nen, nicht für den Kenner verloren?" 36 . Bezieht man diese Fragen auf Fontane, dann verneint Kugler in seinem Gesuch zweimal entschieden. Ohne seine Wertschätzung Fontanes literaturgeschichtlich zu überfrachten, beinhaltet sie andeutungsweise zumindest zweierlei. Erstens sieht sie in Fontane einen Dichter, der die in Schillers Konzept begründende Antinomie von geistiger Elite und großer Menge als überwindbar erscheinen läßt. Zweitens betont sie die Bedeutung Fontanes für die Gegenwart in einem „vaterländischen" Sinne, der vermutlich im ideell aufgewerteten Preußentum zu suchen wäre.
Wie gesagt: Kugler ließ diese Zusammenhänge nur anklingen und führte sie nicht explizit aus. Ihm war gelegen an der bündigen Klärung der Lebenssituation Fontanes. Daß dabei sein eigenes Reformkonzept im Hintergrund stand und auch Schatten warf, ist verständlich. Für das kunstkritische Niveau, das im Freundeskreis, besonders im Rütli, herrschte, ist der Bittbrief ein überzeugender Beweis. Er reiht sich in seinem Aussagewert in die Argumente ein, die der preußischen Literaturkonzeption nach 1848 mit dem Zentrum Berlin eine charakteristische Eigenständigkeit zumessen.
Anmerkungen
1 Karl Zöllner an Friedrich Eggers, 1. April 1858. — In: Briefe von Karl Zöllner an Friedrich Eggers, Stadt Archiv Rostock, Familiennachlaß Eggers. 1.4.7,22.
2 Das Gesuch an Emil Illaire und die nachgesandten Zeilen vom 10. Juni 1853 wurden erstmalig veröffentlicht: Des jungen Literaten Theodor Fontanes Unterstützungsgesuche an Friedrich Wilhelm IV. Hrsg, von Charlotte Jolles. — In: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins. Neue Folge der „Mitteilungen". — Heft 2, 1938. — S. 62—66. Ch. Jolles ließ dort neben Fontanes beiden Schreiben an den König vom 13. März 1851 und vom 6. März 1852 auch das Empfehlungsgesuch von Kugler und seinen kurz darauf geschriebenen Brief abdrucken. Den Hinweis auf diese Materialien und zahlreiche Anregungen verdanke ich Herrn Prof. Wruck. Zu danken habe ich auch Herrn Dr. Werner Volke, der mir bei der Beschaffung des Briefes von Kugler an J. G. von Cotta unkompliziert und mit großer Freundlichkeit behilflich war.
3 Im Zusammenhang mit Unterstützungsverhandlungen für Christian Fr. Scherenberg und Theodor Storm fällt ebenfalls Illaires Namen.
4 Vgl. die von ihr publizierte Kabinettsorder Friedrich Wilhelms IV. vom 24. März 1851, die von Illaire eigenhändig entworfen und signiert wurde. — In: Des jungen Literaten Theodor Fontanes Unterstützungsgesuche. — S. 63.
5 Franz Kugler an seine Frau Clara, 19. Juni 1853. — In: Zentrales Staatsarchiv, Dienststelle Merseburg, Rep 92, Kugler I a, No. 107, Bl. 258. Ebenso das folgende Zitat.
6 Zentrales Staatsarchiv, Dienststelle Merseburg, Hist. Abt. II, 2.2.1. Nr. 5769, Bl. 38.
7 Franz Kugler: Briefe an Theodor Fontane. — S. 262.
8 Das wird aus dem Briefnachlaß an seine Frau (Zentrales Staatsarchiv, Dienststelle Merseburg) ebenso deutlich wie aus den Briefen an seinen Freund Carl Grüneisen (Schiller-Nationalmuseum Marbach a. N., Deutsches Literaturarchiv). Vgl. besonders seinen Brief an Grüneisen vom 26. März 1846.
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