Nr. 5 An einen Mitarbeiter des Verlages
Berlin, den 25. September 1865.
Hochzuverehrender Herr.
Eben verläßt mich Herr Burger, mit dem ich — so weit das zwischen uns beiden abgemacht werden kann — über die bildliche Ausstattung des Buches das Nötige besprochen habe. Das, was er vorhat, scheint mir unter den obwaltenden, wenig günstigen Umständen das Beste zu sein.
Diese Zeilen haben aber noch einen andern Zweck als die vorstehende Mitteilung. Burger betrachtet das Ganze als ein verspätetes, seines ursprünglichen Lebensgeistes beraubtes, totgeborenes Unternehmen, und sagte mir, daß er sich bereits in diesem Sinne gegen Sie geäußert habe. Ich knüpfe an diese Burgersche Ansicht an. Vielleicht sieht er um einiges schwärzer als nötig, wenn indessen der Herr Minister — und zwar „nach und nach" — nur eine Abnahme von 1000 Exemplaren in Aussicht gestellt hat, so scheint mir der äußere Erfolg des Buches allerdings keineswegs gesichert. Gestatten Sie mir in Rücksicht darauf die Mitteilung, daß meinerseits kein Weheschrei laut werden würde, wenn die Herausgabe unterbliebe. Die Freude an dem Unternehmen ist allerseits längst dahin; weder der Herr Minister, noch Herr v. Decker, noch Sie, noch Burger, noch ich, hängen wohl irgend länger noch an dem Buch und die Frage: „ob es überhaupt noch erscheinen soll" scheint mir allerdings, wenn nicht die Deckersche Firma über den Absatz günstiger denkt als der Illustrator und der Schriftsteller, eine wohl aufzuwerfende. Lebte ich nicht von meiner Feder, so würde ich Ihnen durch einen teilweisen Verzicht auf mein Honorar gern entgegenkommen; doch ist mir das leider nicht möglich. Das eine Opfer aber würde ich ohne weitere Kümmernisse bringen: ein bestes Lebensjahr (und wer weiß wie viel man deren noch hat) an ein vor der Geburt schon gescheitertes Unternehmen gesetzt zu haben. Ich füge hinzu, daß dem Herrn Minister schwerlich an dem Erscheinen des Buches gelegen sein kann. Ich weiß es nicht, aber ich habe ein Gefühl davon. —
Diese Mitteilungen würden ihr Mißliches haben, wenn ich noch bei der Arbeit wäre; sie würden eine unlustige Arbeitsstimmung verraten und wenig von der Arbeit selbst erwarten lassen. Aber die Arbeit selbst, ein paar Seiten abgerechnet, ist fertig und zwar im Wesentlichen mit Ernst und Eifer vollendet worden. Diese Betrachtungen schaden also nichts mehr. Bitte, ziehen Sie sie ernstlich in Erwägung. —
Ihr aufrichtig ergebenster Th. Fontane
Nr. 6 An A. V. Schultz Hochgeehrter Herr.
Herr Faktor Baumann hat die Freundlichkeit gehabt mir mitzuteilen, daß unser Buch, nach neuerdings gefaßtem Beschlüsse, nunmehr erst Anfang April komm. J. versandt werden soll. Es ist mir das, aus mehr als einem Grunde, eine schmerzliche Nachricht gewesen, wenn schon ich gerne einräume, daß die Verhältnisse, die sich Juli und August so unvorteilhaft zu gestalten anfingen, kaum einen andern Ausweg gelassen haben mögen.
Für den Absatz des Buches — ich spreche da nach Erfahrungen, die ich bei meinen letzterschienenen Büchern über die Mark gemacht habe — wäre November gewiß besser gewesen als April, doch berührt dies eine Seite der Angelegenheit, von
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