gens aus der Spener'schen ersehen habe, wie es steht, welche Spaziergänge einerseits gemacht, welche Vorträge andererseits entgegen genommen u. welche Ordres dabei erlassen sind, und wenn das Dringliche an Acten abgethan ist, so nimmt mich die Kunsthistorie mit der Masse kleiner gelehrter und ungelehrter Scherereien, die an ihr hängen, in ihr abgeschlossenes Bereich auf. Aber es kommen doch die Stunden, wo man Andres denkt. Ich träume doch von einer Ausrundung des Berufs, die mir freilich mehr von meiner wissenschaftlichen Muhe nehmen, die mir aber auch wieder Gelegenheit geben dürfte, auch darin etwas zu sein und zu thun; ich simulire auf Spaziergängen doch wieder manches Mal an Projekten, wie dies und jenes, was zu meinem amtl. Beruf gehört, unter andern Umständen zu gestalten wäre pp. Und ich denke es mir so schön aus, und meine Frau mit mir, wie unsere stille Wohnung belebter zu machen wäre. Da gehen die Gedanken natürlich zuerst nach München, und die Phantasie kann es nicht lassen, die dortigen Lieben herüberzuholen. (Ich bin, aller Preußenschaft zum Trotz, auch nicht absolut abgeneigt, mich dahin überzusiedeln, falls mir nemlich die nöthige sehr starke Hand dazu geboten wäre; aber die Gedanken lauten /!/ jetzt doch weniger in dieser Richtung, die sie vielleicht energischer und vielleicht mit praktischen Anknüpfungen verfolgten, hätte man noch die Aussicht, daß die letzten 8 Jahre sich erneuern würden.) Daß also die Gedanken zuerst sich mit der Einholung der Münchner beschäftigten, mußt Du mir schon zu Gute halten; dann aber, ohne weitere Zwischen-Instanz, gehen sie nach London. — Es muß ebenso sein, wie es ist, nur ist es ohne Zweifel gut so, vor allen Dingen auch deßhalb, weil Du Dich in dieser Schule so wohl befindest; aber hoffentlich wird es doch eben nur eine Schule sein. Du wirst sie ohne Zweifel sehr glänzend absolviren. Aber ich werde Alles, was in meinen Kräften steht, thun, damit man Dich nicht etwa auf einen Gesandtschaftsposten nach Rio oder nach Canton schickt; ich werde, falls ich nemlich ein großer Mann werde, jede Gelegenheit ins Auge fassen und sie zu benutzen suchen, um Dir hier eine Deinem Naturell möglichst homogene und behagliche Existenz zu sichern. Du hast gar nicht nöthig, mir zu sagen, daß ich etwaige Gelegenheiten der Art anzumerken und Dich davon zu avertiren habe; ich bin viel zu viel Egoist, um dies nicht ganz aus eigenem Antriebe zu thun.
Könnte man nur überall helfen! Es giebt Fälle, wo man an allem Rath und an aller Hilfe verzweifeln möchte, wo nemlich die eigene Kraft des zu Anrathenden gar zu versiegen droht. So war es gegen Weihnacht mit unserm guten Anakreon; ich glaubte vollen Ernstes, daß es mit seiner geistigen Kraft zu Ende sei und die Nacht beginnen werde. Es war freilich physisches Leiden (von dem er sich auch überzeugen mußte) dabei, und es scheint jetzt Gott sei Dank, wieder besser u. frischer zu gehen. Die unseligen Kunstblatt-Actienpläne, der schlechte Betrieb derselben und der schlechte Erfolg hatten ihn ganz gelähmt, danach konnte er mit den Gedanken nicht davon lassen und war förmlich verzweifelt, als (wesentlich allerdings auf meinen sehr entschiedenen, aber doch nur im Auftrag des Actien-Comites eingetretenem Betrieb) das Blatt, statt elendiglich zu sterben, von Ebner in Stuttgart übernommen wurde und dieser nach u. nach alle (an sich sehr hochgestellten) Propositionen unseres Freundes genehmigte. Es stellte sich dann die Nothwendigkeit heraus, daß er nach Stuttgart mußte, dort die Sache in Gang zu bringen; dies hat ihm gut gethan (u. A. auch schon dadurch, daß es ihn einstweilen der wahnsinnigen Häuslichkeit entrissen hat, von der er trotz aller Mahnungen der Freunde nicht lassen kann. Dort ist er auch und schafft emsig; seine erneute geistige Frische hat er schon durch den vortrefflichen Text
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