INTERPRETATION / WERKDISKUSSION
Charlotte Jolles, London
Fontanes brieflicher Nachlaß. Bestand und Edition *
Einführung
Fontanes Bedeutung als Briefschreiber ist so groß, daß wir seinem brieflichen Nachlaß einen ganz besonderen Wert zuschreiben müssen. Da eine kritische Gesamtausgabe seiner Briefe zur Zeit noch nicht möglich ist, soll das hier vorliegende Briefverzeichnis eine Grundlage für eine spätere Gesamtedition sowie für weitere Einzeleditionen bieten. Darüber hinaus wird es durch das großangelegte Register dem Fontane-Forscher die Benutzung der Briefe und Briefausgaben wesentlich erleichtern.
Es hieß zuerst einmal Klärung zu schaffen über den gesamten Briefbestand und über die bisherigen Editionen in Briefausgaben, Zeitschriften und Zeitungen. Unsere erste Aufgabe war die Erfassung des Bestandes an Originalbriefen und ihres Standorts. Von den 5 842 verzeichneten Briefen konnten wir 4 286 Originale erfassen, also etwa 73 Prozent. Das ist ein größerer Prozentsatz als wir angenommen hatten, denn wir wußten von den vielen Verlusten während und kurz nach der Kriegszeit. Eingerechnet in diese Zahl sind Briefe in Privatbesitz, soweit uns die Besitzer bekannt sind und soweit wir annehmen konnten, daß sie in Auktionen in Privatbesitz übergegangen waren.
Der sehr verstreute briefliche Nachlaß liegt in 63 Bibliotheken und Archiven: In der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (W) in 30 öffentlichen Instituten, in der Deutschen Demokratischen Republik in 18 Bibliotheken und Archiven, und in sieben weiteren Ländern (Belgien, Frankreich, Israel, Österreich, Polen, Schweiz und USA) liegen Handschriften an fünfzehn Stätten. Es handelt sich bei diesen oft nur um kleine Bestände, aber es sind im ganzen immerhin 230 Briefe, die in den letztgenannten Ländern aufbewahrt werden.
Die größten Bestände befinden sich in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin (W), die 1963 ein Konvolut von ungefähr 800 Briefen auf der Auktion der Firma Hauswedell & Nolte, Hamburg, erwerben konnte und neben Altbestand weitere neue Brieferwerbungen aufweist; ferner im Deutschen Literaturarchiv in Marbach, das nach dem zweiten Weltkrieg viele Briefe auf Auktionen gekauft und Fontanes Briefe aus dem Cotta-Archiv übernommen hat; und schließlich in der Deutschen Staatsbibliothek, Theodor-Fontane-Archiv, Potsdam, die mit der Dauerleihgabe aus dem Bestand der Humboldt-Universitätsbibliothek Berlin (DDR) den größten alten Bestand von Briefkonvoluten besitzt. Mit einigem Abstand folgen dann das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar und andere Bibliotheken.
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages aus: Die Briefe Theodor Fontanes. Verzeichnis und Register, hrsg. von Charlotte Jolles u. Walter Müller-Seidel — München: Carl Hanser Verlag 1988
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