Heft 
(1989) 48
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der meine Person wiewohl einem das Maß des Erfolges nicht gleichgültig sein kann am wenigsten betroffen wird. Wovon ich betroffen werde, das ist zunächst eine Einbuße an Zeit. Ich glaubte, von Mitte November an, mich ungestört einer andern großern Arbeit widmen zu können und werde nun, weitre fünf Monate lang, Düppel-Alsen im Kopfe tragen und mit Fahnen und Revisions-Bogen mich herumschlagen müssen. Es geht nicht anders; aber es ist doch bedrücklich.

Der andre Punkt ist der Geldpunkt. Ich lebe der Hoffnung, daß mir Ihre schon bewiesene Freundlichkeit hier entgegenkommen und eine Summe, die ich spä­testens bis Mitte November zu empfangen hoffte, auch bis zu diesem Termine zustellen wird. Der Wortlaut der Abmachungen ist gegen mich, die Billigkeit ist für mich. Das Ausbleiben dieser Summe, auf die ich glaubte fest rechnen zu dür­fen, würde mich in eine Verlegenheit bringen, die Ihre Güte gewiß bereit sein wird mir zu ersparen.

Das M. S. ist jetzt fertig bis aufs tz mit Überschriften, Noten, Anmerkungen etc. Nur die kleinen Zeichnungen, soweit ich dieselbe machen kann, fehlen noch. Doch hoffe ich bis Montag damit fertig zu sein. Ich werde Ihnen dann, also in späte­stens 8 Tagen, das Ganze überbringen oder übersenden und bitte herzlich die Ablieferung des Manuskripts in diesem speziellen Falle als gleichbedeutend mit Schluß des Druckes ansehen zu wollen.

Mich Ihnen bestens empfehlend, hochgeehrter Herr,

Berlin den 2. November 65.

Ihr ganz ergebenster Th. Fontane

Nr. 7 An Ludwig Burger Verehrtester Burger.

Zunächst mein aufrichtiges Bedauern, daß Sie Patient sind und ln so störender und empfindlicher Weise; hoffentlich ist es nicht allzu schlimm und gönnt Ihnen

bald die Rückkehr zur Arbeit.

Zu den Zeichnungen gratuliere ich Ihnen, dem Buche und mir. Niemand wird Ihnen nachsagen können, »daß das eben nur die alte Geschichte sei.' Freilich bei einer gewissen Verbrauchtheit des Stoffes lag hier eine Gefahr; aber um so mehr haben wir alle (Decker, ich und das Publikum) Ursach, uns bei Ihnen zu bedanken, daß Sie die drohende Gefahr so glücklich vermieden haben. Alles ist malerisch, charakteristisch, zum Teil wo überhaupt angebracht frappant geistvoll z. B. die Vignette, wo der dänische Löwe die schleswigsche Wappen­hälfte mit seiner Tatze abreißt. Am Dannewerk (sehr hübsch) habe ich den Paukenstock, aus dem der Elephanten-Rüssel aufwächst, nicht recht verstanden; mir fehlt hier wahrscheinlich die Anschauung von etwas Tatsächlichem.

Das M. S. kann ich leider nicht schicken; es lagert schon seit länger als 6 Wochen bei Deckers. Ich werde Ihr Söhnlein dorthin dirigieren; vielleicht kann ers dort erhalten. Nochmals besten Dank; mit dem Wunsche, daß es bald wieder besser gehn möge, wie immer Ihr ergebenster

Th; Fontane.

Berlin

d. 25. Dezb; 65.

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