zur Nachahmung angeregt, die seine Pfade wandeln und von den Bäumen, die seine Hand gepflanzt, Früchte pflücken. Die Ästhetiker sind ihm im Herzen ein wenig gram, daß sie keines der gebräuchlichen Schlagwörter auf ihn anwenden können und seine gesamte Tätigkeit auf eine bestimmte Formel zu bringen, wollte ihnen nicht recht gelingen. Man vermiete die Etiquette, die selbst die tüchtigste Begabung braucht, um mit ihrem Ansehen die Masse zu erfüllen. Fontane hat ausgezeichnete Leistungen als Schriftsteller aufzuweisen. Manches, was seiner Feder entstammt, ist sogar mustergültig und unübertrefflich. Aber für das große Publikum fehlt der Schlager, die Hauptnummer. Sie fehlt nicht in Wirklichkeit, sondern es ist nur versäumt worden, auf sie mit Nachdruck hinzuweisen, und dem Lärm, den gröbere literarische Wirkungen verursachen, den Dämpfer aufzusetzen. Alles Feine, Vornehme und Selbständige muß eine Weile im Schatten steht und braucht Zeit um durchzudringen ..."
3 Am 4. Januar 1890 fand das offizielle Fest zu Ehren von Fontanes 70. Geburtstag statt.
4.
Hochgeehrter Herr.
Seien Sie schönstens bedankt für Ihre Liebenswürdigen Zeilen. Mit der Namens- schrift samt Spruch hoffetnlich getroffen. Der neue Roman in der 1 habe ich es Rundschau schon heute angelegentlichst, mt ihm zugleich 2 empfiehlt sich Ihnen Ihr ganz ergebener
Berlin, 1. Dezfember 18)91 Potsdamer Str(aße) 134 c.
Th. Fontane
Erstdruck nach dem Original im FAP.
1 Vermutlich hatte sich Zabel in einem nicht überlieferten Brief für ein von Fontane übersandtes Exemplar des Mitte November 1891 (mit der Jahreszahl 1892) erschienenen Romans .Unwiederbringlich" bedankt, das der Geber mit Unterschrift und Widmung versehen hatte.
2 „Frau Jenny Treibel" erschien in Fortsetzungen vom 1. Januar 1892 bis 16. April 1892 in Julius Rodenbergs „Deutscher Rundschau" (Jg. 18, Bd. 70 und 71).
5. Berlin. 16. April [18)96.
Hochgeehrter Herr.
Ergebensten Dank für die „schöne Toledanerin", in die ich gleich beim Empfang neugierig (und über einzelne Stellen erheitert) hineingeguckt und auf deren ordentliche Lektüre ich mich freue. Daß wir uns wieder mit den alten Spaniern anfreunden, ist ein Segen. 1 In vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane
Erstdruck nach dem Original im FAP.
1 Zabel hatte an Fontane seine eben erschienene freie Bearbeitung von Lope de Vegas Lustspiel in drei Aufzügen „Die schöne Toledanerin" geschickt. Diese Übersetzung von Lope de Vegas „La paloma de Toledo" war — wie schon zwei Jahre zuvor Vegas' „Der Tugendwächter" (El mayor impossible) — in Zabels Bearbeitung bei Theodor Fontanes Sohn, im Verlag Friedrich Fontane & Co, erschienen.
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