Heft 
(1989) 48
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Nr. 8 An A. V. Schultz

Sehr geehrter Herr.

Wir hatten den Geldpunkt noch nicht besprochen und es war nötig diese Sache zur Sprache zu bringen.

Sie proponieren 750 Rtr. wie für das Schleswigholstein-Buch. Dafür kann ich es aber nicht tun. Ich will kein Gewicht darauf legen, daß ich diesmal die Orien­tierungs-Reise auf eigene Kosten statt auf Kosten des Ministeriums machen muß, ich will ebenso wenig hervorheben, daß der jetzt bereits riesig angewachsene Stoff, eben weil es dabei Massen zu bewältigen gibt, eine künstlerische Darstel­lung wesentlich erschwert, ich lasse all das, (wiewohl es nichts Nebensächliches ist) fallen und betone einfach den Umstand, daß ich von der Gunst der Umstände ziehn und von einem höchstwahrscheinlich sehr vorteilhaften Unternehmen auch meinerseits einen Vorteil haben möchte. Ein dritter Krieg wird diesem zweiten nicht auf dem Fuße folgen und ein glänzender äußerer Erfolg, da diesmal alle Provinzen gefochten haben, ist nach menschlicher Voraussicht diesem Buche fast gewiß. Sie werden es nicht unbillig finden, daß auch ich von dieser günstigen Situation profitieren möchte. Ich erbitte ein Honorar von 50 Rtr. pro Bogen.

Mit kleinen Nebenwünschen, deren Erfüllung nach Feststellung der Haupt­sache ich von Ihrer Güte mit Sicherheit entgegensehe, will ich heute nicht schon kommen. Diese Details werden keine Schwierigkeiten machen, wenn erst das Allgemeine geordnet ist. In der Hoffnung, daß wir recht bald zu einer Eini­gung kommen, wie immer, sehr geehrter Herr, Ihr ganz ergebenster

Berlin d. 2. August 66.

Th. Fontane

Nr. 9 An Rudolf von Decker Sehr geehrter Herr.

Mit aufrichtiger Freude ersehe ich aus Ihrer heutigen geehrten Zuschrift, daß wir weniger auseinander sind, als ich beinah fürchten zu müssen glaubte. Sie ver­meiden es auf meine Hauptmotivierung einzugehen, stellen aber freundlicher­weise eine Rechnung an, deren Resultate meinen Wünschen wenigstens sehr nahe kommen. Ich soll 1200 Rtr. empfangen für ein Buch, das dem Schleswigholstein- Buch im Wesentlichen an Umfang gleichkommt. Hiermit bin ich einverstanden; wegen Bagatellen (ein paar Seiten oder ein paar Taler) werden wir nicht in einen Disput treten.

So weit wäre alles gut. Es bleibt indes eine Schwierigkeit übrig, die noch der Lösung harrt. Ich hoffe, daß diese Zeilen diese Lösung finden. Die Schwierigkeit liegt in der Frage: wie stark wird das Buch? Es wäre töricht, wenn ich behaupten wollte, daß sich die Sache nicht wieder in 24 oder 25 Bogen behandeln ließe, aber ich habe doch andrerseits ein sehr starkes Gefühl davon, daß diese Kondensie­rung des Stoffes einmal schwierig und zweitens dem Buche nachteilig sei. Das Publikum sträubt sich freilich gegen das wirre Durcheinander planlos angehäuf­ter Details, aber so sehr es gegen ein solches .wie" der Sache eingenommen ist, eben so wenig ist es geneigt das .was" sich nehmen zu lassen. Es verlangt De­tails. Und es hat Recht darin; nur im Detail steckt Leben und Interesse.

Sie haben das selbst gefühlt, als Sie in Ihrem ersten geehrten Schreiben von der

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