Nr. 13 An Rudolf von Decker Hochzuverehrender Herr von Decker.
Gestatten Sie mir noch ein letztes Wort in der schwebenden Angelegenheit.
Daß der Bescheid, den Maler Burger die Freundlichkeit hatte mir heute zu überbringen, außer Stande war mich zu beruhigen, oder meine tief daniederliegende Arbeitsfreudigkeit wiederaufzurichten, brauch ich wohl kaum erst zu versichern.
Ich mache eine neue Proposition. Lassen Sie uns das Schleswig-Holstein-Buch, 23 Bogen stark, als Einheit annehmen. Ich erhielt dafür 750 Taler. Ich würde danach für ein Buch von 46 Bogen immer erst die Summe erhalten (1500 Taler) die für ein Buch von 30 Bogen zugestanden war.
Weiter kann ich nicht gehn. Ist es unmöglich diese oder meine frühre (25. Juni) gemachte Proposition in bestimmter schriftlicher Erklärung akzeptiert zu sehn, so bleibt mir nichts andres übrig als unter meine Arbeit, wie sie jetzt da liegt, einen Strich zu machen und den immerhin noch erheblichen Rest in lapidarer Kürze zu behandeln. So sehr ich dies auch aus den verschiedensten Gründen beklagen würde, so bin ich doch nicht in der Lage, an eine Arbeit, an die ich bereits 2 Jahre statt 1 gesetzt habe, noch ein weitres halbes Jahr ohne ein bestimmt ausgesprochenes Äquivalent setzen zu können. Wie gering die Summe ist, die ich als ein solches Äquivalent ansehn würde, erhellt am besten aus dem Exempel, das meine obige Proposition an die Hand gibt. — Die Sache ist übrigens — Herrn Schultzes Nichtantwort verdanke ich einen Verlust von 8 Tagen — der Zeit nach so brennend, daß jeder Tag schwer ins Gewicht fällt. Nach 8 Tagen schon — und wenn mir goldne Berge versprochen würden — würd' ich erklären müssen: ich kann es bis Weihnachten nicht mehr leisten. — Sollte ich Sonnabend Mittag noch ohne Antwort sein, so nehme ich an, daß Sie meine Propositionen ablehnen.
Mit der herzlichen Bitte, die etwas resolute Sprache dieses Briefes, die mir durch die Verhältnisse aufgedrungen wird, nicht übel deuten zu wollen, hochzuverehrender Herr von Decker,
mit ausgezeichneter Hochachtung . Ihr ganz ergebenster Th. Fontane
Berlin den 2. Juli 1868.
Königgrätzer Str. 25.
Nr. 14 An Rudolf von Decker Hochzuverehrender Herr v. Decker
Die bloße Tatsache, nach dem Schweigesystem das schon vorigen Sommer gegen mich eingeführt wurde, einen Brief von Ihnen erhalten zu haben, hat mich erfreut. Leider aber ist der Inhalt Ihres Briefes ohne allen Trost für mich. Wenn ich in „kränklicher Erregtheit" bin — ich würde meinen Seelenzustand doch noch anders bezeichnen — so sind Überarbeit und, ich bitte um Entschuldigung, die nüchtern-harte Art, wie man mich traktiert hat, daran Schuld.
Sie schreiben mir, ich hätte vor 2 Jahren die getroffene Abmachung „mit Freuden" akzeptiert. Was soll ich darauf antworten? 30 Bogen, meinetwegen auch 35 Bogen, für 1500 Rtr. mit Freuden; gewiß! auch heute noch; 60 Bogen für 1500 Taler mit Schmerz.
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