hältnis-Setzen von herausgearbeiteter künstlerischer Methode und weltanschaulicher Grundhaltung bei Fontane („Es gibt nichts Neues unter der Sonne", „Alles schon dagewesen", S. 150) in der von L. V. suggerierten Weise eines fast austauschbaren Schematismus wirklich glaubhaft, ja mehr noch, überhaupt zulässig? Man wird Fontane mit einer derartigen Reduktion seiner Welthaltung in Richtung auf Nihilismus bzw. gar Fatalismus — Fontane als erklärter Anhänger von Prädestinations- und Determinationsglauben (Vgl. S. 267) — nicht nur nicht gerecht, sondern kommt einer Desavouierung bedenklich nahe.
Das Fazit. Die Arbeit von L. V. liest sich durchaus mit Gewinn und besitzt eigenständigen Wert, erschließt sie doch in originärer und impulsvermittelnder Weise bisher Unabgegoltenes, Unentdecktes oder Noch-nicht-so-Gesehenes im Romanwerk Fontanes. Sie sollte den ihr gebührenden Platz in der Fontane- Forschung finden. Ihren weitergehenden Anspruch, einen Beitrag zur Theorie und Praxis Fontanescher Poetik zu erbringen, ist sie freilich schon vom gewählten Ausgangspunkt der Analyse her nur bedingt zu erfüllen in der Lage gewesen.
Anmerkungen
1 Meyer, Hermann: Das Zitat in der Erzählkunst. Zur Geschichte und Poetik des europäischen Romans. Stuttgart 1961.
2 Ernst, Joachim: Die religiöse Haltung Theodor Fontanes. Diss. Erlangen 1951.
Wölfel, Kurt: »Man ist nicht bloß ein einzelner Mensch". Zum Figurenentwurf in Fontanes Gesellschaftsromanen, in: Zeitschr. f. Dt. Philologie 82 (1963), S. 152—171.
Schlaffer, Heinz: Das Schicksalsmodell in Fontanes Romanwerk. Konstanz und Auflösung, in: German.-Roman. Monatsschrift NF 16 (1966), S. 392—409.
3 So stellte z. B. Walter Müller-Seidel vor längerem fest, daß es sich bei Fontane immer »um eine Spannung zwischen dem, was in der Zeit ist und dem, was in jeder Zeit so ist" handele. (Theodor Fontane. Soziale Romankunst in Deutschland. Stuttgart 1975, S. 482.) Und in ähnlicher Weise schrieb Christian Grawe, in Fontanes Romanen werden »immer wieder . . . bestimmte Werke zu bestimmten Personen ... in Beziehung gesetzt und das eine im anderen gespiegelt". (Führer durch die Romane Theodor Fontanes. Ein Verzeichnis der darin auftauchenden Personen, Schauplätze und Kunstwerke. Frankfurt/M., Berlin, Wien 1980, S. 14.)
109