Heft 
(1889) 21
Seite
349
Einzelbild herunterladen

LMMArM

°!^>mst,NtleWtuHNlSsellHa

kch^MösaIabes Reken- ^

2-^--^? >Äl-ü°r. -,.«j^ _W

Erscheint Sonimlicuds

und ist in der Post-Zeitmigsprcislisic uulcr Nr. 1788 eingetragen.

Berlin, den 22. Februar.

Abonnementspreis

bei der Post oder im Buchhandel vierteljährlich 8 Mark.

1890.

Inhalt : Stine. Bon Theodor Fontane (Fortsetzung!. E>raf Watujew. Von Arthur Üleiuschmidt. Tao Spiel- und Festhaus zu Worin?. Von Ernst Otto Noduagct. - Zahme T'euicn de? Nchtundachtziger?. Bon Eduard von Bauernfeld (Fortsetzung^. Geheimuisse der Spiritisten. Von .Hildegard Nitson lFortsetzuugi. Ein französischer Romancier. Ungeschminkte Bemerkungen. Bon Pt. Ä. . . . r. Fbseu?Nordische Heerfahrt." Boit F. M. Kleine Kritik.

'Irin e. Gc. _ .

Von

Ibeodolo Iontcrne.

- (Fortsetznng.j

10. Kapitel.

war in der dritten Woche nach ihrer Bekannt- schast, ein Freitag-Abend, nnd der junge Graf hatte noch keine zehn Minuten das Halis verlassen, als e'H oben an der Flnrthür klopfte. Das war das Zeichen für die Pvlzin, die denn mich sofort erschien nnd sich mit der Pittelkow begrüßte.

War Besuch hier, liebe Polzin? Ich meine bei Stine?"

Kann ich wirklich nich sagen, liebe Frau Pittelkow. Sie wissen, wir sehen lind hören nichts."

Es schien, daß sich die Polzin über dies ihr Lieblings­thema »och weiter verbreiten wollte, Stine jedoch, die das draußen ans dem Flur geführte Gespräch gehört nnd die Stimme der Schwester erkannt hatte, ließ es nicht dazu kommen.Ei, das ist hübsch, Panline, daß Du da bist." Und hiermit wandte sie sich wieder in ihr Zimmer zurück, um, vorsichtig nmher- snchend, voll einein schon im vollen Abendschatten stehenden Eckschrank die Lampe herunter zu nehmen.

Laß man, Stinechen," sagte die Schwester.Es is so hübsch schmnstrig hier, nn das Schmnstrige Hab' ich nn mal am liebsten, nn is immer wie'» altes schwarzes Kreppschintuch, wo man sich gleich einmnmmeln nn anlehnen kann, nn braucht nicht steif nn grade zu sitzen. Nein, laß man, Stine; wir haben Licht genug von unten her. Sieh doch bloß, da kuckt ja der Mond grad' über Sieboldten seinen Schornstein weg."

Unter solchem Geplauder hatte die Pittelkow ans dem Sofa Platz genommen nnd sagte, während sie sich behaglich in die Kissen drückte:Ja, was ich sagen wollte, Srine, das Grafchen war eben wieder hier?"

Ja, Panline."

Jott, Kind, wie Dir die Backen brennen."

Ja, sie brennen mir. Aber ich weiß eigentlich nicht

warum. Es ist fast znm Ärgern: ich bin rot geworden nnd brauchte doch nicht."

Ach, mein Stineken, werde Du man rot; es is immer besser, mal zu viel, als mal zu wenig. Aber was ich sagen wollte, das Grafchen . . . Es gefällt mir nich, daß er hier immer bei Dagesschlnß die Treppe 'ranfsteigt, grad' als müßt' er die Betglocke läuten."

Er ist der beste Mensch von der Welt, Panline. Nie

hält' ich geglaubt, daß es einen so guten Menschen gäbe. Den

ersten Tag hatte ich eine Anssprache mit ihm nnd redete von Anständigkeit nnd ans sich hatten, nnd daß ich ein ordent­

liches Mädchen sei. Aber ich schäme mich jetzt fast, daß ich so was gesagt habe. Denn immer ängstlich sein, ist auch nicht gut und zeigt bloß, daß man sich nicht recht traut, und daß man schwächer ist, als man sein sollte."

Die Pittelkow lächelte vor sich hin nnd schien antworten zu wollen, aber Stine fuhr fort:Ja, Panline, der beste Mensch, ohne Falsch nnd ohne Hochmut, aber auch ohne Glück. Wenn er mir so gegenüber sitzt, ist es mir oft, als ob wir die Rollen vertauscht hätten, und als ob ich eine Prinzessin wär' und könnt' ihn glücklich machen. Er sieht mich dann immer an nnd hört ans jedes Wort, das ich spreche, nicht bloß znm Schein und ans Haberei, nein, solch dummes Ding bin ich nicht mehr, mir so was einzubilden, wenn es nicht wahr wäre. Nichts von bloß so thun; ich seh' es ihm an, daß er wirklich dabei ist, nnd daß ihn alles freut, was ich da so hinplandere. Freilich, Dil wirst mich für eitel halten nnd es nicht glauben wollen."

S warum nich, Stine? Warum soll ich es nich glau­ben? Ich glaub' es alles. Aber alles hat auch seinen Grund und sogar seinen guten Grund. Und ich kenn' ihn auch."

Und ich denke mir, ich kenn' ihn auch nnd weiß, woran es liegt. Sieh, es liegt daran, er hat so wenig Menschen ge­sehen und noch weniger kennen gelernt. In seiner Eltern