Heft 
(1989) 47
Seite
62
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Ein solcher systematischer Vergleich aller edierten Briefe, ob in Zeitschriften, Zeitungen oder Buchausgaben, war nicht möglich und bleibt, wenn überhaupt nötig, späteren Editoren überlassen. Unsere gelegentlichen Hinweise auf größere Korruptelen sollen nichts weiter sein als ein Fingerzeig und ein Warnungs­zeichen.

Bei der Auflistung von Namen, Werken, Rezensionen etc. wurden die Erläuterun­gen von Brief- und Werkausgaben kritisch benutzt; Fehler wurden stillschweigend verbessert. Bei ungedruckten und unkommentierten Briefen war eine eigene Forschungsarbeit nötig. Es muß aber bemerkt werden, daß bei einer so großen Anzahl von Eintragungen und der beschränkten Zeit für die Arbeit am Ver­zeichnis manches offen und zukünftigen Kommentatoren überlassen bleiben mußte.

Gotthard Erler

Ein säkulares Ereignis

Zur Ausgabe des Fontane-Briefverzeichnisses

Bei Forschern und Fans besteht Einigkeit: Theodor Fontanes Briefe bilden eine schier unausschöpfbare Quelle für sein Leben und Werk, für sein Kunst- und Welt- verständnis; sie sind Teil des künstlerischen CEuvres, und sie gehören mit ihren bedenkenswerten Inhalten und mit ihrem amüsanten Ton zum Schönsten, was die deutsche, ja die europäische Briefliteratur aufzuweisen hat. Sie würden ein Dutzend starker Bände füllen, wenn man sie eines Tages gesammelt veröffent­lichte. Doch daran ist aus verschiedenen Gründen auf absehbare Zeit nicht zu denken.

Um so erfreulicher, daß seit 1988 wenigstens eine Gesamtübersicht zu den über­lieferten Briefen des Dichters vorliegt. Unter der Herausgeberschaft von Charlotte Jolles (London) und Walter Müller-Seidel (München) haben Rainer Bachmann, Walter Hettche und Jutta Neuendorf-Fürstenau ein Verzeichnis aller derzeit erreichbaren Briefe angelegt, das im Carl Hanser Verlag München erschien. In sechsjähriger intensiver Arbeit, getragen von vielfach bewährten Kennern, ist dieses im Wortsinne grundlegende Buch zustande gekommen, das man getrost als Jahrhundertunternehmen bezeichnen kann und als unentbehrliches Standard­werk für jegliche wissenschaftliche Bemühung um den Autor apostrophieren muß. (In Parenthese: Die Fachleute werden tatsächlich täglich in diesem Buche nachschlagen, und ein stabilerer Einband wäre sicher sinnvoll gewesen und hätte den ohnehin stattlichen Preis von 320 DM nicht unangemessen erhöht.) Hervorzuheben ist zuerst das enorme Verdienst, die bei Redaktionsschluß (März 1987) nachweisbaren Fontane-Briefe an den in aller Welt verstreuten Auf­bewahrungsorten (63 Archive und Bibliotheken werden genannt!) überhaupt