, ich will Deine fliehende Seele einholen nnd Arm in Arm mit ihr im Schoße der Unsterblichkeit nntersinken. (Lite nicht voraus, Geliebter! Oder wirst Dn mich verstoßen in der Ewigkeit, weil ich es war, die Deine irdischen Tage freventlich verkürzte? Heinrich, könntest Dn das? Nein, Tn kannst es nicht! Tn bist inein nnd ich bin Dein! lind ach, Heinrich, laß mich's bekennen, ich bin so glück­lich, so überglücklich, seit gestern abend, seit ich weiß, wie sehr, wie innig, wie todesverachtend ich geliebt werde.

Ja, überglücklich nnd unsagbar unglücklich zugleich, denn mich foltert die Angst um Dich. Erscheine nur im Geiste, wenn Du scheidest von dieser Welt, gieb nur ein Zeichen, da­mit ich Dir sogleich folgen kann. Schwöre Dir selber, daß Du das thnn willst, nnd dann kannst Du's auch, dann ge­schieht es. Ich bin davon überzeugt. Der Wille eines Ster­benden vermag Ungeheures.

Heute nacht ich konnte natürlich kein Auge zuthun hört' ich den Holzwurm in der Thürfüllnng nagen. Ich fragte

mich, ob es mein Totenwurm sei, aber ich mußte mir sagen, daß Du Dich ans so zimperlich lästige Art nicht anmelden würdest. Nein, Deiner würdig, scharf nnd schneidig wirst

Du's thnn nnd keinen Zweifel dabei lassen Deiner armen Seraphine!

Als es heute früh hinter meinem Fensterladen krachte,

als wäre das Holz von oben bis unten geborsten, dacht' ich

schon, das wärst Dn. Ums Himmels willen gieb mir ein Zei­chen, daß Dn noch lebst nnd liebst! Ich leide unmenschlich unter dieser Ungewißheit.

Ich will nicht länger leiden! Ich habe hinter Papas

Rücken eins von seinen winzigen Taschenpistölchen an mich gerissen. So klein das Ding ist, hat es doch großes Kaliber. Ich glaube dreizehn Millimeter. Ans nächster Nähe abge­schossen, tötet es Mensch nnd Tier. Ich fand es geladen in seinem Schreibtisch. Ich will es immer bei mir tragen, nnd sowie ich Botschaft Deines Todes erhalte, soll mir dies zierliche Werkzeug den letzten, liebsten Dienst erweisen.

Wenn Dn aber lebst, so gieb ein rasches Zeichen, nnd wenn Dn kommst, so komm zn der, die Dich anbeten wird, so­lange Dn die Augen noch öffnest im irdischen Licht.

Komm heute noch, tot oder lebendig! Aber wenn Dn lebendig bist, so sieh Dich vor. Papa ist schwer gekränkt über Dein gestriges Benehmen ihm gegenüber auf dem Hausflur. Er nennt es unbegreiflich, herzlos, taktlos. Nimm es nicht übel nnd versöhne Dich mit ihm. Denke Dir nur, er hat Dich im Verdachte, Dn wärest etwas angetrunken gewesen.

Ich gab mir alle erdenkliche Mühe, ihm solch unwürdi­gen Verdacht zu benehmen, allein ich muß Dich etwas zn hitzig verteidigt haben, denn ans einmal schlug sein Zorn um und fiel ans einen ganz anderen Verdacht. Leider Gottes, auf den richtigen! Er fand es plötzlich ungemein unpassend, daß Du so lang' und allein bei mir geblieben wärest. Er montierte sich dabei dermaßen, daß er auch mich mit schweren Vorwürfen überhänfre. Ich verteidigte Dich, natürlich. Allein er entgegnete, die Aufforderung, ohne ihn zum Abendbrot zn gehen, habe nicht anch die Einladung enthalten, tief in die Nacht