Heft 
(1989) 48
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sie sich nach Lage der Dinge für den ersten Augenblick stellt, seine Freunde und die seines edlen Talentes doch nur mit erneuter sehr ernster Sorge erfüllen kann, noch ein weiteres Motiv geben, um von einer gnädigen Theilnahme Sr. Majestät des Königs eine Wendung seines Geschickes erhoffen zu dürfen.

Mit vollkommenster Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster F. Kugler

Berlin, den 10t en Juni 1853 An den Königl. Geheimen Cabinetsrath Herrn Illaire

Hochwohlgeboren

Kommentar:

Franz Kugler als Förderer Fontanes

In einem Brief Karl Zöllners an Friedrich Eggers findet sich der Ratschlag,Kon- nektionen an/zu/spannen, davon uns denn doch diese und jene zu Gebote steht." 1 Zöllner spielte dabei auf die exponierten Stellungen an, die einige Mitglieder des Tunnels über der Spree im öffentlichen Leben Preußens einnahmen. Es hat in Fontanes Schriftstellerleben an Inanspruchnahme dieser Verbindungen nicht ge­mangelt: Wilhelm von Merckel und Bernhard von Lepel unterstützten ihn dank ihrer Konnexionen, Louis Schneider las dem preußischen König Fontanes Balla­den, um für ihn zu werben und die Tatsache, daß Eggers aus Rostock stammte, erleichterte den Zugang zur Rostocker Zeitung. Daß Franz Kugler aufgrund sei­ner Tätigkeit im Kultusministerium und als anerkannter Kunsthistoriker diesem Kreis von Persönlichkeiten zuzurechnen ist, steht außer Zweifel.,

Seinen Einsatz für Theodor Fontane belegen die drei Dokumente, deren Bedeut­samkeit von unterschiedlichem Gewicht ist. Das Schreiben an den Verleger Jo­hann Georg von Cotta bewegt sich im Rahmen üblicher Empfehlungen. Der seit Jahren mit dem Verlag Cotta verbundene Kugler möchte den befreundeten Fon­tane dort ebenfalls unterbringen. Der eigene gute Ruf soll den Weg für Fontane ebnen. Indem Kugler seine Lektüreerlebnisse der Londoner Briefe schildert, hofft er, den Verleger für seinen Freund zu gewinnen. Ähnliche Briefe schrieb Kugler auch, um Emanuel Geibe} und Paul Heyse bei Cotta verlegt zu sehen.

Das Unterstützungsgesuch an Emil Illaire indes dessen Erstpublikation Char­lotte Jolles zu verdanken ist 2 erweist sich schon auf den ersten Blick als be­achtenswerter. Umfang und Detailliertheit in der Argumentation sowie erstaun­liche Sicherheit im Kunsturteil unterscheiden dieses Schreiben von allen ähnlichen für Fontane verfaßten Empfehlungen. Kugler entwirft ein Porträt vom Dichter Theodor Fontane, das zu dieser Zeit in seiner Feinsinnigkeit und Beobachtungs­schärfe den Anspruch auf Einzigartigkeit besitzt.

Franz Kugler verläßt mit diesem Schritt für Fontane den Rahmen, der den Brief an Cotta ein Jahr zuvor noch bestimmte. Nicht der Schriftsteller Kugler empfiehlt den Schriftsteller Fontane, sondern der Geheime Regierungsrat den Poeten. Durch den Wechsel im Adressaten war der formale Verlauf festgelegt. Emil Illaire, preußischer Kabinettsrat, stand im Rufe, sich bereitwillig den Schwierig-

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