Heft 
(1989) 48
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keiten von Künstlern zuzuwenden und auf deren Beseitigung hinzuwirken. Nicht das erste und nicht das letzte Mal versuchten in Not geratene Schriftsteller über ihn zu einer finanziellen Unterstützung durch die preußische Krone zu gelangen. 3 Wie die von Ch. Jolles herausgegebenen Bittgesuche Fontanes und deren Beant­wortung bezeugen 4 , hatte die AkteFontane" 1851 bereits auf Illaires Schreibtisch gelegen. Kugler mußte vermuten, daß sich mit dem Namen Fontane bei Illaire eine erste Verstellung verband. Daß Kugler sich gerade an diesen Kabinettsrat wandte, wies ihn als einen partiell Eingeweihten aus. Offensichtlich waren ihm Wege des Protegierens nicht unbekannt. Nachdem das ausführliche Gesuch auf den Amtsweg gebracht war, erfuhr Kugler von den ärztlichen Untersuchungs­ergebnissen Fontanes. Diese nötigten ihn, wenige Tage später (am 10. Juni) mit einem zweiten Brief an Illaire die Dringlichkeit des Falles zu unterstreichen. Daraufhin bestellte ihn der Kabinettsrat zu einem Gespräch. In dem Brief Kuglers an seine Frau Clara vom 19. Juni berichtete er von dieser Begegnung:Am Donnerstag Vormittag war ich zu Illaire citirt worden. Er war sehr freundlich, zu allem Besten für Fontane geneigt, wußte aber nicht, woher eine Pension für ihn zu entnehmen sein möchte, wollte meine Ansicht darüber haben etc." 5 Der diesbezügliche Absatz im Brief endete mit gedämpftem Optimismus:Wir müssen nun das Nächste abwarten; jedenfalls wird Ill. die Sache dem König doch wohl mit Interesse vortragen, und immer ein erster Stein im Brette gewonnen sein." Am 2. Juli bestätigte ein königlicher Erlaß, daßdem, zur Zeit im Diakonissen­hause Bethanien befindlichen, Schriftsteller Theodor Fontane eine einmalige Unterstützung von 100 Rth." bewilligt worden war und der Finanzminister wurde zur sofortigen Auszahlung ermächtigt 6 . Daß Fontane ahnte, wem er diese Unter­stützung letzten Endes verdankte, beweist Kuglers Brief vom 22. Juli an ihn: Wegen der 100 rth. haben Sie, was deren ursprünglich bewegende Ursachen betrifft, allerdings nicht falsch gerathen; Illaire hatte mir auch schon vorher gesagt, daß einstweilen wohl nicht mehr als etwas Derartiges, als Beisatz zu Ihrer Kur, würde geschehen können, .. ." 7 Mit Bedauern vermerkte er allerdings, daß der König auf einige, die geldliche Zuwendung begleitende Worte verzichtet hatte. War es auch nicht gelungen, das durch Tiecks Ableben verfügbare könig­liche Gehalt von 1000 Rth. jährlich für Fontane freizubekommen, so hatte das Gesuch doch einen Teilerfolg zu verzeichnen.

Das Schreiben vom 4. Juni verrät den Sachkundigen. Franz Kugler war 1843 zur Bearbeitung der Kunstangelegenheiten in das Kultusministerium durch den damaligen Minister Eichhorn berufen worden. Das Verfassen von amtlichen Schreiben gehörte seit dieser Zeit zu seinen Tagesgeschäften. Dem Charakter seiner Tätigkeit am Ministerium entsprach auch der inhaltliche Gesichtspunkt der Fürsprache: Kugler vermittelte zwischen Problemen der Kunst, als einer Erscheinung des öffentlichen Lebens und ihrer möglichen Organisation im staat­lich-rechtlichen Gefüge. Dabei trat er nicht selten als Sachwalter der Kunst auf, der ihre Interessen im Ministerium wahrnahm. Das zurückliegende Jahrzehnt hatte zu einem schrittweisen Ausbau seines Arbeitsfeldes geführt. Indes darf sein Einfluß nicht überschätzt werden. Unter Eichhorn blieb er Lieferant von Materia­lien und Berichten: Längst berühmt als Kunsthistoriker, mußte er sich auf Um­wegen nach Möglichkeiten einer Höhereinstufung erkundigen.8 Auch Otto von Raumer, sein ministerieller Vorgesetzter seit 1850, ließ Kugler kaum Raum zu freier Entfaltung. 9 Ausnahme bildete allein die kurze Amtszeit A. von Laden­bergs, in der Kugler zum Geheimen Regierungsrat avancierte und die vor 1848 konzipierten Reformpläne ausbauen sollte. Unabhängig von den Aufgaben, die

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