und historische Persönlichkeiten ins Spiel bringt (C, 78—9, 115—116, 170—171), die Methoden beliebter historischer Romanzen und macht dies meist noch durch ' Erwähnung von Autoren oder Titeln deutlich (C, 3—4, et passim).
Catherine ist also mehr auf die eigene Zeit des Autors gemünzte Satire als ein historischer Roman. Die Behandlung, die Thackeray historischen Ereignissen und Persönlichkeiten zukommen läßt, weist dennoch auf die Geschichtsphilosophie des Verfassers von Henry Esmond und The Virginians voraus, die sich in dem viel zitierten Satz zusammenfassen läßt „I would have History familiar rather than heroic" (HE, 14).
Fontanes Grete Minde ist dagegen mehr als nur »historisierende Novelle". 27 Die psychologische Entwicklung der Titelheldin mag im Vordergrund der Handlung stehen, aber diese Entwicklung ist in Fontanes Version der Ereignisse im Gegensatz zu der seiner Quellen auch beeinflußt von dem Konflikt zwischen katholischem und protestantischem Glauben. Aus einer Mischehe stammend, wird Grete zeit ihres Lebens zwischen den beiden Glaubensrichtungen hin- und hergerissen und als ein katholisches Nonnenkloster ihr eine Zuflucht anbietet, zwingt sie das Versprechen gegenüber Valtin zur Rückkehr in ihre protestantische Heimatstadt. Hier begegnet sie in Bruder und Schwägerin der Mischung aus religiöser Intoleranz und habsüchtiger Unnachgiebigkeit, die wenig später zu den auslösenden Momenten eines dreißig Jahre währenden Verheerungskrieges gehören sollte. Fontane läßt Grete bei der von ihr selbst verursachten Zerstörung ihrer Heimatstadt im September 1617 umkommen, im Gegensatz zu der historischen Brandstifterin, die erst im März 1619 hingerichtet wurde. So erhellt Gretes persönliches Schicksal die historische Situation, in der es sich abspielt. In Schach von Wuthenow besteht die wichtigste Veränderung, die Fontane mit seinem Quellenmaterial vornimmt, in der Verlegung der Kernepisode von 1815 auf 1806 vor Jena. Der Fall des Offiziers aus dem Eliteregiment Gensdarmes symbolisiert so den Niedergang Preußens, und dadurch wird diesem Einzelschicksal Allgemeingültigkeit und überzeitliche Bedeutung verliehen. Als historische Erzählung leistet Grete Minde, wenn auch nicht vom gleichen Rang wie die kritische Analyse der Situation Preußens in Schach, durchaus Vergleichbares.
Anmerkungen:
1 Siehe z. B. Roy Pascal The German Novel: Studies. Manchester 1956. S. 181 ; Brian Rowley: Theodor Fontane: a Novelist in the European Tradition?, in: German Life and Letters, 15/1961—62, S. 71—88; Peter Demetz: Formen des Realismus: Theodor Fontane. München 1964. S. 11 et passim; Wolfgang Eberhardt: Fontane und Thackeray. Heidelberg 1975. S. 8 f. et passim; Stuttgart 1975. S. 10 et passim; H. R. Klieneberger: The Novel in England Walter Müller-Seidel: Theodor Fontane. Soziale Romankunst in Deutschland, and Germany. London 1981. S. 151 ff.; Alan Bance: Theodor Fontane. The Major Novels. Cambridge 1982. S. 20; Richard Humphrey: The Historical Novel as Philosophy of History. London 1986, S. 22.
2 Vgl. Fontanes Äußerung in einem Brief an Hans Hertz vom 16. 3.1895: »Ich will einen neuen Roman schreiben, (...) der (...) eine Aussöhnung sein soll zwischen meinem ältesten und romantischsten Balladenstil und meiner modernsten und realistischsten Romanschreiberei." In: Dichter über ihre Dichtungen 12: Theodor Fontane. Hg. von Richard Brinkmann und Waltraut Wiethölter. München 1973. Bd II, S. 529 f. Weitere Materialien zu diesem Fragment enthält Hermann Fricke: Fontanes letzter Romanentwurf. Rathenow 1938.
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