einfach schrecklich finde. Halten Sie mir dies zu gut, aber ich kann nichts andres sagen.
Und nun eine Vorrede! Ja, wenn ich auch nur den leisesten Schimmer hätte, was da wohl zu sagen wäre. Damals, vor gerade 30 Jahren, habe ich das Buch so gut gemacht wie ich konnte; jetzt seh' ich nur seine Mängel und Fehler. Und das kann ich doch in einer Vorrede nicht sagen.
Seien Sie versichert, daß ich Ihnen gern andres. Entgegenkommenderes geschrieben hätte; wie's aber liegt, ließ es sich nicht tun.
In vorzüglicher Ergebenheit Th. Fontane.
Nr. 33 Max Jähns: Rezension über Der Krieg gegen Frankreich 1870/71 Lange Zeit hat man uns Deutschen vorgeworfen, daß wir zwar vorzügliche historische Forscher, aber schlechte Geschichtsschreiber seien. Der Vorwurf war gerecht, und er trifft uns zum Teil noch jetzt. Gehört es doch zu den Kennzeichen des deutschen Gelehrten, ja des deutschen „Fachmannes" überhaupt, daß er es im Allgemeinen verschmäht, populär, d. h. „gemeinverständlich", und vor allen Dingen „anschaulich" zu schreiben: sei es, daß ihm die Fähigkeit dazu abhanden gekommen ist, indem er durch allzu andauerndes Detailstudium in eine Art geistiger Kurzsichtigkeit verfällt, welche ihn hindert, vor den Bäumen den Wald zu sehen, sei es, daß ihn die Furcht zurückhält, von den Fachgenossen für einen Popularitätshascher und im Wiederholungsfälle am Ende gar für einen „Dilettanten" gehalten zu werden. Das Achselzucken aber, mit welchem man dies fürchterliche Wort auszusprechen pflegt, wirkt auf den vorurteilslosen Beobachter oft recht komisch. — Wie Vielen von denen, die mit höllenrichterlichem Ernste das Todesurteil „Dilettantismus" fällen, wäre von ganzem Herzen etwas „diletto" zu wünschen; etwas von echter unbefangener Freude an dem von ihnen betriebenen Gegenstände, der ihnen ja oft genug nur noch als ihre Spezialdomäne, gar nicht mehr um seiner selbst willen, Interesse abgewinnt.
Solch' echter diletto, warm und tief, doch darum nicht minder klar und gründlich, hat Theodor Fontane beseelt, als er sein Buch über den großen Krieg gegen Frankreich schrieb; und, daß ich es gleich zu Anfang sage, der Liebe zur Sache entsprechen (obgleich Fontane nicht Fachmann, d. h. in diesem Falle, nicht Kriegsmann ist) die Kenntnis und die Kunst. Der Verfasser hat nicht nur mit treuem Fleiße das reiche, schwer zu bewältigende Material ausgenutzt: er ist auch Augenzeuge jener großen Zeit und hat in Folge seiner abenteuerlichen Gefangenschaft die französischen Zustände aus nächster Nähe nur allzu genau kennen gelernt. Er hat ein Auge für das Charakteristische einer Gegend wie Wenige, und diese glückliche Begabung, die seine berühmten „Wanderungen durch die Mark Brandenburg" zur Meisterschaft heranbildeten, kommt ihm zu Statten, ebensowohl für den künstlerischen Untergrund der Einzelschilderungen, wie für Kennzeichnung des Schauplatzes militärischer Ereignisse Fontane ist, wie gesagt, nicht Berufssoldat; doch er ist Soldat mit dem Herzen und mit dem Auge; er hat das volle Verständnis vom Wesen preußischen Kriegertums; denn er hat es seit seiner Jugend geliebt und studiert; und vielleicht eben deshalb, daß ihm die Sprache der militärischen Technik nicht Fachmannsjargon ist, versteht er es, den wahren Inhalt der Kunstausdrücke vollgültig in einfacher und edler Sprache wiederzugeben. Seine strategischen Überblicke sind durchsichtig und klar, seine Gefechtsbilder
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