omerr
-
OXimösaIKksUFE ^
—^^ / d U
^ Zerleger , .„.^
»» ^W/V^MUW iZIM>-»q,UM.
^»"DI/TIi^' M^ »^»M»
.FM
Erscheint Sonnaiicilds
. ! >i»d ist in der Pvst-Zi'itungsprc'islislc i miivr Sir. 1738 ciupcimgeii.
Berlin, den ^ Alär
Abonnemcntspreio
bei der Post oder im Buchhandel vierteljährlich 3 Mark.
Inhalt: Stine. Von Theodor Fmttcme (Fvrtsetzumz), -- Hausindustrie und Arbeitcrschutz. Voll De, Ludwig Fuld. - Eiitige Bemerkungen zur Hygiene in den Gasthäusern. Bon Iw. Gregor Ncymer. - - st,ahme Genien des hlchtundachtzigcrS. Von Eduard von Bauernfeld (Schluß). — „Uns' Idn." Hamburger Skizze von Ilse Frapcin. — Ein geistiger Vermittler zwischen Deutschland und Frankreich. Bon Iw. Maximilian Kvhu. — Äschylos und Sophokles auf dem „Berliner Theater." Bon F. M. — Kleine Kritik.
8tiue. . .
Von
IUeodow Iontcrne.
(Fortsetzung.)
z F_ '/3»-- e?>>
dMM^^aldemar sah vor sich hin. Dann nahin er das Wort und sagte: „Wohl, ich könnte >nir einen Trost und eine Hoffnung daraus nehmen und eine freundliche Aufnahme beim Onkel wenigstens als eine Möglichkeit gewärtigen. Aber muß ich Sie, lieber Baron, an den alten, nnserm gesamten Adel so geläufig gewordenen Satz erinnern: «Ja, Bauer, das ist was andres.» Immer der andre, der andre. Was für die Schwilows gilt, gilt darum noch nicht für die Halderns. Dein «andern», so denkt jeder einzelne, darf alles passieren, aber nicht ihm selbst. Es ist eine merkwürdige Erscheinung, mit welcher Gleichgültigkeit alte Familien sich gegenseitig beurteilen und welches Arsenal von Spott verschossen wird, die sich gleich- dünkenden und mitbewerbenden Mächte zu ridikülisieren. Aber dieser Spott, ich muß es noch einmal sagen, ist immer nur für den «andern» da. Was kümmern meinen Oheim die Schwilows? Je mehr Balletteusen, desto besser, denn mit jeder neuen Balletteuse hat er nicht bloß einen neuen Stoff für die Klnb- Medisanee, sondern auch eine beständig erneute Veranlassung, sich mit immer wachsendem Stolze des ungeheuren Unterschiedes zwischen den verduperrdten Schwilows und den oberpriesterhaft rein gebliebenen Sarastro-Haldern bewußt zu werden. Das zieht sich durch alle Adelsgeschichten, wiederholt sich bei jeder Familie: je freier in der Theorie, desto befangener in der Praxis, desto enger und ängstlicher in der Anwendung ans das eigne Ich."
„Es ist, wie Sie sagen, Waldemar, und ich mag mich nicht verbürgen, daß es mit Ihrem Onkel anders steht. Aber steh' es mit ihm, wie's wolle, Sie müssen ihm unter allen Umständen das Wort gönnen. Es bleibt doch immer die Möglichkeit seiner Fnstiminnng, und versagt er sie, nun so war cs
am Ende bloß der Onkel, bloß eine halbe Respektsperson, der man, wenn es zu toll kommt, den Respekt auch kündigen kann. Und da liegt der Unterschied zwischen Onkel und Vater. Einen: Vater gegenüber, und wenn er einem das Furchtbarste sagt, muß man sich ruhig Verhalten und sich das Furchtbarste gefallen lassen, das verlangt so das vierte Gebot. Aber das vierte Gebot schneidet scharf ab und versteigt sich, soweit mir bekannt ist, nirgends zu dein Znsntzparagraphen: «Du sollst Onkel und Tante ehren.» Und das ist ein wahres Glück. Gott, Tante! Ich hatte auch mal eiue, eine merkwürdige Frau, die Gott weiß was von mir verlangte, nur nicht das eine, daß ich sie ehren sollte. Beinah das Gegenteil. Nein. Onkel und Tante sind lioi'8 cko «oiieoui-L. Einem Onkel gegenüber kann man sich seiner Haut wehren, einem Onkel kann man antworten und widersprechen und steht schlimmsten Falls Mann gegen Manu uud wär' es mit dein Pistol in der Hand. Also nur vorwärts, Waldemar, vorwärts."
Der junge Graf erhob sich, der Baron aber wollte von Aufbruch noch nichts wissen und drückte seinen Gast leise wieder in das Sofa zurück. „Ich bitte Sie, Waldemar, Sie werden doch nicht gehn, ohne meinen Lafitte gekostet zu haben. Ich weiß, Sie machen sich nichts draus, unter allen Umständen ist Ihnen die Stunde zu früh: aber ich lasse Sie nicht los und wenn Sie nicht trinken wollen, nun so nippen Sie wenigstens. Anstoßen müssen wir doch, um dem Geschäftlichen einen ungeschäftlichen und wenn's sein kann einen gemütlichen Abschluß zu geben."
Während er noch so sprach, war er an einer: Wandschrank getreten, der in seinen: untersten Fach zugleich sei,: Weinkeller war, und kan: mit zwei Gläsern und einer Flasche zurück. An der Art, wie er der: Kork zog, erkannte man den Frühstücker von Fach, und nun goß er eir: und stieß an. „Hören Sie, wie das klingt. So harmonisch soll alles klingen. Ja, harmonisch, das ist das rechte Wort. Und nun Ihr Wohl, Waldemar. Ich halte Sie nicht mehr lange fest, aber doch fünf Minuten noch. Ich muß Ihnen nämlich eine Liebeserklärung machen,