Heft 
(1989) 47
Seite
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haben. Dazu kommt, daß sie wichtige Hinweise auf die Veröffentlichungen seiner feuilletonistischen Arbeiten enthalten. Das Fontane-Archiv besitzt die Photokopien der Mehrzahl dieser Briefe; einige sind auch in wissenschaftlichen Arbeiten und Briefausgaben veröffentlicht worden. Es besteht aber die Möglichkeit, daß sich vielleicht noch der eine oder andere Brief in den Akten des Staatsarchivs befindet, von dem wir bisher keine Kenntnis haben.

Was die in der Akademie der Künste, Berlin (W), befindlichen Briefe betrifft, so sind diejenigen verzeichnet worden, die auf Fontanes Anstellung als Sekretär und seinen bald darauf erfolgten Rücktritt Bezug haben. Es befinden sich aber auch Konvolute in der Akademie der Künste, die eine rein dienstliche Korrespondenz enthalten, sei es in Fontanes Handschrift oder nur von ihm unterzeichnet. Diese Briefe sind nicht in unser Verzeichnis aufgenommen.

Im Briefwechsel Fontanes mit seinen Berliner Freunden spielt die Deutsche Schiller-Stiftung seit der Gründung ihres Berliner Zweigs im Juli 1855 häufig eine Rolle. Es handelt sich um die Befürwortung oder Ablehnung von Unterstützungs- gesuchen mehr oder weniger bekannter Schriftsteller. Diese meist an die engeren Freunde aus dem Rütli- und Ellora-Kreis gerichteten Briefe waren oft nicht in die Akten der Schiller-Stiftung gelangt. Doch ist ein an Paul Heyse gerichteter Brief zufällig in den Akten gefunden und von Gotthard Erler im Fontane-Heyse- Briefwechsel veröffentlicht worden. Dies läßt darauf schließen, daß möglicher­weise noch weitere Briefe Fontanes in den Akten der Schiller-Stiftung liegen könnten. Diese Akten sind aber so umfangreich, daß eine Durchsicht leider nicht möglich war.

Bei den bibliographischen Angaben zu den Erst- und Folgedrucken (E und D) stießen wir auf die Probleme der Edition. Es ist in der Fontane-Forschung seit vielen Jahren bekannt, daß die ersten Auswahlausgaben der Familienbriefe, Freundesbriefe, Heiteres Darüberstehen bis zur Letzten Auslese völlig unzuver­lässig und wissenschaftlich daher wertlos sind. Es handelt sich nicht nur um Auslassungen von Namen von Zeitgenossen, was in früheren Briefeditionen üblich und verständlich war und auch heute noch ist; auch nicht um Auslassungen von Passagen, Ereignisse betreffend, die die Familie nicht an die Öffentlichkeit bringen wollte; auch dies war üblich, vor allem wenn Familienmitglieder bei der Veröffentlichung mitwirkten. Die frühen Fontane-Briefeditionen weisen schwerwiegende editorische Vergehen auf, unnötige Verstellungen durch Zusam­menlegung von mehreren Briefen, Textveränderungen und Veränderungen von Daten. Derartige und andere Korruptelen sind natürlich auch in vielen Abschriften vorhanden, von denen die meisten für Editionen hergestellt wurden und in denen oft Ergänzungen, Streichungen und andere Eingriffe zu erkennen sind, daher sind auch die Abschriften, von denen die meisten im Fontane-Archiv liegen, mit größter Vorsicht zu benutzen, so wertvoll sie sind, wenn der Originalbrief ver­loren ist. Diese Abschriften haben bei der Bearbeitung ernsthafte Schwierigkeiten bereitet, da durch die oft fehlerhafte Datierung häufig ein- und derselbe Brief zweimal aufgenommen wurde, bis diese Doppeleintragung erkannt war. Der Versuch, solche Fehler zu eliminieren, mag nicht immer gelungen sein. Dennoch wurden Abschriften registriert, wenn keine Handschriften der Briefe mehr vor­handen waren.

Wir haben feststellen können, daß von den in den frühen unzuverlässigen Aus­gaben abgedruckten Briefen viel mehr Handschriften vorhanden sind, als wir angenommen hatten. Ich sehe es daher als die wichtigste Aufgabe an, diese Editionen, die schließlich ihren Zweck, der Öffentlichkeit Fontanes Briefe früh-