guter Hoffnung / den Zweifel an, ob ein Verein, in dem nur lustiger Scherz und humoristische Produktivität walte, auf die Dauer möglich sei. 3 Man warf einen Blick in die Zukunft, auf die Mißdeutungen denen man sich schon ausgesetzt und beschloß auch ernstere Arbeiten, so wie der künstlerischen Thätigkeit im Allgemeinen in den Tunnelsitzungen ein freies und mit liebender Sorgfalt gepflegtes Feld anzuweisen. Mit herzlicher Anhänglichkeit erinnern sich gewiß alle Mitglieder, die damals schon dem Verein angehörten, jener schönen Stunden, die uns jeder wiederkehrende Sonntag bot. Gesang, Musik, rege lebendige Förderung heiterer Lebensansicht ließen in den Mitgliedern jene Anhänglichkeit, jene treue sorgende Liebe für den Verein entstehen, die sich nun 10 Jahre hindurch bewährt hat. — Wie rüstig damals gearbeitet wurde, beweist schon die Zahl der im ersten und zweiten Jahre gelieferten Späne. Sie betrug 490., eine Zahl, die keins der späteren Jahre erreicht hat.
Auch nach außen hin faßte der Verein festere Wurzel. Wir wählten Ehrenmitglieder, eine Tochtergesellschaft trat in Leipzig ins Leben. Der FastnachtsDienstag, von uns als der Geburtstag unseres Schutzpatrons angenommen4 sah eine Feier, die allen denen unvergeßlich bleiben wird, die Zeuge derselben waren und zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Bewohner der Preußischen Niederungen wurde ein Band Dichtungen herausgegeben unter dem Titel: »Spenden aus dem Archive des Sonntags Vereins" der eine erfreuliche Aufnahme im Publikum fand. Indessen fanden sich im 2 t und 3 t Jahre unseres Bestehens Zerwürfnisse, die ähnlich fast jede Vereinigung in den ersten Jahren ihres Bestehens bedrohen. Erkältung von Seiten einiger sonst thätiger Mitglieder, andere die Berlin verlassen hatten, selbst ökonomische Nachlässigkeit, hauptsächlich aber die sich immer mehr herausstellende Ueberzeugung, daß die immer noch komischen und lächerlichen Formen des Vereins der wünschenswerthen Vermehrung seiner Mitglieder entgegenstehe. 5 Alles das ließ uns wünschen, eine durchgreifende Veränderung in den Statuten vorzunehmen. Die Gleichgültigkeit für die Versammlungen hatte schon so um sich gegriffen, daß der Sekretair sich 5 mal hintereinander ganz allein im Tunnel versammelte, aber endlich doch die Freude hatte, die alten bewährten Freunde wieder kommen zu sehen.
Privat=Streitigkeiten und verschiedene Ansichten über die Aufnahme neuer Mitglieder ließen das Bedürfnis eines festeren Begründens noch fühlbarer hervortreten und so traten endlich die jetzt geltenden Statuten ins Leben. Scheu hatten wir uns vor jedem Erscheinen in der Tages=Litteratur zurückgezogen und wirkten still nur für den eigenen Fortschritt. — Das Urtheil über die vorgetragenen Arbeiten hatte sich mit der Zeit als einen der wesentlichsten Zwecke unseres Zusammenwirkens herausgestellt, und gewann immer größere Bedeutsamkeit, einen größeren Einfluß auf den Geist und die Tendenz der Arbeiten.
Allen Anforderungen zu entsprechen, die um Erfahrung und deutlicheres bewußteres Fühlen uns aufdrangen, wurden nach langen Berathungen die fast ein ganzes Jahr dauerten, am 8. April 1835 die neuen Statuten angenommen, nachdem dieselben je nach äußeren oder inneren Anregungen schon früher 5 mal geändert worden waren. In ihnen hat der Verein eine feste Basis gewonnen, auf welcher, wie der Erfolg gelehrt, rüstig fortgearbeitet werden kann. 6
Die Arbeiten des Vereins sind in den 10 Jahren seines Bestehens bis zu 1848. [Auslassung im Manuskript, R. B.J. Rechnet man indessen die Arbeiten des Cour d'amour, die Antritts und Abgangsreden der Häupter, mehrere Preisbewerbungen, die musikalischen Compositionen und das Wochen= und Litteratur Blatt hinzu, so sind es weit über 2000., von denen
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