Gesellschaft in dessen Behausung zusammen, von denen die meisten sich bis zu diesem Tage fremd geblieben waren. — Man hatte Tages vorher eine Einladungskarte erhalten, bei dem freundlichen Wirthe einer Vermählung des Herrn Caffee mit Fräulein Sahne beizuwohnen, und war gern dieser Einladung gefolgt, mit Recht einen fröhlichen Nachmittag erwartend. — Die Gesellschaft bestand aus ungefähr 20 Personen und wurde mit demselben Liede, das wir soeben gehört eröffnet. Herr Sapphir las darauf einen humoristischen Aufsatz über die beabsichtigte Vermählung vor, welcher alle Anwesende in die heiterste, freundliche Laune versetzte. 1 — Diese Stimmung schien der Absicht unseres Wirthes so günstig, daß der König=Hof- schauspieler Herr Lemm auf seine Bitte eine Aufforderung verlas, nach der hier in Berlin eine Gesellschaft gestiftet werden sollte, die in ihrer Tendenz und Organisation der Ludlams= Höhle in Wien sich anschließen möge. — Rasch und lebendig wurde dieser Vorschlag aufgefaßt und mit kekker Frische sogleich zu einer vorläufigen Constituirung geschritten. Aus solchem Elemente hervorgegangen konnte es nicht fehlen, daß jede Form, in der sich der Verein künftig wiederfinden sollte, eine humoristische, komische, ja frazzenhaft tolle Fassung erhielt. So z. B. wurde der Name „der Sonntagsgesellschaft“ gegeben und die schwierige Deklination geübt. Das Urtheil über die zu liefernde Arbeiten (!) grade umgekehrt eingeführt, etwas Schlechtes unmäßig gelobt und das Gute entschieden getadelt, den Mitgliedern Namen gegeben, da mit kein Erinnern an äußere Verhältnisse dem scherzhaften Umgänge Zwang anlegen möge. Einstimmig wurde Herr Sapphir zum Haupte, Herr Baron von Falkenstein zum Stellvertreter desselben unter dem Namen Alcidor und der Schauspieler Schneider zum Sekretair gewählt.
Man kam überein, sich am nächsten Sonntage abermals zu versammeln und durch sein Kommen stillschweigend seinen Beitritt zu der neugebildeten Gesellschaft zu erkennen zu geben. Einige blieben aus, andere fanden sich dazu und so geschah die eigentliche Stiftung erst den 9 ten December. Der angenehm verlebte Nachmittag hatte die Thätigkeit mehrer Mitglieder angeregt und es wurden einige humoristische Aufsätze gelesen, die Herr Sapphir vorschlug unter der Benennung: „Aus dem Sonntagsgesellschafte" in einem Extrablatt des von ihm redigirten Couriers drucken zu lassen. Man gab dies zu, weil man damals nicht wohl anders konnte und so trat der Verein, kaum geboren, der Oeffentlichkeit gegenüber. Man lachte, fragte nach dem so sonderbar auftretenden „Gesellschafte" und wie sich das Wirken des Stifters Freunde oder Feinde erschaffen, so der von ihm gestiftete Verein. Viele der so gedruckten Aufsätze dieser ersten Zeit hatten eine satyrische Tendenz, geißelten das gegenseitige Weihrauchstreuen gewisser literarischer Verbindungen und zogen schonungslos selbst gegen Persönlichkeiten zu Felde. — Dies mißfiel dem ruhigerem besonnenen Theile des Publikums mit Recht und die Mitglieder fühlten oft, daß man sie nur für das gelten lassen wollte, was sie nach ihren Aufsätzen und Gedichten die in „dem Sonntagsgesellschafte" vorgelesen worden waren, scheinen mußten. Dies berührte manchen unangenehm und auf Veranlassung mehrerer Mitglieder mußte der Sekretair in der 1O t Sitzung schon den Antrag stellen, die Versammlung aus der Wohnung des Herrn Sapphir nach einem besonders gemietheten Locale zu verlegen. 2 Dies wurde angenommen und in Folge des Beschlusses trug das Haupt, bis jetzt ohne Beschränkung gewählt, darauf an, man möge alle 1/4 Jahr ein anderes Haupt wählen. Gleichzeitig regte ein Aufsatz des Doktor Bemhardi / Leisewitz in
Schneider, Louis (1805-1878)
Hofschauspieler, Lustspieldichter, Opernregisseur,
Herausgeber des „Soldatenfreunds", Vorleser Friedrich Wilhelms IV., Privatbibliothekar und Geh. Hofrat König Wilhelms I.
11