Heft 
(1989) 48
Seite
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persönliches noch ein direkt sachliches (denn für das Buch ist es gleichgültig) sondern nur ein preußisch-patriotisches Interesse. Wir müssen versöhnen, Friede haben.

Soll Burger erfahren, wie ich zu der Sache stehe, so ist es am besten, er liest diesen Brief.

Hochzuverehrender Herr v. Decker,

Ihr ganz ergebenster Th. Fontane

Nr. 18 An Rudolf von Decker

Berlin 16. März 69.

Hochzuverehrender Herr v. Decker.

Pardon daß ich Sie in der betr. Angelegenheit noch 'mal inkommodiere.

Ich muß morgen oder übermorgen wegen allerhand Dinge an Burger schreiben und möchte gern vorher wissen wie die Sache steht mit anderen Worten ob Sie meinen Brief als eine Art Reserve-Artillerie (alle andern Bilder und Vergleiche wie militärische sind mir längst untergegangen) ins Feuer geführt haben oder nicht. Ist dies unterblieben, haben Sie die Sache allerpersönlichst durchgefochten, so werd' ich mich hüten irgend wie darauf zurückzukommen, weiß er mich aber im Komplott, so ist es besser, ich stelle mich ihm einfach als Verschworener vor, damit ich vomverruchten Casca" doch am Ende wieder zumauch Du Brutus" anvancieren kann.

Noch ein Wort über den Druck des Buches.

Ich weiß nicht in wieweit Sie in die Details, in den täglichen kleinen Krieg zwischen Setzer, Drucker, Korrektor und Schriftsteller eingeweiht werden; mit all diesen Bagatellen kann man Ihnen unmöglich kommen. Also zur Orientierung so viel, daß ich in der letzten Woche zwei, dreimal um Aushülfe-Stücke, 5 oder 10 oder 15 Zeilen angegangen worden bin, worauf ich zweimal mit einemes geht nicht" geantwortet habe. So etwas macht immer einen brüsken Eindruck, oder erscheint wichtigtuerisch. Es ist mir deshalb ein Bedürfnis Ihnen zu sagen, daß wenn ich schreibe:es geht nicht", es auch wirklich nicht geht. Innerhalb weniger Monate sind es nun runde drei Jahre daß ich an dem Buche arbeite, ausschließlich arbeite und es liegt auf der Hand, daß mir der ich ein Auge für derlei Dinge habe selber daran gelegen sein muß, nun das Ganze auch im tadellosesten Kleide erscheinen zu sehn. Aber wenn die Partie so steht: kleiner typographischer Man­gel oder verpfuschter, konfuse gemachter Text, so wird mir niemand verargen können, wenn ich in diesem Konflikt auf die Seite meines Kindes trete. Ich bin mir bewußt dabei nicht kleinlich und pedantisch zu verfahren, ich weiß, daß es vielfach auf eine Handvoll Noten nicht ankommt und daß es gleichgültig ist, ob ich die Einrichtung eines böhmischen Hostinec in 4 oder 8 oder 12 Zeilen beschreibe, es gibt aber andre Stellen und sie sind in einem so umfangreichen Werke natürlich nicht gering an Zahl, wo es auf ein Wort, ein Komma ankommt und wo 4 oder gar 8 eingeschobene Zeilen, wenn sie auch an und in sich ganz verständig sind,

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