Heft 
(1989) 48
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und von dem Präsidenten Goetze ein äußerst anerkennendes Zeugniß (das ich selbst gelegentlich eingesehen) empfangen. Innerer Drang hat ihn jedoch getrie­ben, diesen Beruf zu verlassen und sich literarischer Thätigkeit zu widmen. Soviel ich, wenn auch nicht mit genügenden Details, in Erfahrung bringen konnte (schärferes Inquiriren hierüber wäre zu auffällig gewesen), hat er sich, vermuth- lich auf jenes Zeugniß der Frl. v. Rantzau gestützt, mit einer Bitte etwa um Zuweisung einer mit seinen literarischen Interessen übereinstimmenden Stellung an des Königs Majestät gewandt; es ist ihm hierauf (ich glaube voraussetzen zu dürfen: durch ein Allerhöchstes Marginaldekret, auch wohl mit Berücksichti­gung seines dichterischen Namens, der dem Könige bereits, durch Mittheilungen des Hofrathes Schneider, bekannt gewesen zu sein scheint,) eine lebhafte Aller­höchste Empfehlung zu Theil geworden, die längere Zeit erfolglos, wie mir gesagt wurde, bei , den Königl. Ministerien circulirt haben soll. Ein Resultat hat dieselbe indeß doch wohl, wie ich wenigstens aus dem Verlauf der Sache selbst schließe, insofern gehabt, als ihm von der Direktion der Kgl. Central­stelle für Preßsachen eine Berücksichtigung zu Theil geworden ist; er ist nemlich bei der hiesigen Preuß. Zeitung beschäftigt, und es scheint, daß auch das bevor­stehende Aufhören der letzteren für ihn nicht sofort den Verlust des geringen Einkommens, welches er dabei bezieht, zur Folge haben, man vielmehr auf seine anderweitige Verwendung einigermaßen bedacht sein dürfte. Im J. 1852 hat er das Sommerhalbjahr als Correspondent der Preuß. Zeitung, besonders zur Ab­fassung entsprechender Feuilleton-Artikel, in England zugebracht.

Englische Sprache, und namentlich das Studium der englischen Poesie, gehören nemlich mit zu seinen vorzüglichsten Beschäftigungen; er erwirbt auch Einiges durch gelegentlichen Unterricht im Englischen d. h. soweit seine Schülerinnen, wie dies in der Regel der Fall ist, im Sommer Berlin nicht verlassen. Seit ein Paar Jahren ist er verheiratet und Vater eines Kindes.

Er ist aber vor Allem Dichter. Für den Fall, daß Sie geneigt sein sollten, von seinen Leistungen in dieser Beziehung nähere Kenntniß zu nehmen, erlaube ich mir, seine bisher erschienenen Werke und einiges Andre, das ich mir von ihm unter einem anderweitigen Vorwände habe geben lassen, hier beizufügen. Es sind:

1) das Gedichtvon der schönen Rosamunde", in eben erschienener zweiter Auf­lage;

2)Männer und Helden, acht Preußen-Lieder", 1850;

3) eine im J. 1851 erschienene Sammlung seinerGedichte";

4) ein handschriftliches Heft neuerer Gedichte

5) ein Convolut mit Feuilleton-Aufsätzen aus der Preuß. Zeitung,Londoner Briefe" enthaltend.

Ich darf wohl um gelegentliche gütige Rückgabe der letzteren Sachen bitten.

Es ist keineswegs meine Absicht, Alles in diesen Arbeiten als meisterhaft zu bezeichnen. Manches trägt entschieden noch den Stempel des Herausarbeitens, Manches gehört einer Richtung an, in der er wenigstens nicht gerade das charak­teristisch Ausgezeichnete zu leisten berufen scheint. So ist wohl, trotz manches fein Gefühlten und Gedachten im ersten Abschnitt derGedichte", die subjective Lyrik nicht Dasjenige, was seinen Namen vor Andern besonders auszeichnen möchte. Dagegen erscheint das Objective - scharfe Anschauung und volle pla­stische Gestaltung - als sein sehr eigenthümliches Element, und mich dünkt, daß wir zunächst schon dies Männlichere seiner Poesie mit Dank aufzunehmen haben.

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