Heft 
(1989) 48
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Nr. 27 An Otto Marquardt

Berlin 8. Septemb. 73. Potsdamer Str. 134 c.

Sehr geehrter Herr Marquardt.

Eben erhalte ich von einem englischen Artillerie-Offizier, Mr. Congdon, einige sehr verbindliche Zeilen, in denen er anfragt, unter welchen Bedingungen er mein Buch über den 70/71er Krieg übersetzen könne. Ich halte es für meine Pflicht, Sie davon in Kenntnis zu setzen und meinerseits bei Ihnen anzufragen, wie die Firma Decker zu dieser Frage steht? In dem sehr wahrscheinlichen Falle, daß Sie von einem gleichen Unternehmen (Übersetzung ins Englische) Abstand nehmen, hoffe ich, daß sich meinen Unterhandlungen mit Lieutenant Congdon keine weitren Hindernisse in den Weg stellen werden.

Wie immer, sehr geehrter Herr Marquardt, Ihr ganz ergebenster

Th. Fontane

Nr. 28 An Otto Marquardt

Berlin 12. Septemb. 1873. Potsdamer Str. 134 c

Sehr geehrter Herr Marquardt.

Eben empfange ich ihre gefl. Zeilen vom gestrigen Tage, auf die ich mich zu antworten beeile. Es will mir scheinen, daß wir glücklich wieder bei einer Frage angelangt sind, die schon vor etwa 5 Jahren als auf meine Bitte die Bemerkung »das Übersetzungsrecht ist Vorbehalten" dem Titelbogen noch in zwölfter Stunde hinzugefügt wurde zu vorläufiger Erwägung kam. Es ist dies die Frage: wie weit reichen, im Falle einer Übersetzung dieser meiner Bücher, Ihre Rechte und die meinigen?

Ihre Zeilen, wenn ich sie recht interpretiere, geben der Ansicht Ausdruck, daß die Angelegenheit lediglich eine Angelegenheit der Firma Decker und das Buch selbst ausschließlich und ganz und gar ein Besitz Ihres Verlages sei. Ich werde in dieser Annahme durch ein Vorkommnis bei Erscheinen des diesmaligen ersten Halb­bandes (ich meine die Dedikations-Angelegenheit) bestärkt. Die Anschauung, die dem allem zu Grunde liegt, kann ich nicht teilen, ich habe in derselben Weise, wie man sonst die einzelnen Auflagen eines Buches verkauft, so in Betreff dieser Bücher für alle kommenden oder nichtkommenden Auflagen verkauft. Aber dieser Verkauf ist kein absoluter, insoweit er eben, meiner Auffassung nach, eine aus der Sprache hergeleitete lokale Begrenzung hat. Ein Wort, das mich all und jeden Anrechts bis auf das letzte Tipfelchen entkleidete, ist von mir weder jemals gedacht noch ausgesprochen worden.

Ich bitte Sie dringend, sehr geehrter Herr Marquardt, unter freundlicher Würdi­gung meines Standpunktes, der mir Logik und Billigkeit gleichmäßig für sich zu haben scheint, Herrn von Decker beraten und den schon einmal meinerseits angeregten und damals im Prinzip nicht verworfenen Kompromiß (Halbierung) befürworten zu wollen.

Kommen wir, wie ich von Herzen wünsche, über diesen Punkt zu einem »ewigen Frieden", so kann mir natürlich nichts erwünschter sein, als die Verhandlungen

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