Heft 
(1989) 48
Seite
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Die Fahnen sind nun samt und sonders in meinen Händen. Wegen der noch fehlenden zwei, drei Karten schreib ich heut oder morgen noch an Herrn Kühn. Bitte, behalten Sie, wenn irgend möglich, den 15. Januar als Erscheinungstermin im Auge.

Soll im Satz fortgefahren werden, so kann dies jeden Augenblick geschehen. Ich bin jetzt mit Beaumont fertig und (bis Neujahr) jedenfalls mit Sedan. Dies würde, nach ohngefährer Schätzung 12 bis 13 Bogen geben. Vielleicht empföhle es sich, dies als Heft II herauszugeben, Sedan ist gerade ein vorzüglicher Abschnitt.

Wie immer Ihr ganz ergebenster Th. Fontane.

Nr. 26 An Rudolf von Decker

Berlin den 9. Januar 1873. Potsdamer Str. 134 c.

Hochgeehrter Herr von Decker.

Die letzten Fahnen sind seit etwa 8 Tagen in Händen der Druckerei und ich stelle, ohne beschwerlich fallen zu wollen, noch einmal das ergebenste Gesuch, doch ja mit aller Macht vorgehn zu wollen. Die Zeitfrage ist dabei wirklich von höchstem Belang. In diesem Augenblick liegt die Partie noch leidlich günstig, wenigstens günstiger als wir vor 3 Monaten erwarten konnten, das 2. Heft des General­stabswerkes ist erschienen, schneidet aber mit dem Vorabend von Wörth und Spichern ab. kommen wir nun Ende Januar mit dem ersten Halbband heraus, so haben wir doch immer einen bedeutenden Vorsprung; und daran hängt viel. Wir sind doch zu sehr erheblichem Teil auf die Militärs, auf die Leute von Fach und Verständnis angewiesen; das große Publikum, nachdem es seinen ersten Heißhunger gestillt, kommt nicht mehr recht in Betracht. Wer erst seinen Hiltl glücklich im Leibe hat, ist für diese Weit abgefunden.

Also bitte, lassen Sie alle Segel beisetzen, damit wir in Front des Treffens bleiben. Was bis jetzt erschienen ist, das alles schadet uns innerhalb der Kreise, auf die wie angewiesen sind, sehr wenig; die Gefahr liegt im Generalstabswerk, und dieser Gefahr entgehn wir nur, wenn wir immer um drei, vier große Schlachten voraus sind.

Es fehlen noch 5 kleine Kärtchen. Herr Kühn hat die Zeichnungen resp. Angaben; in 8 Tagen will er fertig sein. All diese Karten kommen aber auf die letzten drei Bogen, so daß kein Hindernis ist, bis zu der betr. Stelle, etwa Bogen 20 oder 21, mit aller Kraft vorzugehn. Bis dahin sind dann auch die letzten kleinen Karten fertig.

Ich hoffe von Ihrer Geneigtheit das Beste. Ohnehin ist diesDrippeln" peinilich für meine Arbeit. Ich habe ein gutes Gedächtnis, aber alles hat seine Grenze; wo soll ich den ganzen unerläßlichen Überblick über das Ganze hernehmen, wenn alles mit 8 und 14tägigen Pausen, bruchstückweise an mich heran tritt?

Mit vorzüglicher Hochachtung, hochgeehrter Herr von Decker,

Ihr ganz ergebenster Th. Fontane

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