Heft 
(1989) 47
Seite
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1972 neu bearbeitet von Gotthard Erler herausgegeben worden. Glücklicherweise sind fast alle Originale vorhanden. Der 1940 von Julius Peterson veröffentlichte Briefwechsel mit Bernhard von Lepel ist während der Kriegszeit fertiggestellt worden und unter schwierigen Umständen in den Druck gegangen. Die Edition ist daher nicht ganz einwandfrei und eine Neubearbeitung ist notwendig. Auch eine ergänzte und verbesserte Kommentierung wäre erwünscht. Die rege Fontane- Forschung der letzten Jahrzehnte hat viel neues Material herbeigeschafft. Die Originalbriefe der beiden Briefpartner sind erhalten geblieben. Die erste große Briefausgabe nach dem Krieg waren die von Kurt Schreinert edierten Briefe an den Altersfreund Georg Friedlaender. Die vierziger Jahre bilden also eine gewisse Cäsur zwischen der Edition von Korrespondenzen mit den Jugendfreun­den und den Briefen Fontanes an den Freund der letzten beiden Jahrzehnte. Elisabeth Friedlaender, die Tochter des Freundes, hat die Briefe nach dem zweiten Weltkrieg Kurt Schreinert zur Herausgabe überlassen. Leider sind keine Briefe Georg Friedlaenders erhalten geblieben. Fontanes Briefe an ihn befinden sich heute in Privatbesitz. Kurt Schreinert war als Herausgeber und vor allem als Kommentator ein Markstein in der Briefedition. Die späteren Editoren haben seiner großen Sachkenntnis viel zu verdanken. Von weiteren Briefwechseln mit einzelnen Freunden ist der von Jacob Steiner bearbeitete zwischen Theodor Storm und Fontane (1981) zu erwähnen, der den früheren, 1948 verlegten, ersetzt. Wegen der Nichtauffindbarkeit eines großen Teils der Originalbriefe basiert die Edition leider auf vielen Abschriften. Der Briefwechsel zwischen Fontane und Wilhelm und Henriette von Merckel wird, von Gotthard Erler herausgegeben, im Aufbau-Verlag erscheinen. Die Originalbriefe aller drei Briefpartner sind erhalten geblieben.*

Recht wichtig ist auch die Edition von Briefen an Verleger und Redakteure: die an Julius Rodenberg, Hermann Kletke und vor allem an Wilhelm Hertz, die 1969 bzw. 1972 herauskamen. Hinzu kommen jetzt die Briefe an Eduard Engel und Fritz Mauthner, die 1984 und 1985 im Jahrbuch der Deutschen Schiller-Gesell­schaft und den Fontane-Blättern veröffentlicht wurden. Das so verschiedenartige Verhältnis zu den Berufskollegen wie seine beruflichen Beziehungen überhaupt sind äußerst aufschlußreich für die Persönlichkeit Fontanes wie für die literar- geschichtliche Situation jener Zeit.

Nun zu den späteren in unserem Verzeichnis angeführten Auswahlausgaben. Christfried Colers zweibändige Auswahlausgabe von 1963 ist die erste größere Auswahl nach dem Krieg, die aber für eine wissenschaftliche Edition zu verfrüht kam, da der Nachlaß noch zu wenig gesichtet war. Viele Originalbriefe waren damals überhaupt nicht zugänglich. 1968 erschien Gotthard Erlers zweibändige Ausgabe, die in der Forschung viel benutzt und zitiert wird. Sie enthält 450 Briefe. Für einige Briefe war auch diese Ausgabe noch verfrüht, aber die zweite Auflage von 1980 hat die inzwischen aufgetauchten Originalbriefe und die neue Briefedition des Propyläen-Verlags herangezogen und somit unzuverlässige Texte verbessern können. Im Prinzip hatte der Herausgeber schon in der ersten Auflage auf die unzuverlässigen Texte der Frühausgaben verzichtet und sich an die Abschriften gehalten, die, wie immer wieder betont werden muß, leider auch nicht zuverlässig sind. Man sollte also die zweite Auflage der Edition Erlers benutzen. Zu erwähnen ist noch die überaus nützliche Arbeit von Richard Brinkmann und

* Der Briefwechsel erschien 1987.

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