Ich denke, wir nehmen nun die ganze Sache, wo uns alles im Stich lassen zu wollen scheint, direkt in die Hand.
Bereits habe ich eine Ansprache aufgesetzt, die ich zu einem Subskriptionsbogen herrichten werde, um dann damit schnurren zu gehn. Sie sind doch damit einverstanden, daß wir unsre beiden Namen zunächst unter die Ansprache und dann obenan auf den Subskriptionsbogen setzen. Ich weiß nicht, wie viel Ihnen Ihre Mittel erlauben; ich habe vor, als Minimum mit 2 Talern zu debütieren und dann noch meine Kinder, jeden mit 5 Sgr aus der Sparkasse, auftreten zu lassen. Gedenken Sie ähnliches zu tun? Dann will ich mich an Heyden wenden, der immer sehr generös in solchen Sachen ist, so wie an eine mir befreundete katholische Familie. Wie denken Sie über Bleibtreu? Überhaupt können Sie in Ihrem Kreise gewiß noch den einen oder andern anspannen. Ich meinerseits hoff es doch am Ende auf 15 T. zu bringen, treiben Sie Ihrerseits 10 T. auf, so haben wir 25 T„ dann will ich mich an die Johanniter wenden und erst ganz zuletzt, wenn alle Stricke reißen, an den König. Ich hoff es ganz vermeiden zu können. Könnten wir über die Sache noch sprechen? Vielleicht führt Sie Ihr Weg 'mal Vormittags oder Mittags an unsrer Zeitung vorbei. Ich geh bei dem Ostwind nicht aus, sonst käme ich selbst. Wie immer
Ihr Th; F.
Nr. 17 An Rudolf von Decker
Berlin 10 März 69.
Hochzuverehrender Herr v. Decker
Nach längerem Erwägen hin und her, halte ich es doch für gut nachstehende Zeilen an Sie zu richten. Mit kranker Hand, weshalb ich mein wüst aussehendes Schreiben zu entschuldigen bitte!
Unsres wohl allseitig verehrten Burger's (von mir gewiß) Initiale zu Problus, scheint mir gedanklich ein großer faux pas. Sie haben ihm schon den Helm wegdisputiert und die Krone wieder hergestellt, aber das langt nicht zu. Das mit Ketten an uns geschmiedete Sachsen, ist eben so schlimm. Ich hab' es verschiedenen Freunden gezeigt, ohne jede Vorausbemerkung, vielmehr mit den Worten: „seht mal, wie famos Burger solche Sachen ins Werk setzt", alle aber kamen kaum zu einem Lobe der unzweifelhaft brillanten Ausführung, sondern erschraken einfach über den Gedanken. So eklatant ist der politische Fehler, die Beleidigung gegen Sachsen. Ich hab' es für meine Pflicht gehalten. Ihnen dies zu schreiben. Speziell Sachsen gegenüber, das sich bisher musterhaft benommen hat, geziemt sich die höchste Vorsicht. Die Wunde ist ja kaum erst vernarbt und schmerzt noch. Dazu kommt, daß alles was bei Decker erscheint, immer, einen halboffiziellen Charakter an sich trägt.
Wenn irgend möglich, bitt' ich B. kein Wort von diesen Zeilen zu sagen, deshalb hab' ich direkt an Sie geschrieben. Bitte, verbrennen Sie den Brief. All so was wirkt immer halb wie Petzerei, halb wie Überhebung. Ist es aber wünschenswert, daß mein Name genannt wird, so mag es geschehen, da ich nötigenfalls gern für meine Ansicht eintreten will. Aber besser ist besser. Es leitet mich weder ein
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