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Nr. 39
Erscheint Sonnabends
und ist in der Post-Zeitungsprcislistc unter Nr. 7738 eingetragen.
Berlin, den 28. Juni.
Aboiinrulentsprrio
bei der Post oder im Buchhandel vierteljährlich 3 Mark.
189V.
Anhalt : Unser Tcufeicheu. Ein Äindertcbeu. Von A. Schocket (Schluß). — Die Kartcilbricfc. Von M. D. — Das Gewissen und seine Ersatzmittet. Von Max Pawlowsky. I. — Geheimnisse der Spiritisten. Von Hildegard Nilson. Vlll. — Leben und Vernichtung. Von De. Theodor Landnil. — Vom sittlichen Standpunkt in der Kritik. Von Carl Spittclcr. — Ketzergcdanken im Thorwatdscn-Muscnm. I. Von F. M. — llntcrofsiziere l^cnm-Ottd). Von G- L. — Kleine Kritik.
Unser Teufelrhen.
Ein Kinderteben.
Von
A. Schoebet. (Schluß.)
ila begann plötzlich das Herz schneller zu schlagen. Das neue Brüderchen! Sie sollte ein Brüderchen haben, ein eigenes Brüderchen, wie die glücklichen kleinen Mädchen in den Erzählungen und Märchen der alten Mascha?
Sie beugte sich neugierig über den Rand der Wiege. „Ah!" Ein Laut kindlichen Entzückens war es. „Brüderchen! Liebes, kleines Brüderchen!" Der Atem versetzte sich ihr säst, als sie leise flüsternd in unbeschreiblicher Freude ans das kleine Wesen sah, das da so hilflos zwischen den Spitzen lag, wie einst das schwarze Kätzchen unter den welkenden Blättern der Waldecke. „Ich will Dich so lieb haben! Immer, immer!"
Wie einer plötzlichen Idee folgend, richtete sich die Kleine auf und ging Leis und vorsichtig hinaus. Nach wenigen Minuten trat sie wieder fast nnhörbar ein in das dümmrige Gemach und huschte wie ein Schatten hin zur Wiege -
„Das schenk' ich Dir, Brüderchen! Mein aller allerliebstes!"
Da fuhr die Gräfin, die seit Minuten in einem Halbschlummer gelegen hatte, auf — im selben Augenblick stieß sie einen Schrei aus —
„Das Teufelcheu! Die Katze!" Und sie sank zurück -- die Wärterin stürzte herbei —
Die kleine Gila hatte in ihrer überwallendeu Herzensfreude ihren geliebten Muschi herbeigeholt und dem Brüderchen als Geschenk in die Wiege gesetzt. Ihres Lebens ganze Freude wollte sie hingeben an das unbekannte, verständnislose Wesen dort in der Wiege - und die Eltern hatten kein Verständnis für diesen rührenden Zug ihres „Teufelchens!"
Mit einer dunklen Zorncsröte auf der Stirn trat der Graf nah an die entsetzte Kleine heran. „Hinaus!" herrschte er sie mit gedämpfter Stimme an. Er packte den Kater, faßte mit heftigem Griff Gila am Arm und führte sie aus dem Zimmer.
Große Kinderthrüuen rannen über das erbleichte Gesichtchen der armen Kleinen. Sie zitterte und sah erschrocken auf den Vater. Was hatte sie denn Böses gethan?
Der Graf riß sie durch den Korridor hin zu dem Kin- derzimmer. Dort stieß er sie über die Schwelle. „Hier bleibst Du, Du böses, unartiges Kind! Fräulein Werder, Sie haben strengen Befehl, daß Gila sich nicht aus diesem Zimmer entfernt, bevor ich es erlaube. - Und dies abscheuliche Tier hier hat jetzt sein Maß voll." Seine Hand packte noch fester den schwarzen Kater, der sich prustend gegen den eisernen Griff wehrte.
Mit einem Aufschrei warf sich Gila dem Grafen vor die Füße. „Vater, Vater!" Weiter konnte sie nichts Her-Vorbringen. Die Stimme brach ihr in einem Laut irren Ver- zweifelns.
„Vater, Vater!" schrie sie noch einmal schluchzend. Dann schwieg sie plötzlich. Starr und finster blickte sie vor sich hin. Sie wußte, daß sie auf kein Erbarmen für ihren Muschi zu rechnen hatte.
Sie trat nahe an das Tier heran, das bei ihrem Anblick ein lautes jammerndes Miau ansstieß und mit allen Kräften strebte, sich koszumachen.
„Leb' wohl, Muschi," sagte sie dumpf. „Armer Muschi." Dann nichts weiter. Mit den heißen, trockenen Augen blickte sie noch einmal den Vater an und wandte sich dann ab. Auch als der Graf, die Katze im Arm, das Zimmer verließ, machte sie keine Bewegung, ihn znrückznhalten, und verharrte in einer sonderbar unheimlichen Ruhe.
Von dem Tage an, da man ihr den Liebling grausam genommen, um ihn zu töten, wurde Gila noch finsterer und verschlossener.
Mit keinem Worte hatte sie nach dem Schicksale Muschis