Walter Hettche, München (Hrsg.)
Theodor Fontane: „Die 10. Husaren". Eine bisher unbekannte Rezension
Am 16. Januar 1867, während der Arbeit an seinem Buch über den deutschen Krieg von 1866, schreibt Fontane an seinen Verleger Rudolf von Decker folgenden Brief: 1
Hochgeehrter Herr von Decker.
Pardon, daß ich heute erst dazu komme. Ihnen für Ihre freundliche Zuschrift sammt dem beigeschlossenen Büchelchen zu danken, auch meine Glückwünsche zum neuen Jahre auszusprechen.
Das Büchelchen ist liebenswürdig seiner Gesinnung nach, aber sehr unbedeutend an manchen Stellen, wenig geschickt im Ausdruck. Zu diesen schwachen Stellen gehört auch die von Ihnen mit Recht befragezeichncte Bemerkung. Sie war mir, als ich das Buch vor etwa 8 Tagen las, (ich hab es in der Kreuz Ztg ziemlich ausführlich besprochen und zufällig gerade den Humbert'schcn Bericht daraus citirt) gleich aufgefallen und hatte mir ein Lächeln abgezwungen. Die Sentenz hat ein gewisses psychologisches Interesse, weil man sieht wie Eitelkeit, leiser Unmut und anständige Gesinnung miteinander kämpfen. Die letztre behält schließlich die Oberhand, aber doch erst nachdem sie von den beiden andern Elementen eine beneidenswerte Teinture erhalten hat. Herr von Humbert hat guten Grund mit der Darstellung wenig zufrieden zu sein. Es kann nämlich kein Zweifel darüber obwalten, daß diese Attacke eigentlich die glänzende That des Regiments ist und nicht die Attacke des Major von Hymmen, so daß der pour le mérite des letztern dem Führer der 1. Escadron einen leisen Augenschmerz verursachen mag. Er hat übrigens mit dem Ritterkreuz des Hohenzollern-Ordens auch gut abgeschnitten und da der pour le mérite eigentlich nur für direkte Tapferkeit im dichtesten pêle mêle und nicht für einen brillanten Coup, er sei so glücklich verlaufen wie er wolle, gegeben wird, so läßt sich am Ende gegen die Verteilung nichts erhebliches sagen. Uebrigens werd’ ich in meinem Buch, das natürlich die beiden Wald- Episoden bei Königgrätz (Sadowa und Benatek-Cistowes) ausführlich behandeln wird, auch nicht die Humbertsche Attacke zu erwähnen unterlassen. 2 Was die Arbeit selbst angeht, so sitz' ich unter Bergen von Büchern und Zeitungen begraben; ich wollte die Berge wären viel, viel niedriger, enthielten aber mehr Goldadern. Das würde mir die Arbeit sehr erleichtern.
Ganz ergebenst
Th. Fontane
Die Rezension, von der Fontane spricht, ist ungezeichnet in der Beilage zu Nr. 11 der „Neuen Preußischen (Kreuz-) Zeitung" vom 13. Januar 1867 erschienen und seitdem nicht wieder gedruckt worden. Sie lautet:
„Die 10. Husaren. Das Magdeburgische Husaren-Regiment Nr. 10, in der Campagne 1866, von Oberst v. Besser, Berlin, A. Duncker 1867.
Den verschiedenen Monographieen und Regimentsgeschichten, die, anknüpfend an die großen Ereignisse dieses Sommers, diesen Ereignissen selbst auf dem Fuße gefolgt sind, schließt sich auch diese Geschichte des Magdeburgischen Husaren-