Heft 
(1989) 47
Seite
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Preußischen Staatsbibliothek gelten. Leider sind aus dieser Sammlung viele Briefe unveröffentlicht geblieben und auch keine Abschriften vorhanden. Über diese Sammlung sei später noch mehr gesagt.

Auf der Suche nach Originalbriefen war vor allem die bibliographische Zusam­menstellung aller in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichten Briefe wichtig. Dort wurde es waren oft Erstveröffentlichungen gelegentlich auf den Stand­ort oder den Besitzer der Briefe hingewiesen. So konnten noch einige Briefe in Privatbesitz gefunden werden, die bereits veröffentlicht waren, andere, die noch der Veröffentlichung harren. Besonders erfreulich war der Erfolg bei der Nach­forschung nach den Briefen an die Bredows von Landin, die Fontane schrieb, als er am Ländchen Friesack arbeitete und die zum Teil 1918 in der Kreuz-Zeitung veröffentlicht wurden. Max-Wichard von Bredow, der Enkel von Eugenie und Max von Bredow, an die Fontanes Briefe gerichtet sind, bestätigte, daß die Originale dem Familienarchiv erhalten geblieben sind. Er hat uns freundlicherweise Kopien zur Verfügung gestellt. Dagegen teilte uns Wend Graf zu Eulenburg-Hertefeld leider mit, daß die zahlreichen an seinen Großvater gerichteten Briefe Fontanes verlorengingen, als das Archiv in Liebenberg 1945 durch Brand vernichtet wurde. Viele der Briefe an Philipp zu Eulenburg-Hertefeld und an dessen Vater sind in Früheditionen gedruckt, von weiteren befinden sich Abschriften im Theodor Fontane-Archiv.

Eine Erstveröffentlichung aus dem Jahre 1919 führte zu einer langen Suche mit überraschenden Ergebnissen. Es handelt sich um Briefe an Emil Kunstmann, den Ersten Sekretär der Königlichen Bibliothek Berlin, die damals mit dem Hinweis veröffentlicht wurden, daß sie sich in der Preußischen Staatsbibliothek befänden. Sie waren aber jetzt weder in der Deutschen Staatsbibliothek Berlin (DDR) noch in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin (W) zu finden. Die Suche führte nach Krakow (Krakau). Die Geschichte der ausgelagerten Autographen­bestände der Preußischen Staatsbibliothek ist jetzt wohl einigermaßen bekannt. 1977 brachte die Neue Rundschau einen ersten Bericht darüber. Dann erschien 1981 in London ein faszinierendes Buch von Nigel Lewis:Paperchase. Mozart, Beethoven, Bach . .. The Search for Their Lost Music." Es liest sich wie ein Detektivroman. Wie es in der Einleitung heißt, ist esa mystery story with historical overtones". Da dieses Buch von Musikmanuskripten handelt, hat es internationales Interesse erregt und wohl auch den Erfolg gehabt, der uns Lite­raturwissenschaftlern zugute kommt, die wir bei unserer paperchase nicht so sehr mit internationaler Hilfe oder Unterstützung rechnen können wie die Welt der Musik.

So führte also die Suche nach den Briefen an Emil Kunstmann nach Krakow, wo sich neben diesen noch viele andere Briefe befinden. Wir wissen, daß die Preußi­sche Staatsbibliothek ihre Bestände zu Anfang des Krieges nach Schlesien aus­gelagert hatte, und zwar unter anderem nach dem Benediktinerkloster Grüssau und nach Gröditzburg. Die Grüssauer Bestände gelangten schließlich nach Polen und werden dort in der Jagellonischen Bibliothek in Krakow aufbewahrt. Sie standen uns dort für die Bearbeitung zur Verfügung. Die Gröditzburger Bestände sind verschollen. Es heißt, sie seien möglicherweise durch Brand verlorengegan­gen, aber ob das so ist, scheint durchaus noch nicht geklärt. Vielleicht erwarten uns doch noch Überraschungen. Auch die Gröditzburger Bestände enthielten Briefe Fontanes, nämlich aus der bereits erwähnten Lessing-Sammlung. Es gibt glück­licherweise einen gedruckten Katalog dieser Sammlung, 19141916 in drei Bän­den erschienen:Carl Robert Lessings Bücher- und Handschriftensammlung, her-

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